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Sommergewitter

Sommergewitter

Titel: Sommergewitter
Autoren: Kristina Dunker
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besonders lieb meinst?«
    »Ich? Ich krieg sowieso nie eine Freundin . . .«, sagte er überraschend bitter, doch dann besann er sich und rief: »Jedenfalls bestimmt nicht Schaaatzi!«, zog eine Grimasse, spritzte mir Wasser ins Gesicht und tauchte, bevor ich zurückschlagen konnte, schnell unter.
    Langsam kehrten wir zum Ufer zurück.
    Ginie saß noch immer an der gleichen Stelle auf der Decke, malte mit den Fingern Linien in den Sand und hob den Kopf, als wir zu ihr kamen. »Na, war’s schön?«, fragte sie uns zur Begrüßung und das wertete ich positiv   – endlich mal ein Satz, den sie von sich aus sagte.
    »Und wie!« Jonas ließ sich neben sie plumpsen, schüttelte wie ein Hund seine nassen Haare aus und lachte, als meine Cousine aufsprang.
    »Du solltest auch mal reingehen! Das tut gut!«
    »Das mach ich gleich schon noch«, sagte sie und ließ sich dann von Jonas über die Gefahren und Gerüchte aufklären, die es über das Baggerloch gab. Na, immerhin unterhielt sie sich, und wenn Jonas erst mal anfing, jemanden in ein Gespräch zu verwickeln, dann musste man einfach auftauen.
    Jonas hatte eine Gabe, auf alle Menschen einzugehen, er fand einfach immer den richtigen Ton, wenn er mit Leuten redete. Er war witzig und locker, außerdem saher unwahrscheinlich gut aus: strohblonde Haare, verschmitztes Grinsen, lustige Grübchen, blaue Augen . . .
    Dagegen kam Rüdiger einfach nicht an. Rüdiger hatte kurze, braune, stets störrisch und ungekämmt aussehende Haare, die mich immer an das Fell eines Rauhaardackels erinnerten. Seine Brauen waren buschig, seine schönen dunklen Augen kniff er leider viel zu oft zusammen und sein muskulöser Körper wirkte im Vergleich zu dem von Jonas schon richtig erwachsen. Er trainierte Bogenschießen und Judo, sich mit ihm anzulegen war bestimmt nicht ratsam. Aber die meisten Mädchen schreckte das komischerweise eher ab, vielleicht, weil Rüdiger so schweigsam war, er sprach selten mehr als unbedingt nötig. Außerdem wurde er schnell nervös. Dann blinzelte er noch mehr als sonst mit den Augen und bekam den Mund überhaupt nicht mehr auf. Als Kind hatte er sogar ziemlich gestottert, eine Schwäche, unter der er sehr gelitten, die er aber glücklicherweise überwunden hatte.
    Während sich an Rüdiger kein Mädchen so recht herantraute, hatte Jonas eine Ausstrahlung, die schon Dutzende, unter anderem Steffi, kirre gemacht hatte. Eine Zeit lang hatte Steffi auf alles, was sie erreichen konnte, seinen Namen geschrieben: auf ihren Radiergummi, meine Hand, ihre Jeans, meine Schuhe und anscheinend hatte sie sich sogar eine Zahnbürste mit diesem Namen gekauft. Jonas mochte Steffi auch, da war ich mir sicher. Ein richtiges Paar waren sie und Jonas bisher trotzdem nicht geworden. Vielleicht wollten sie ihre Freundschaft nicht gefährden, vielleicht störte es Steffi auch, dass ihn im Reiterverein sogar die kleinsten Gören anhimmelten,deren Herzen sonst nur für tranige Schulpferde schlugen.
    Mir war das egal, ich war nur froh, dass Jonas deswegen nicht arrogant geworden war. Er war einfach unser Jonas und dafür liebte ich ihn auch ein bisschen. Ich glaubte an ihn, hatte ihm schon Mut gemacht, sich nach dem Abi tatsächlich an einer Schauspielschule zu bewerben. Meiner Meinung nach würden sie ihn mit Kusshand nehmen.
    Mittlerweile hatte Jonas sich neben Ginie auf die Decke gesetzt und erzählte ihr von der ertrunkenen Frau. Er wusste genauso wenig darüber wie ich, nutzte aber die Gelegenheit, ein bisschen mit seinen Erfolgen als Rettungsschwimmer der DLRG anzugeben, und stellte eine haarsträubende Theorie von einer tödlichen Unterwasserströmung auf, über die Rüdiger nur grinsend den Kopf schüttelte.
    »So ein Blödsinn, Jonas! Das Ganze ist über zehn Jahre her und seitdem ist nichts mehr passiert. Die Frau war selbst schuld. Sie hatte zu viel gefeiert, zu viel getrunken und Tabletten genommen. Erst hieß es, sie habe Selbstmord begehen wollen, dann deutete aber alles auf einen Unfall hin und am Schluss hat es sogar ein Verfahren wegen unterlassener Hilfeleistung gegeben. Die haben damals richtig ermittelt, mit Mordkommission und allem Drum und Dran, genau wie im Fernsehen, Philipp sagt, seine Kollegen hätten damals sogar . . .«
    »Dein schlauer Bruder hat dir mal wieder eine Räuberpistole erzählt. Er gibt doch mit seinem Job bei der Polizei total an, kommt sich nach zwei Jahren schon vor wie der Supercop!«
    »Hahaha!«, sagte Rüdiger beleidigt.
    »Erzähl mal weiter!
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