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Sommergewitter

Sommergewitter

Titel: Sommergewitter
Autoren: Kristina Dunker
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uns warm werden«, sagte Rüdiger.
    »Warm werden? Bei der Hitze?« Jonas lachte und Rüdiger, der sich veräppelt fühlte, musste ihn erst mal döppen.
    »Meinst du, sie mag uns nicht?«, fragte mich Steffi. »So wie sie mich vorhin angeguckt hat . . . und der See gefällt ihr ja wohl auch nicht.«
    »Ach Quatsch«, widersprach ich, »das bildest du dir ein! Rüdiger hat recht, sie muss sich erst eingewöhnen. Das wird schon.«
    Steffi nickte und drehte sich auf den Rücken. »Wär ja schön . . .«
    Ja, das wäre es. Aber so schweigsam und desinteressiert, wie Ginie sich bei ihrer ersten Begegnung mit meiner Clique gab, hatte ich wenig Hoffnung, dass die sie sofort ins Herz schließen würde. Für fünf Personen war unsere Decke dann ja vielleicht wirklich zu klein. Und hatte Steffi nicht gesagt, Leute wie Yasmin passten nicht zu uns? Vielleicht passte auch Ginie nicht? So unähnlich schien sie Yasmin nicht zu sein . . .
    Um meiner Cousine zu helfen, beschloss ich, ein bisschen gut Wetter und Werbung für sie zu machen, und berichtete, was ich von ihr wusste. Viel war es nicht.
    Meine Mutter hatte erzählt, dass sie und ihr Vater oft umgezogen waren, dass sie eine Zeit lang in ein Internat gegangen und erst im letzten Jahr zu ihrem Vater in die Berliner Wohnung gezogen sei. Sehr gut verstanden hatten sie sich angeblich nicht, Ginie, so die Worte meiner Mutter, sei oft abends lange fortgeblieben und habe schlechten Umgang gehabt. Kein Wunder, wenn der Vater immer unterwegs sei. Außerdem fehle ihr einfach die Mutter.
    Mit deren Tod konnte ich natürlich ein bisschen Mitleid bei meinen Freunden wecken, auch wenn ich Rüdigers neugierige Frage nicht beantworten konnte, wann und woran genau sie denn gestorben sei. Wir hatten eigentlich nie näher darüber gesprochen.
    »Wahrscheinlich Krebs«, vermutete Steffi, daran war vor einiger Zeit auch einer unserer Mitschüler gestorben.
    Von Ginie wusste ich außerdem noch, dass sie besonders schön zeichnen konnte. Auch das hatte ich von meiner Mutter erfahren, die selbst in einen Kreativkurs nach dem anderen rannte. Persönliche Eindrücke von meiner Cousine hatte ich so gut wie keine. Wir hatten uns einfach viel zu selten gesehen.
    »Das ist ja schlimm, so früh die Mutter zu verlieren«, sagte Steffi.
    »Und dann auch noch ständig umziehen zu müssen!«, mischte sich Jonas ein. »Dein Onkel hätte von vornherein hierher ziehen sollen. Oder zumindest dafür sorgen, dass Ginie hier mit dir aufwachsen konnte.«
    »Genau!«, rief Steffi. »Warum sind sie nicht schon früher gekommen?«
    »Weiß nicht. Vielleicht haben sie sich gestritten. Meine Eltern waren eine Zeit lang nicht gut auf ihn zu sprechen. Wieso, haben sie mir nicht gesagt. Ist ja auch egal.«
    Wir waren nicht die Einzigen im Wasser. Flüchtig begrüßten wir ein paar Schüler aus der Oberstufe und hielten ein kurzes Schwätzchen mit Steffis ältester Schwester Alexa und ihrem Freund Florian.
    Alexa war zweiundzwanzig und studierte in Münster Wirtschaftsmathematik. Obwohl sie uns öfter mal einen Gefallen tat und uns zum Beispiel mit ihrem Auto in die Stadt mitnahm, mochte ich sie lange nicht so gern wie Steffi und die mittlere Schwester Svenja. Vielleicht lag es an ihrer lauten Stimme und der Art, wie sie Steffi herumkommandierte. Als sie zu uns stieß, aalte sie sich auf einer Luftmatratze, die Florian vor sich herschob. Sie erzählte, dass sie Ginie allein bei unseren Sachen gesehen habe: »Ich hab sie natürlich gleich angesprochen. Ich konnte ja nicht wissen, dass sie zu euch gehört. Das ist also deine Cousine, Annika? Und ich hab schon befürchtet, sie will euch beklauen! Man weiß ja nie, was für Leute sich hier rumtreiben.«
    Ich sagte nichts. Alexa hatte natürlich recht, aber es passte mir nicht, dass sie Ginie gleich als vermeintliche Diebin abgestempelt und angesprochen hatte.
    »Wie heißt denn die süße Maus?«, fragte Florian und bekam einen kräftigen Knuff von Alexa und einen bösen Blick von Steffi.
    »Ginie«, sagte Rüdiger knapp, »und du brauchst sie gar nicht erst süß finden, du hast ja schon deine Alexa.«
    »Ist ja gut!«, rief Florian und schlang die Arme umseine Freundin. »Wirklich süß ist sowieso nur meine herzallerliebste Lexi!«
    »Ich kann ihn nicht ab«, knurrte Rüdiger mir zu, als wir weiterschwammen. »Herzallerliebste, Schatzi, Mausi, Lexi   – mir geht dieses falsche Getue auf den Keks!«
    Ich grinste. »Wie wirst du deine Freundin denn mal nennen, wenn du’s
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