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Sommerflammen

Sommerflammen

Titel: Sommerflammen
Autoren: Sabine
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Pistole.«
    »Ja, ich weiß. Bist du verletzt?« Er musterte ihr Gesicht, während sie den Kopf schüttelte, wie um sich selbst davon zu überzeugen. »Kannst du rennen?«
    »Na, was denkst du denn?«
    »Dann sollten wir das tun, denn Matt ist nicht unser einziges Problem.«
    Sie wollte zustimmen, erstarrte dann aber. »Warte! Hörst du das?«
    »Du bist diejenige mit Ohren wie ein … Ja. Jetzt höre ich es auch.«
    »Er kommt. Da entlang«, sagte sie. »Er scheint zu weinen.«
    »Er tut mir echt leid. Am besten, wir rennen nach Süden.«
    »Hoffentlich erreichen wir das verbrannte Gebiet. Und wenn wir das können, kann er es auch.«
    »Na hoffentlich! Dort werden wir ihn überwältigen. Los, lauf, reden können wir später.«
    »Warte nicht auf mich«, hob sie an.
    »Hör auf mit dem Quatsch.« Er nahm ihre Hand und riss sie mit sich.
    Rowan gab alles. Ihretwegen durfte er auf keinen Fall langsamer werden. Auch wenn ihre Lunge schmerzte, ihre Beine wehtaten und ihr der Schweiß in den Augen brannte wie Säure.
    Wenn sie es schafften, ins Reich der Finsternis vorzustoßen, würden sie kämpfen. Sie würden einen Weg finden.
    Sie riskierte einen Blick auf Gull. Schweiß rann über sein rußverschmiertes Gesicht. Im Laufen hatte er seinen Helm verloren, und sein Haar war grau vor lauter Asche.
    Aber seine Augen, dachte sie, während sie sich zur Eile antrieb. Seine Augen waren ganz klar und konzentriert. Er hatte Augen, denen sie vertrauen konnte. Denen sie vertraute.
    Sie würden es schaffen.
    Hinter ihnen gab es einen lauten Knall. Sie schnappte nach Luft, drehte sich um und sah eine orange Stichflamme auflodern.
    »Gull.«
    Er nickte nur. Er hatte sie ebenfalls gesehen.
    Ihnen blieb keine Zeit, zu reden, zu planen oder nachzudenken. Der Boden unter ihren Füßen bebte, der Wind peitschte und heulte. Die Feuerwand trieb Brandinseln und verkohlte Holzstückchen vor sich her. Brennende Kiefernzapfen explodierten um sie herum wie Granaten. Der Rauch wurde dick wie Watte, Funken tanzten wie Glühwürmchen. Eine Fontäne aus gelben Flammen schoss vor ihnen in die Höhe und zwang sie, ihrer grausamen Hitze auszuweichen.
    Gull stöhnte, als ein brennender Ast seinen Rücken traf, verlangsamte sein Tempo aber nicht. Gemeinsam rannten sie den Berghang hinauf. Geröll polterte ihnen entgegen, und nach wie vor verfolgte sie das Höllenfeuer. Hinter ihnen erklang immer noch das kehlige Kriegsgebrüll des Drachen.
    Ein Feuertornado wirbelte aus dem Rauch. Und schnitt ihnen jeglichen Fluchtweg ab.
    »Das Schutzzelt.« Gull riss Rowan ihr Halstuch über ihren Mund und tat bei sich dasselbe.
    Das Feuer schreit, dachte Rowan, als sie das Zelt auffaltete. Oder war es Matt, der da schrie?
    Doch im Moment war ein Verrückter mit einem Gewehr ihr geringstes Problem. Sie trat auf die Eckpunkte der Bodenfolie und griff nach der Plane, um sie über ihren Rücken zu ziehen. Gull ahmte ihre Bewegungen nach, sah sie noch ein letztes Mal an und schenkte ihr ein Grinsen, das ihr direkt ins Herz ging.
    »Bis später«, sagte er.
    »Bis später.«
    Rowan ließ sich nach vorn fallen, verkroch sich in ihrem Kokon. Rasch grub sie ein Loch für ihr Gesicht, tief unten, wo es kühle Luft gab. Mit geschlossenen Augen atmete sie schnell und flach in ihr Halstuch. Ein normaler Atemzug außerhalb des Schutzzelts würde ihre Lunge versengen, sie vergiften.
    Das Feuer donnerte über sie hinweg wie ein brüllender Güterzug, ein Tsunami aus Glut und Hitze. Der Wind zerrte am Schutzzelt, versuchte, es hochzuheben, es wegzudrücken wie ein Segel. Funken umtosten sie, aber sie hielt die Augen geschlossen.
    Sie sah ihren Vater, der Fisch über dem Lagerfeuer grillte. Tanzende Flammen spiegelten sich in seinen Augen, als er gemeinsam mit ihr lachte. Sie sah, wie sie bei ihrem ersten gemeinsamen Tandemsprung die Arme
    ausbreitete. Wie er die seinen ausbreitete, wenn sie nach einem Feuerspringereinsatz auf ihn zulief.
    Sie sah, wie ihn ein inneres Feuer erleuchtete, wenn er von Ella erzählte. Bis später, dachte sie, während die Hitze immer schlimmer wurde.
    Sie sah Gull, sein selbstbewusstes Grinsen, seinen forschen Gang. Gull, der ihr Wasser über den Kopf schüttete. Sie sah, wie er ein eiskaltes Bier aufmachte und einen Haufen Randalierer verjagte - genauso fuchsteufelswild wie ein Feuertornado.
    Sie spürte, wie er sie in die Arme nahm, sich nachts zu ihr umdrehte und tagsüber mit ihr diskutierte. Mit ihr laufen ging. Auf sie zulief.
    Er war für sie durchs
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