Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommerfest

Sommerfest

Titel: Sommerfest
Autoren: Frank Goosen
Vom Netzwerk:
Stefan nicht ein, warum er sich ausgerechnet vor Diggo rechtfertigen muss, aber er will die Antwort nicht schuldig bleiben, nicht wie einer rüberkommen, der keinen Plan hat. »Na ja, also«, sagt er, und gleich schießt ihm durch den Kopf, dass es nicht gut rüberkommt, wenn man einen Satz mit Na ja, also beginnt. Trotzdem macht er weiter: »Ich habe ja immer noch das Haus, und wenn ich das verkaufe, dann komme ich erst mal über die nächste Zeit, und dann gehe ich halt woanders ins Engagement, also da findet sich immer was.«
    Diggo schiebt die Unterlippe vor und nickt. »Geiler Plan.«
    Toto hat sich jetzt offenbar lange genug zurückgehalten, schließt auf und fängt wieder an zu erzählen: »Leute, wir waren doch vorhin am Bergbaumuseum. Da gibt es auch wieder so eine Hammer-Story!«
    »Muss jetzt nicht sein«, seufzt Diggo ungewohnt milde.
    »Lass ihn doch«, entgegnet Miriam huldvoll.
    »Also pass auf!«
    »Wir passen immer auf, Toto!«, variiert Diggo seinen Running Gag.
    »Da waren mal zwei über Nacht da oben. Mann und Frau. Zum Knutschen oder Vögeln oder ist auch egal. Die sind während der normalen Zeiten da hoch und haben sichdann einschließen lassen. Absichtlich! Die hatten zu essen und zu trinken dabei, und dann haben sie da oben auf der zweiten Aussichtsplattform gehockt und weiß der Geier was gemacht. Und wie ist das rausgekommen? Der Typ muss irgendwann strullen, stellt sich an das Gitter – und? Was macht er? Strullt runter! Kein Witz! Und direkt dahinter ist doch die Bullerei.«
    »Das Präsidium der Ahnungslosen«, korrigiert Diggo.
    »Jedenfalls«, macht Toto unbeirrt weiter, »steht da gerade ein Bulle oder Polizist oder egal da draußen und kriegt es voll auf die Mütze! Der denkt erst, komisch, ist doch so eine schöne Sommernacht, wo kommt plötzlich der Regen her? Ja, und da dämmerte es ihm, und dann gab es richtig Ärger! Hammer, oder?«
    »Ich krieg mich gar nicht mehr ein«, sagt Diggo tonlos.
    Stefan kann sich jetzt nicht zusammenreißen und sagt: »Hammer-Story, Toto, aber leider falsch. Von wem hast du die?«
    Toto zuckt mit den Schultern. »Weiß ich nicht mehr. Stand in der Zeitung oder so.«
    »Wieder falsch«, erwidert Stefan. »Die Geschichte hast du von mir und Charlie, beziehungsweise, du hast danebengestanden, als wir die auf einer Party erzählt haben. Die beiden da oben, das waren Charlie und ich, und wir haben nicht gevögelt, sondern geredet. Ich musste zwar meine Notdurft verrichten, aber so weit kann keiner pinkeln, dass er einen treffen könnte, der vorm Polizeipräsidium steht.«
    »Echt jetzt?«
    »Echt jetzt.«
    Toto denkt nach. »Aber meine Story ist besser, oder?«
    »Nur ist sie nicht wahr.«

    Toto zuckt wieder mit den Schultern. »Scheiß drauf.«
    Endlich stehen sie vor dem Haus, in dem Diggo wohnt, ein graues Mehrfamilienhaus in der Nähe des Bahnhofs. Im Hausflur steigen sie ausgelatschte Holztreppen nach oben. Ein bisschen wie in Dortmund gestern, nur besser in Schuss. Diggo wohnt im dritten Stock, wo eine große Wohnung in zwei kleine aufgeteilt worden ist. Sie stiefeln im Gänsemarsch durch einen schmalen Flur mit hellgelb gestrichener Raufaser. Diggo zeigt nach links in ein Wohnzimmer, in dem zwei abgewetzte, durchgesessene Kunstledersofas stehen und dazwischen ein niedriger Couchtisch. Diggo selbst geht nach rechts in eine erstaunlich aufgeräumte Küche mit einem kleinen, rechteckigen Holztisch, zwei Plastik-Klappstühlen, einem Herd, einer Spüle und sogar einer Waschmaschine. Stefan weiß jetzt auch nicht, warum ihn das so überrascht, aber das tut es.
    Sie setzen sich ins Wohnzimmer, Miriam auf das eine der beiden Sofas, Stones und Karo auf das andere. Stones und Karo flüstern immer mal wieder miteinander, als hätten sie was vor.
    Diggo stellt Bier auf den Tisch, holt für Toto und Stefan die beiden Plastik-Klappstühle aus der Küche und setzt sich neben Miriam.
    »Bisschen still hier!«, sagt Diggo, und Toto springt auf und macht sich an der kleinen Anlage zu schaffen, die unterm Fenster auf dem Boden steht. Stefan ist nicht überrascht, als kurz darauf AC / DC durch den Raum dröhnt.
    Bis auf Miriam und Stefan wippen alle automatisch mit dem Kopf und lassen die Bierflaschen aufploppen und aneinanderkrachen. Bei Totos Flasche belässt es Diggo nicht beim Anstoßen, sondern haut ihm den Flaschenboden oben auf die Öffnung, sodass der Schaum hochschießt,austritt und Toto über die Finger läuft und auf den Boden tropft.
    Diggo stößt auch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher