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Sommerfest

Sommerfest

Titel: Sommerfest
Autoren: Frank Goosen
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mehr haben.«
    Oh Gott, sie wollen sich fortpflanzen, denkt Stefan. Es muss doch eine Behörde geben, die gegen so etwas einschreiten kann. Miriam lacht.
    »Paar kleine Diggos«, sagt Diggo.
    »Kinder?«, entfährt es Stefan, eine Spur zu entsetzt, sodass er nachschiebt: »Prima Sache.«
    Diggo sieht ihn an mit einem Ausdruck in den Augen, der einen vermuten lässt, dass aus ihm was Ordentliches hätte werden können, weil er eigentlich nicht dumm ist. »Ich weiß, was du denkst. Du denkst, die Deckers haben generationenlang ihre Blagen vermöbelt, und die sind dann zu Erste-Klasse-Arschlöchern herangewachsen. Aber ich sage mir: Irgendwann muss mal Schluss sein. Einer muss den Namen Decker reinwaschen.«
    Diggo grinst, aber er meint es ernst.
    »Blondie und du – wenn ihr heiratet, wie macht ihr das dann mit dem Namen?«, hakt er nach.
    »Mit welchem Namen?«

    »Na, nimmt sie deinen oder nimmst du ihren oder behaltet ihr beide den, den ihr habt, oder wie?«
    »Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht.«
    »Miri will unbedingt meinen annehmen. Ist das zu fassen? Wieso will sie ihren nicht behalten? Ich würde doch nicht den Namen ablegen, unter dem ich geboren wurde! Muss heute keine Frau mehr machen. Es gibt Weiber, denen muss man die Gleichberechtigung regelrecht einprügeln.«
    Miriam lächelt, und das ist ganz klar ein Lächeln der Marke »süffisant«, denkt Stefan. Die weiß, was das für einer ist, ihr Diggo, und sie weiß ihn zu nehmen.
    »Die Kinder, okay, die müssen natürlich Decker heißen«, sagt Diggo. »Sonst funktioniert das ja nicht mit dem Namenreinwaschen.«
    »Na also«, entgegnet Miriam, »ist doch blöd, wenn die Mutter einen anderen Namen hat als die Kinder.«
    »Heute ist das doch alles egal«, meint Diggo. »Aber das ist ja auch gar nicht das Thema. Das Thema heißt Blondie und der Zöllner. Ich lass dich nicht wegfahren, bevor du mir nicht begreiflich gemacht hast, wieso du das nicht auf die Kette kriegst.«
    »Was heißt auf die Kette kriegen …«, sagt Stefan, »das mit Charlie ist so eine Sache, und zwar eine, die nicht funktioniert. Schon alleine die Entfernung, und dann kennen wir uns schon so lange, und wenn dann …«
    »Ach, mach dich mal nicht so interessant mit deinen ewigen Bedenken, du sensibler Mime, du. Sind doch alles nur Ausreden.«
    »Nee, nee«, meint Miriam und fixiert Stefan wieder mit ihren hellblauen Augen, »er ist mit der Frau doch schon so [296]lange befreundet, und jetzt hat er Angst, dass das auch noch kaputtgeht, wenn das mit der Beziehung nicht klappt.«
    Diggo zieht eine Braue hoch. »Hör dir die an! Die beiden sind schon länger ineinander verknallt, als du auf der Welt bist. Was habt ihr in Eving denn für ’ne Ahnung von solchen Sachen!«
    »Genug Ahnung«, sagt Miriam, »um mir einen wie dich an Land zu ziehen.«
    »Da hast du auch wieder recht«, stellt Diggo mit ernster Miene fest und wendet sich dann wieder an Stefan: »Hast du eigentlich ’ne Perle in München?«
    »Ich bin mit einer Frau zusammen«, bestätigt Stefan und weiß, dass sich das etwas umständlich anhört.
    »Und? Ist es die große Liebe? Bist du glücklich?«
    Es ist merkwürdig, dieses Wort aus Diggos Mund zu hören. »In München«, sagt er, »da hab ich mir was aufgebaut. Da ist mein Job, da ist meine Freundin. So ist das.«
    Diggo sieht ihn an. »Klingt super«, sagt er ohne Begeisterung.
    Ja, das finde ich auch, denkt Stefan.
    »Vor allem das mit dem Job«, setzt Diggo nach. »Schon mal daran gedacht, was passiert, wenn das mit dem Vorstellungsgespräch morgen nicht klappt?«
    Stefan hat sich diese Frage noch nicht gestellt. Das ist vielleicht die Überheblichkeit des Theaterschauspielers, der sich denkt, wenn es für die Bühne nicht mehr reicht, kommt man halt zur Not bei so einer Vorabendserie unter, das bringt wenigstens die Butter aufs Brot. Aber wenn das morgen aus irgendwelchen Gründe nicht hinhaut, dann ist das Hemd, in dem er dasteht, wirklich verdammt kurz. Das muss nichts mit seinen Qualitäten als Schauspieler zu tun haben. Vielleicht suchen die einfach einen anderen Typ.Oder ein anderer hat bessere Beziehungen, kennt jemanden in der Produktionsfirma oder einen der Autoren oder was auch immer. Das wäre die endgültige Demütigung. Und der entgeht man nur, indem man wegbleibt. Aber das geht natürlich nicht. Eine miese Perspektive ist immer noch besser als gar keine.
    Diggo lässt ihn nicht vom Haken: »Ich warte noch auf eine Antwort!«
    Zwar sieht
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