Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche
Autoren: Jeff Somers
Vom Netzwerk:
diente.
    »Willkommen im Büro für Abfallentsorgung, Nordamerikanisches Ressort, Lokalbüro Fünf Fünf-Sechs « , hauchte das Interface rings um uns. »Haben Sie einen Termin? «
    Ich achtete nicht darauf, trat einfach an dem Schreibtisch vorbei und ging zügig einen kürzeren Gang hinab, dessen Türen nicht mit Schildern markiert waren. An der dritten Tür zu unserer Linken blieb ich stehen und lächelte in die winzige Kamera, die ins Türblatt eingelassen war. Glee war immer noch dicht hinter mir. Einige Sekunden lang mussten wir warten, dann öffnete sich die Tür lautlos. Ich griff nach Glees Arm und zog sie rasch hinter mir hinein. Kaum eine Sekunde, nachdem wir die Schwelle übertreten hatten, schloss sich die Tür auch schon wieder.
    »Hallo, Reggie«, sagte ich und lächelte – ich hoffte, man würde dieses Lächeln als freundlich interpretieren. »Du brauchst wieder eine Behandlung, wie ich sehe.«
    Das Büro war winzig, daher mussten Glee und ich so nah beieinanderstehen, dass meine Hüfte die ihre berührte. Keinen halben Meter vor uns stand ein winziger Schreibtisch, den man auf keinem ersichtlichen Wege hätte erreichen können, und eingezwängt hinter dem Schreibtisch saß ein fetter dunkelhaariger Mann in Hemdsärmeln. Er war so eng hinter der Tischplatte eingekeilt, dass ich mich aus reinem Mitleid selbst schon unwohl fühlte. Eine halb abgebrannte Zigarette hing an der Unterlippe des Mannes, knapp unterhalb des bleistiftdünnen Schnurrbartes. Die Klimaanlage sog den Rauch regelrecht aggressiv ein, sodass ich nicht das kleinste bisschen davon roch. Ein papierdünner Bildschirm war zwischen uns aufgestellt. Darauf waren mehrere kleine Infokästchen zu erkennen, nur wenige Zentimeter vor dem Gesicht des fetten Mannes. Als ich das Wort ergriffen hatte, beugte er sich ruckartig vor und gestikulierte heftig, und der bislang durchsichtige Bildschirm wurde schlagartig trübe.
    »Verdammt, Avery, hast du mich erschreckt!«, keuchte er. »Wer zum Teufel ist das denn?« Seine winzigen Augen versanken fast in dem fleischigen Gesicht. Doch ich sah deutlich, wie sie auf Hochleistung umschalteten und ausgiebig Glees Körper betrachteten. Dabei hielten sie völlig unverhohlen auf Höhe ihrer Brüste inne. Ich biss mir auf die Zähne und schob die Hände in die Manteltaschen. Glee starrte ihr Gegenüber nur wortlos an. Ihre Wangen waren gerötet, auf ihrer Stirn stand ein dünner Schweißfilm.
    »Das ist meine Mitarbeiterin«, sagte ich. Dann deutete ich auf den fetten Mann. »Das ist Reggie, mein Kontaktmann hier.«
    Einige Sekunden lang starrten die beiden einander nur an. Reggie aß wirklich gern, und er ließ jedes Jahr aufs Neue eine Fettabsauge-Prozedur über sich ergehen, bei der er innerhalb einer Stunde zweihundert Pfund verlor. Darauf folgten dann mehrere Hautstraffungs-Behandlungen. Diese Prozeduren waren recht kostspielig, und in mir – oder genauer gesagt: in meinen Yen – hatte Reg die Rettung gefunden. Im Januar war er gertenschlank und sonnengebräunt, und dann dehnte er sich im Laufe der Monate immer weiter aus, bis er im Dezember aussah wie ein gottverdammter Wasserball.
    »Du sollst doch niemanden mitbringen«, sagte Reggie langsam, und wieder ruhte sein Blick auf Glees Brüsten. »Das ist gefährlich.« Doch dann schien ihn irgendetwas aufzuheitern. Er blickte mich nicht an. »Es sei denn, es wäre für mich …?«
    Meine Nasenflügel bebten, und ich beugte mich zu ihm hinüber und versetzte ihm eine Ohrfeige – gerade sanft genug, dass es noch nicht schmerzte. »Augen geradeaus, Reg«, sagte ich leichthin und trat einen halben Schritt zurück. »Augen geradeaus.«
    Er blinzelte und starrte mich an wie ein erschrecktes kleines Schweinchen. »Du kannst mich mal, Avery! Das ist jetzt wirklich ein ganz schlechter Zeitpunkt! Du erfreust dich bei einigen Leuten nicht gerade sonderlicher Beliebtheit, aber das weißt du ja selbst. Und die optischen Gesichts-Scanner scheinen der Ansicht, man habe dich auf den Bildern einiger Überwachungskameras in verschiedenen Regierungsgebäuden gesehen.« Er zuckte mit den Schultern. »Also werde ich dich bitten müssen zu gehen.«
    Das ignorierte ich und schob die Hände noch tiefer in die Taschen. »Ich brauche Informationen über Newark, Reg. Ich bin kürzlich ein wenig unfreiwillig dorthin gereist, und ich möchte wissen, wer seine Finger alles in diesem Müllhaufen drin hat, wer irgendwelchen Scheiß dorthin schafft oder dort abholt und wer dich dafür
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher