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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche
Autoren: Jeff Somers
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irgendwie …«
    Sie klang ein wenig angeschlagen. Ich drückte sie eng an mich, um mir nicht anmerken zu lassen, dass mir plötzlich heiß und schwindelig wurde. »Ich bin nicht okay, verdammte Scheiße, Kleine!«, zischte ich ihr ins Ohr. »Man hat mich verraten und verkauft, verdammt noch mal! Ich musste vor denen auf die Knie gehen! Die haben mir eine Wumme ins Ohr gesteckt, verflucht! Ich bin so was von wütend, Glee! Ich bin nicht okay!« Als wir uns dem Schweber näherten, traten die beiden Wachen rasch beiseite, den Blick fest auf den Horizont gerichtet. Ich ließ mir von der Kleinen helfen, den ersten Fuß in die Luke des Schwebers zu wuchten, dann drehte ich mich zu ihr um und legte ihr eine schwere, fast gefühllose Hand auf die Schulter. Gleason war eine der erschreckend wenigen Personen, von denen ich glaubte, ich könnte ihnen vertrauen. Als ich sie ansprach, wanderte mein Blick über ihren Kopf hinweg, zu Belling hinüber, der mich seinerseits anschaute, die Hände in den Taschen. Mit Belling würde niemand so eine Scheiße abziehen, ging es mir durch den Kopf. »Sieh zu, dass wir abheben, und dann mach dich an die Arbeit! Ich möchte wissen, wer hinter dieser Scheiße hier steckt, und das verdammt noch mal schnell.« Ich blickte mich um und betrachtete die Ruinen der Stadt, die einmal Newark gewesen war. »Ich werde wirklich eine ganze Menge Leute umbringen müssen.«

II
    Tag drei:
    von einem Ohr zum anderen,
    fetter Mann
     
     
    »Mach dir keine Sorgen!«, sagte ich. »Sie wird dir nichts tun.« Aus dem Augenwinkel sah ich voller Stolz, dass Glees Miene völlig ungerührt blieb. Sie ahmte genau den Hartgesottenen-Blick nach, den ich ihr beizubringen versucht hatte. Die andere Frau, die zusammen mit uns in diesem Fahrstuhl stand, sah atemberaubend aus. Aber ich hatte schon bemerkt, dass wirklich jeder, der in der Nähe der Thirtyfifth Street lebte, wunderschön war. Man konnte auch unmöglich sagen, wie alt diese Frau sein mochte. Hier, Uptown, sahen alle aus, als wären sie ziemlich genau fünfundzwanzig – abgesehen von den Gestalten, die hier den Müll herumschleppten oder vor einem auf die Knie gingen und versuchten, einem die Schuhe zu putzen, bis man es bemerkte und sie anschnauzte, sie sollten verdammt noch mal verschwinden. Und langweilig war ›Miss Fünfundzwanzig‹ außerdem. Sie war blond und blauäugig -weil blondes Haar und blaue Augen gerade in Mode waren –, und ihre Taille war geradezu lächerlich dünn – sie sah aus wie aus einem Cartoon: eine menschliche Wespe. Allein schon der Anblick ihrer Taille verursachte mir Bauchschmerzen.
    Als ich sie anschaute, zuckte sie zusammen. Ich blinzelte ihr zu.
    Wir glitten gerade vom Schweber-Landeplatz auf dem Dach des Gebäudes zum fünfundsiebzigsten Stockwerk hinab, in dem die Regierung es für sinnvoll erachtet hatte, Räume für ihr ›Regionalbüro für Abfallentsorgung‹ anzumieten. In letzter Zeit blühte die Zivilregierung richtig auf, bediente sich am Budget der System-Bullen und holte sich ein paar der Jobs zurück, die bislang traditionsgemäß durch den SSD erledigt worden waren. Es hieß, die Cops seien darüber nicht gerade glücklich. Rein theoretisch hatte jeder Bürger des Systems freien Zugang zu sämtlichen Büroräumen der Lokalregierung. Es war zwar wünschenswert, dafür Termine zu vereinbaren, aber verpflichtend war es nicht – alles ganz freundlich. Das Lustige war nur, dass Gebäude wie diese von der Straße aus überhaupt nicht zugänglich waren – man musste mit einem Schweber auf dem Dach landen und sich dann allmählich nach unten durchkämpfen. Das war eine elegante Methode, den Straßenpöbel draußen zu halten, ohne auch nur ein einziges Schild aufstellen zu müssen.
    Der Aufzug selbst roch genau wie die Wespe: eine angenehme Mischung aus Zigarettenrauch und Parfüm. Ein Geruch wie dieser brachte mich immer dazu, an Frauen zu denken, vor allem die Hochpreis-Nutten unten auf der Bleecker Street-es kostete fünfzigtausend Yen, die auch nur anzusprechen. Gleason hatte sich richtig fein gemacht, trug ihr langes rotes Haar in einem sauberen Pferdeschwanz, und ihr Gesicht hatte sie sauber geschrubbt. In ihrem schwarzem Anzug und ihrem Mantel sah sie einfach toll aus, auch wenn der Mantel ihr ein wenig zu lang war und ihr bis über die Stiefel reichte. Sie sah älter aus als fünfzehn; ihr Gesicht war ausdruckslos, der Blick aus ihren Augen verriet Mordlust. Aus irgendeinem Grund machte es mich regelrecht
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