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Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Titel: Someone like you - Dessen, S: Someone like you
Autoren: Sarah Dessen
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nichts zahlen; dasselbe galt noch für vier weitere Mädchen außer mir, deren Eltern zufällig ebenfalls Therapeuten waren. Mit den Mädchen, mit denen ich mir eine Blockhütte teilte, kam ich gut klar; wir jammerten uns gegenseitig die Ohren voll, machten uns über die Betreuer und Kursleiter lustig, arbeiteten heftig an unserer Sonnenbräune und quatschten über Jungs.
    Doch jetzt fuhr ich eher ab als die anderen, weil wir einen Jungen verloren hatten. Einen Jungen, den ich kaum |23| kannte und der doch so wichtig war. Ich stopfte meinen Krempel in den Kofferraum und stieg ein. Meine Mutter sagte Hallo und dann nichts mehr, zumindest nicht wäh rend der ersten Viertelstunde unserer Rückfahrt. Für mein Verständnis waren wir ohnehin quitt: Ich hatte gar nicht erst ins Ferienlager fahren wollen, sie dagegen hatte nicht gewollt, dass ich vorzeitig abreiste. Es stand also eins zu eins. Aber ich wusste, meine Mutter sah das nicht so. Ganz und gar nicht. Irgendwie waren wir seit neuestem nie mehr einer Meinung über irgendetwas.
    »Wie war’s denn?«, fragte sie mich schließlich, nachdem wir die Autobahn erreicht hatten. Sie hatte Tempomat und Klimaanlage so eingestellt, wie sie es haben wollte, und schien nun bereit zu sein Frieden zu schließen. »Besser gesagt, wie war das, was du mitbekommen hast, solange du da warst?«
    »Okay«, meinte ich. »Die Kurse waren eher langweilig.«
    »Mm«, sagte sie. Wahrscheinlich übertrieb ich es tatsächlich ein bisschen mit meiner Antihaltung. Aber ich kannte meine Mutter. Sie wusste sich zu wehren und wür de sich auch wehren. »Vielleicht hättest du mehr davon gehabt, wenn du bis zum Schluss geblieben wärest.«
    »Vielleicht«, entgegnete ich. Im Seitenspiegel konnte ich sehen, wie die Berge hinter uns Stück für Stück in der Ferne verschwanden.
    Ich wusste, dass ihr jede Menge Bemerkungen auf der Zunge lagen. Sie hätte mich sicher gern gefragt, warum mir so viel an Michael Sherwood lag; schließlich hatte ich seinen Namen kaum je erwähnt. Oder warum ich von vornherein so sehr gegen das Selbsterfahrungscamp gewesen war ohne ihrem gut gemeinten Vorschlag überhaupt eine Chance zu geben. Anders gefragt: Warum ging ich |24| seit ein paar Monaten sofort in Abwehrstellung, wenn ich sie nur kommen sah? Warum waren wir mal beste Freundinnen gewesen, hatten aber mittlerweile eine Beziehung, die keine von uns beiden richtig definieren konnte? Doch nichts von alledem. Sie schwieg.
    »Mom?«
    Sie wandte den Kopf und sah mich an. Ich konnte fast hören, wie sie tief durchatmete, weil sie sich innerlich auf den nächsten Hammer vorbereitete, den ich bringen wür de . »Ja?«
    »Danke, dass du mich abholst und ich nach Hause kommen darf.«
    Sie blickte wieder vor sich auf die Straße. »Schon gut, Halley«, sagte sie verhalten. Ich lehnte mich auf meinem Sitz zurück. »Schon gut, alles okay.«
     
    Meine Mutter und ich hatten uns eigentlich immer nahe gestanden. Sie wusste alles über mich, von den Jungen, die ich mochte, bis zu den Mädchen, die ich beneidete; nach der Schule hockte ich täglich in der Küche, aß was, machte meine Hausaufgaben und wartete, dass ihr Wagen die Auffahrt hochfuhr. Irgendetwas hatte ich ihr immer zu erzählen. Nach meiner ersten Schulparty saß sie neben mir am Küchentisch, während ich Eis aus der Packung löffelte und ihr bis ins Detail erzählte, was zwischen dem ersten und dem letzten Lied geschehen war. Samstags, wenn mein Vater beim Radio Frühschicht hatte, gingen wir mittags zusammen essen, unser »Mädels-Lunch«, um uns gegenseitig das Neueste aus unserem Leben zu erzählen. Sie aß am liebsten in irgendwelchen schicken Bistros, während ich ausschließlich auf Pizza und Fastfood stand, deswegen wechselten wir strikt ab. Sie brachte mich dazu, |25| Schnecken zu essen; ich sah zu, wie sie unzählige Big Macs verschlang (und das vermutlich mehr genoss, als sie je zugegeben hätte). Es gab nur eine feste Regel: Wir bestellten jedes Mal zwei verschiedene Desserts, die wir uns teilten. Anschließend drehten wir eine ausgiebige Shoppingrunde durch Boutiquen und Kaufhäuser und schlossen Wetten ab, wer mehr Sonderangebote entdecken würde. Normalerweise gewann sie.
    Sie schrieb Zeitungs- und Zeitschriftenartikel darüber, wie harmonisch unsere Mutter-Tochter-Beziehung war, wie wir gemeinsam meine ersten Jahre in der Highschool durchgestanden hatten. In Schulen und auf diversen Veranstaltungen für Eltern hielt sie Vorträge, wie man mit einem
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