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Some like it heiß

Some like it heiß

Titel: Some like it heiß
Autoren: Gayle Tufts
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nach und fühlt sich danach besser. Mittlerweile sehne ich mich nach meinem Neun-Uhr-Bodyshape-Kurs, in dem unsere Trainerin einen Raum voller erschöpfter Frauen über vierzig wach rüttelt und zum Lächeln bringt, wenn sie ruft: »Hier ist die Party, Ladys!«, während wir noch einmal zwanzig abdominal crunches machen.
    So wurde mein Körper langsam schlanker und meine Seele stärker, aber ohne Trostessen war mir oft arschkalt, und ich war überempfindlich. Im kühlen Berliner Frühling hatte ich alle Heizkörper voll aufgedreht und weitere zwei Decken über meinen Körper gelegt, der sich immer noch wie ein Eisblock anfühlte, doch mir wurde nicht wärmer. Ich lag auf dem Sofa in meinem Wohnzimmer und wurde von einer mächtigen Gefühlswelle überschwemmt: Trauer, Reue, Enttäuschung – die emotionale Hitliste einer erwachsenen Frau. Meine Mutter war tot,ich würde keine Kinder kriegen, ich war nicht berühmt und hatte es auch nicht geschafft, einen Beatle zu heiraten.
    Ich schaute mich einmal um. In meiner Altberliner Wohnung lebte ich gesund und meistens glücklich mit meinem tollen Bremer, draußen unter meinem großen Wohnzimmerfenster blühten die Kirschbäume, und die Sonne schien auf eine Stadt, die durch viele Wechseljahre gegangen und heute stärker denn je war. Ich dachte an Billy Wilders komödiantisches Meisterwerk »Manche mögen’s heiß«, vielleicht die beste und menschlichste aller Hollywood-Komödien – voller Zwänge, Verwechslungen, Sex und Musik. Durch Marilyn Monroe eine grandiose Hommage an die Weiblichkeit und den Humor. Wilder musste seine Heimat Berlin verlassen und verlor einen großen Teil seiner Familie durch den Holocaust. Er ging nach Hollywood und schrieb nach vielen sehr erfolgreichen Filmen für »Some Like It Hot« den besten Drehbuchschlusssatz aller Zeiten: »Nobody’s perfect.«
    Ich stand auf und griff mir einen Besen und einen Lappen und fing an zu putzen. Ich habe ausgemistet und aussortiert bis zum Abwinken, um alten Ballast wegzuwerfen und Platz für Neuesfreizuschaufeln. Dabei hörte ich Justin Timberlake und wirbelte und tanzte und sang laut von ganzem Herzen.
    The Change ist nicht das Ende, das Leben geht weiter! Der Promoter hatte recht – jetzt fängt die Arbeit an. Es gibt so vieles in dieser crazy, fucked-up Welt, das wir nicht verändern können, und ganz oft ist uns, als würde alles in jedem Moment außer Kontrolle geraten und als könnten wir nichts wirklich bewegen können. Aber das ist nicht wahr! Zwischen jedem Atemzug, jedem Herzschlag gibt es eine Möglichkeit für Veränderungen. Der Unterschied zwischen »Change« und »Chance« ist nur ein Buchstabe, zwischen Wechsel und Abwechslung sind es nur ein paar mehr. Du kannst dich in Bewegung setzen. You can rock your world. Oder wie Justin singt: You can rock your body.

17. WHEN IRISH EYES ARE SMILING
    »I don’t fucking believe this.«
    Ralph kämpfte gegen Tränen an und schüttelte den Kopf. Er guckte konsequent zu Boden und versuchte, nicht zu grölen. Es war das Ende des Trauergottesdienstes. Ich war stolz auf uns drei: Wir waren (fast) pünktlich gewesen, (fast) nüchtern und intakt durch die achtundzwanzigminütige Messe gekommen. Wir hatten vor dreißig Freunden und Verwandten, die sich um neun Uhr dreißig in der St. Colman’s Church zusammengefunden hatten, Bibelstellen vorgelesen. Wir hatten persönliche Worte hinzugefügt – herzlich, aber kontrolliert.
    Jetzt gingen wir nebeneinander den Mittelgang hinunter, in einer Reihe hinter dem Priester,einem freundlichen, weihrauchschwingenden, etwas fahrigen Mann Mitte vierzig, den meine Mutter einmal als »a real hottie« bezeichnet hatte, und seinem schussligen Ministranten – der Robin zu seinem Batman –, einem kurzsichtigen Rentner, der die Urne vor sich hertrug. Nach einem Geheimzeichen von Robin fing plötzlich ein von uns nicht bestellter Orgelspieler an, »When Irish Eyes Are Smiling« zu spielen, einen von Senioren irischer Abstammung geliebten Evergreen, sentimental, kitschig und voller Nationalstolz. Heimatmusik für Heimatlose, deren Text irische Augen mit einem Frühlingsmorgen vergleicht:
     
    When Irish Eyes Are Smiling,
    Sure ’tis like a morn in spring.
    In the lilt of Irish laughter
    You can hear the angels sing.
    When Irish hearts are happy
    All the world seems bright and gay,
    And When Irish Eyes Are Smiling,
    Sure, they steal your heart away.
     
    Es wäre als Auslassmusik irgendwie akzeptabel gewesen, wenn Mrs. Robin,
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