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Some like it heiß

Some like it heiß

Titel: Some like it heiß
Autoren: Gayle Tufts
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Abschlussballironie war ich total entzückt. Wir kamen an, standen zusammen auf der Treppe im Eingang und hatten unserenAuftritt: Brocktons Antwort auf Brangelina. Wir posierten wie Profis für Erinnerungsfotos – und meine Schulkameraden applaudierten. Ich war aufgeregt.
    Es wurde kein ganz konventioneller Abschlussball. Ich war auf LSD, und Fred war schwul, was weder ihm noch mir richtig klar war an diesem Abend. Zunächst einmal ging ich mit ein paar Freundinnen auf die Toilette, wo wir diese klitzekleinen lilafarbenen Pillen einwarfen, farblich zu meinem Kleid passend. Wir tanzten dann wie verrückt. Unser Jahrgang war ziemlich wild, als musikalisches Motto hatten wir Pink Floyd ausgesucht: »Us and Them«, düster und rockig. Zu den weiteren stilistischen Merkwürdigkeiten dieses Abends gehörte, dass er in einem Steakhaus stattfand, mit einem großen Veranstaltungsraum. Das Steakhaus hatte riesige Fenster, und irgendwann saß ich alleine vor einem dieser Fenster und schaute hinaus in die Nacht.
    Ich war etwas durcheinander von den Drogen, und plötzlich hörte ich »Born to Run« von Bruce Springsteen im Hintergrund. Das war es, was ich wollte: nur weg. Hinter mir ging die Feier weiter, und ich blickte aus einem Fenster auf eine Autobahn in der Nähe. Während Brucevon toten Städten und schnellen Autos sang, begann eine Cheerleaderin hinter mir in eine Stehpflanze zu kotzen. In diesem denkwürdigen, bis heute unvergessenen Moment dachte ich: So, ich lass das jetzt alles hinter mir. Brockton, die Schule, die piefigen Leute hier. Ich gehe in die große weite Welt. Oder mindestens bis nach New York.
    Meine Unschuld verlor ich nicht in dieser Nacht. Ich wartete darauf, dass es passierte, spätestens nach Bruce Springsteen war ich so weit. Aber es passierte nicht. Als ich am Fenster meine Zukunft sah, tanzte Fred weiter mit meinem Kameraden aus dem Drama Club, bis er irgendwann sagte, dass er sich nicht gut fühle und wir sofort mit der Limousine nach Hause fahren müssten. Er hatte eigentlich nur ein paar Bier getrunken – ich war perplex. Im Auto knutschten wir ein bisschen rum, dann lieferte mich Fred zu Hause ab. Das war eigentlich auch schon das Ende unserer kurzen Sommerromanze.
    Ein Jahr später erzählte er mir, er würde nun Priester werden, und die Uni in New York hatte mich zum Studium angenommen. Er hatte inzwischen sein Coming-out erlebt, wir schickten uns hin und wieder Postkarten, bis irgendwann,mit den Jahren und vielen Kilometern Abstand, die Verbindung abbrach.
    »BINGO!«
    »Was?« Meine Mutter schrie in mein Ohr und holte mich aus meinen Träumereien zurück in das Spiel.
    »BINGO!« Sie gab mir einen dicken Schmatzer auf die Wange und rutschte auf ihrem Stuhl so sehr auf und ab, wie sie nur konnte. Die anderen Seniorinnen applaudierten.
    »Congratulations!«, sagte ich, desorientiert und etwas verblüfft.
    »It’s you! You won!« In ihren strahlenden Augen sah ich, dass Ma mehr Freude an meinem Gewinn hatte als an ihrem eigenen. Sie schaute mich voller Stolz an, hob meinen Arm hoch und schrie: »That’s my daughter! She lives in Germany!« Als ob eine Kilometerpauschale zum Preis dazugehören würde.
    Als Teenager hatte ich mich immer wieder mit meiner Mutter über ihre Lottomentalität gestritten. Bingospielen war passiv, dieses ewige Warten kontraproduktiv. Sie setzte alles auf ihr ungewisses Schicksal, statt zuzupacken und es selbst zu gestalten. Wir Frauen sollten aktiv sein statt reaktiv! Sie blies den Zigarettenqualm ausund lachte: »Okay, Miss Know It All.« Dann spielte sie weiter.
    In diesem Moment begriff ich, was sie bereits all diese Jahre gewusst hatte – unsere Belohnung kommt fast nie, wenn wir sie am dringendsten brauchen, aber immer ist das Spiel der Gewinn. Und hundertfünfzig Dollar Preisgeld und kostenlose Donuts waren auch nicht zu verachten.
    Als wir unter den fröhlichen Blicken der Freundinnen meiner Mutter Hand in Hand den Aufenthaltsraum verließen, drehte sich meine Mutter um und machte eine kleine Verbeugung. »That’s my daughter!«, sagte sie noch einmal. »She lives in Germany!«

16. ROCK YOUR BODY
    »Na ja … Ich bin gespannt, wann der Jojo zuschlägt. Außerdem hat sie mir molliger besser gefallen, es war irgendwie ihr Markenzeichen.«
    »Ich hab sie auf einem Plakat gesehen und war auch sehr überrascht. Zumindest nach dem Bild auf dem Plakat hat es mir auch nicht soooo gut gefallen, rein vom Körperbau etc. her war mein spontaner Eindruck, dass ein
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