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SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT

SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT

Titel: SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT
Autoren: Jessica Watson
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merkwürdig vor, wie sich alle dort ohne mich eingerichtet hatten. Ich war fast ein bisschen eifersüchtig. Es zeigte mir mehr als alles andere, wie die Zeit vergangen war.
     
    Als ich zu Hause war, bekam ich auch einen Eindruck davon, was meine Familie und mein Team in meiner Abwesenheit durchgemacht hatten. Als wir in den Nachrichten hörten, dass Abby Sunderland auf dem 41. Breitengrad in den Brüllenden Vierzigern ihre beiden Notfallsender aktiviert hatte, wussten wir, dass sie und WILD EYES in der Klemme sitzen. Danach hörte man zwölf Stunden nichts von ihr. Als meine Mutter mich um 6 Uhr morgens mit diesen Nachrichten geweckt hatte, konnte ich nicht mehr einschlafen. Den ganzen Tag über wartete ich nervös auf Neuigkeiten – ein Zustand, der mich schier wahnsinnig gemacht hat, und ich vermag mir nur vorzustellen, wie sich ihre Familie gefühlt haben muss. Ich habe immer daran geglaubt, dass Abby es schaffen würde. Aber es ist egal, wie erfahren man ist (und sie ist sehr erfahren!) – das Meer ist ein unbarmherziger und wilder Ort. Wir waren unglaublich erleichtert, als wir hörten, dass eine vom Australischen Such- und Rettungsdienst gecharterte Qantas-Maschine Sicht-und Funkkontakt mit Abby hergestellt hatte. Es stellte sich heraus, dass ihr Mast in 75 Knoten Wind und riesigen Wellenbergen gebrochen war, ihr Kommunikationssystem wurde dabei gleich mit zerstört.
    Jetzt, da ich selbst zu Hause war und nicht wusste, was da draußen passierte, bekam ich einen Eindruck davon, wie es meinen Eltern ergangen sein musste. Sie hatten einen riesigen Schreck bekommen, als mein Notfallsender sich damals bei einer unserer Kenterungen selbst aktiviert hatte. Und noch einen Schreck, als eine meiner vorvereinbarten E-Mails nicht durchgegangen war und sie mehr als einen Tag lang nichts von mir gehört hatten. Mir ging es gut, aber sie hatten Angst. Ichhabe ihr Geschenk plötzlich noch viel mehr geschätzt. Sie haben ihre Tochter in sehr großem Format träumen lassen.
     
    Ich habe immer darüber nachgedacht und mich gefragt, ob ich von meiner Reise wohl als anderer Mensch zurückkehren würde. Nun, ich bin immer noch ich selbst. Aber ich habe mich ganz sicher verändert. (Meine Mutter sagt, ich hätte mich nicht verändert, und es würde nur daran liegen, dass die Welt mich momentan durch ein anderes Licht betrachten würde.) Ich hätte mir aber gar keine Sorgen machen müssen, denn meine Freunde und meine Familie behandelten mich wie immer.
    Was also ist anders geworden? Ich beginne mit dem Offensichtlichen: meinen Schlafgewohnheiten. Die haben sich auf jeden Fall verändert. Und das nicht zum Guten. Nach sieben Monaten unterbrochenen Schlafes auf See und nun fast schon zwei Monaten zurück an Land kämpfe ich immer noch um Normalität. Um euch ein Bild meiner chaotischen Angewohnheiten zu geben: Ich schreibe diese Passage gerade um 2 Uhr morgens, weil ich hellwach bin.
    Dann ist da noch die Tatsache, dass ich mir selbst nichts mehr zu beweisen habe. Ich habe mich in der Vergangenheit immer wieder gefragt, ob ich zäh genug wäre, tatsächlich um die Welt zu segeln. Diese Frage habe ich beantwortet. Das hat mich entspannt. Aber vielleicht ist entspannt gar nicht das richtige Wort? Denn wenn ihr die Leute fragt, die mich gut kennen, dann werden sie euch sagen, dass ich nicht einmal stillgesessen habe, seit ich von ELLA’S PINK LADY runtergestiegen bin. Ich bin vielleicht auch selbstbewusster geworden? Oder so ähnlich … Selbstsicherer möglicherweise.
    Aber doch, es gibt auch eine richtig große Veränderung! Ich bin zur Kreisch- und Kicherliese mutiert. Vor einem Jahr noch hätte ich unter einem Schwall eiskaltem Wasser keinen Laut von mir gegeben. Aber jetzt …!
    Da ich gerade in dieser grüblerischen Stimmung bin, könnte ich auch gleich versuchen, die so überaus beängstigende Frage zu beantworten, was ich aus 210 Tagen auf See gelernt habe. Da gab es einpaar kleine Geschichten, die mit der Auswahl der Ausrüstung zu tun hatten (allerdings erstaunlich wenige!). Doch wenn ich alles auf einen Punkt bringen müsste, dann wäre es dieser: Ich habe gelernt, weder das Leben noch mich selbst zu ernst zu nehmen. Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, Spaß zu haben! (Mir ist schon klar, dass das keine sehr originelle Antwort ist!)
     
    Seit ich wieder zu Hause bin, haben sich mir einige aufregende Perspektiven geboten. Ich werde andauernd gefragt, was ich als Nächstes tun werde. Dieses Buch zu schreiben und
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