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SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT

SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT

Titel: SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT
Autoren: Jessica Watson
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Gedanken galten ELLA’S PINK LADY .
    Ich holte ein paarmal tief Luft, um meine zitternden Hände zu beruhigen. Dann ging ich ans Funkgerät, um das Schiff zu kontakten. Danach griff ich zum Telefon, um meinen Vater anzurufen. »Ich bin in Ordnung«, sagte ich ihm und fuhr eilig fort, »mir geht es gut, absolut okay. Aber wir sind mit einem Schiff kollidiert. Der Mast ist gebrochen.«
     
    Zurück an Deck, allein und meilenweit von Land entfernt, hat es mich über zwei Stunden gekostet, das Chaos zu klarieren. Ich habe das gebrochene Rigg festgebunden und das verhedderte Vorsegel weggeschnitten. Ich musste regelmäßig kleine Pausen einlegen, um mich über die Seite der Yacht zu übergeben, weil meine Gereiztheit inzwischen längst in echte Seekrankheit umgeschlagen war. Endlich startete ich den Motor, um die sechs Stunden in Richtung Gold Coast, einer Hafenstadt in Queensland, in Angriff zu nehmen.
     
    Wie schnell sich alles geändert hatte!
     
    Vor mir lagen mindestens 23 000 Seemeilen in der einsamen Weite des Ozeans, wütende Stürme und die Gefahr von Kenterungen. Doch andiesem Tag zweifelte ich daran, dass irgendetwas, das mir in den Monaten allein auf See bevorstand, so schwer sein würde wie das Steuern von ELLA’S PINK LADY in diesem Moment vor der Mole von Gold Coast, wo Menschenmengen am Flussufer standen. Ich sah die Flotte der Zuschauerboote auf mich zukommen und ahnte den Medienrummel an Land.
    Ich wusste nicht, ob die Menge dort war, um mir ihre Unterstützung zu signalisieren oder das zu beobachten, was viele als meine vorzeitige Niederlage bewerteten. Ich musste mich selbst zwingen, negative Gedanken zu ignorieren und uns den Fluss hoch zu navigieren. Hin und wieder winkte ich den Menschen zu und lächelte halbherzig hinüber zu den anderen Booten.
    Allzu deutlich war mir bewusst, dass ich mit diesem einen entsetzlichen Vorfall allen jenen Munition gegeben hatte, die mich und meine Eltern für mein Vorhaben kritisiert hatten. In ihren Augen hatte ich exakt bewiesen, warum man mir niemals hätte erlauben sollen, allein zu segeln. Gleichzeitig aber hatte ich mir selbst bewiesen, dass ich mir meinen Traum erfüllen kann. Jegliche Zweifel daran, ob ich dem Projekt mental gewachsen sei, waren ausgelöscht. Ich hatte meine innere Stärke erkannt.
     
    In den kommenden Monaten – wann immer ELLA’S PINK LADY von Wind und Wellen auf die Seite geworfen wurde oder wenn die Heimat wieder einmal eine Million Seemeilen entfernt schien, während wir in der Flaute dümpelten und die Tage einander nur wie in Zeitlupe ablösten – war ich imstande, auf jenen Tag zurückzuschauen, an dem ich mit dem 63 000 Tonnen schweren Containerfrachter SILVER YANG kollidierte und Stärke aus der Erkenntnis zog, dass ich mich zusammengerissen habe, als alle meine Träume zu platzen drohten. Wie heißt es doch so schön: Was dich nicht umbringt, macht dich härter. Der Tanker hätte mich töten können. Aber er tat es nicht. Aus seinem Kielwasser war ich stärker, entschiedener und mehr denn je bereit für alle bevorstehenden Aufgaben hervorgegangen. Na ja, für fast alle …

1

Wie alles begann
    »Sicherheit ist meistens nur ein Aberglaube.
In der Natur existiert sie nicht.
Der Versuch, Gefahren aus dem Weg zu gehen,
ist auf lange Sicht nicht sicherer als die direkte Konfrontation.
Das Leben ist entweder ein mutiges Abenteuer – oder nichts.«
    Helen Keller

 
     
    Als ich noch klein war, hatte ich vor so ziemlich allem Angst. Ich bin nicht ganz sicher, wann sich das änderte, aber meine Mutter hat mir eine Geschichte von einem Familientreffen erzählt, bei dem ich mit meinen Cousinen und meiner älteren Schwester spielte. Sie hielten sich alle an den Händen und sprangen in den Swimmingpool. Meine Mutter beobachtete mich sehr genau, weil ich Angst vor Wasser hatte und nicht schwimmen konnte. Ich war fünf Jahre alt.
    Natürlich passte es mir nicht, ihnen nur dabei zuzusehen. Als sie sich für die zweite Runde bei den Händen fassten, reihte ich mich ein. Meine Mutter erwartete, dass ich loslassen würde, wenn die anderen sprangen. Doch das tat ich nicht. Ich sprang mit allen zusammen. Kreischend und kichernd, bis wir das Wasser berührten. Ich sank auf den Boden, und mein Onkel sprang auf, um mich herauszuziehen.
    Ich wünschte, ich könnte mich erinnern, wann aus dem kleinen Mädchen, das den anderen immer hinterherlief, das Mädchen wurde, das die Welt umsegeln wollte und absolut daran glaubte, dass es mit genügend
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