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Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein?

Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein?

Titel: Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein?
Autoren: Hellmuth Karasek
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uns noch, unseren Hörern, wie alt Sie sind.«
    Der Mann guckt ihn an und sagt: »Dreiundreißig.«
     
    Andere Geschichten handeln von wirklich Alten und deren letzten libidinösen Zuckungen.
     
    Kommt ein Mann, 75 , zum Arzt (der unvermeidliche Anfang) und sagt: »Herr Doktor, ich laufe immer noch den jungen hübschen Frauen hinterher.«
    Sagt der Arzt: »Und wo ist das Problem?«
    Antwortet der Mann: »Ich habe vergessen, warum.«
     
    Auch der nächste Patient, an die 80 , kommt zum Arzt und sagt: »Herr Doktor, ich habe nach dem Sex immer so ein Pfeifen im Ohr.«
    Sagt der Arzt: »Na und? Was erwarten Sie in Ihrem Alter? Standing Ovations?«
     
    Hört denn das nie auf, möchte die Vernunft bei solchen Geschichten fragen.
    Nie, ist die eine Antwort. Früher, als man denkt, die andere.
     
    Die Ängste des Alters bestehen aus Vergessen, Verdämmern, Verdrängen. Als letzter Trost bleibt die Erinnerung.
     
    Unterhalten sich zwei Alte auf der besonnten Parkbank.
    Sagt der eine: »Ach, war das schön! Ach, die Jugend! Ach, die Jugend!«
    Seufzt der andere: »Ja, die Jugend. Die schönen Mädchen, mit denen man spazieren gehen konnte. Arm in Arm, allein, durch den Abend.«
    Sagt der eine: »Ja, und im Café sitzen oder im Kino, wenn es dunkel wird und man die Hand der Nachbarin ergreift.«
    Seufzt der andere: »Ja, ja, ja, und dann das Nachhausebringen. Ja.«
    Da wird der eine unruhig und rutscht auf der Bank hin und her und sagt: »Da war doch noch was, da war doch noch was!«
     
    Zwei andere Alte unterhalten sich in Zürich. Warum in Zürich? Ich weiß es nicht! Vielleicht, weil es die Stadt ist, in der die Langsamkeit erfunden wurde?
    Plötzlich stellt der eine dem anderen eine Frage:
     
    »Du, was hast du lieber? Weihnachten oder Geschlechtsverkehr?«
    Der andere wiegt sinnend sein Haupt. Überlegt.
    Und sagt dann: »Weihnachten!«
    Darauf der erste: »Weihnachten? Warum Weihnachten?«
    Darauf der andere: »Weil … das ist öfter!«
     
    Die größte Bedrohung im Alter ist das Siechtum, und die größte Bedrohung während des Dahinsiechens ist das Vergessen, die Auslöschung des eigenen Gedächtnisses, weil es – neben und vor dem Nichts des Todes – der größte vorstellbare Verlust ist.
    Neben dem Vergessen ist es das Ausgeliefertsein an die Allmacht der Ärzte, die nicht nur in der modernen Zeit Halbgötter in Weiß sind, sondern diejenigen, die über unsere Geschicke entscheiden. Jeder ältere Mensch (der politisch korrekte Begriff ist: ältere Mitbürger) kennt das Ausgeliefertsein in der Narkose, die für den Patienten Ähnlichkeit mit dem Tod hat und – obwohl die Narkosetechniken sich immer und immer mehr verfeinern – ihm gleichermaßen eine Ahnung vom »letzten Ausgang« vermittelt. Früher hat man gesagt, dass der Schlaf der Bruder des Todes sei. Mag sein. Dann aber ist die Narkose, noch enger, sein Zwillingsbruder.
     
    Der knappste, treffendste Vergessenswitz ist der folgende:
     
    Ein Mann kommt zum Arzt. Als er im Ordinationszimmer angekommen ist, sagt er, voller Verzweiflung:»Herr Doktor, es ist furchtbar, ich kann mir nichts merken, aber auch gar nichts. Ich vergesse sofort alles.«
    Darauf fragt der Arzt: »Seit wann haben Sie denn das?«
    Fragt der Patient: »Was?«
     
    Die nächsten Geschichten zeigen Abstufungen im Abhängigkeitsverhältnis vom Patienten zum Arzt.
     
    Ein Patient erwacht aus der Narkose, nach der Operation. Der Chefarzt kommt zur Visite und sagt:
    »Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für Sie! Welche möchten Sie zuerst hören?«
    Der Patient seufzt: »Die schlechte!«
    Der Arzt: »Die schlechte ist, wir haben aus Versehen Ihr gesundes Bein amputiert.«
    »Um Gottes willen«, sagt der Patient, »was ist denn dann die gute?«
    »Tja, das kranke Bein heilt schneller als erwartet.«
     
    Der nächste Witz bietet ein schlimmeres Leiden zum Trost gegen das vermeintlich schwächere auf. Es ist in Wahrheit eine Geschichte über die sprichwörtliche Wahl zwischen Pest und Cholera, in die das Alter oft die Bewohner dieses Lebenskontinents stellt.
     
    Wieder stellt ein Arzt dem Patienten eine gute und eine schlechte Nachricht vor Augen, nachdem er ihn gründlich untersucht hat. Wieder entscheidet sich der Patient dafür, als Erstes die schlechte Botschaft zu hören.
    »Also, die schlechte Nachricht ist, Sie sind unheilbar an Krebs erkrankt.«
    »Und die gute?«, stottert bleich der Patient.
    »Die gute ist, Sie haben auch Alzheimer. Das bedeutet, Sie
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