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Sohn der Dunkelheit

Sohn der Dunkelheit

Titel: Sohn der Dunkelheit
Autoren: J. R. Ward
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bewusst, wer meine Mutter ist? « , fiel ihr Payne ins Wort.
    Layla drehte den Kopf auf dem Kissen hin und her. » Bitte, geh … «
    » Weißt du es? « , unterbrach Payne sie.
    Layla war zum Heulen zumute. Sie hatte keine Kraft für eine Unterhaltung – und ganz bestimmt nicht über Mahmens. Nicht jetzt, da sie ihr Kind verlor.
    » Bitte. «
    » Ich wurde von der Jungfrau der Schrift zur Welt gebracht. «
    Layla runzelte die Stirn, als diese Worte durch den Nebelschleier ihrer Qual – körperlicher wie seelischer – in ihr Bewusstsein drangen. » Wie bitte? «
    Payne atmete tief durch, als würde ihr diese Enthüllung weniger Freude als Kummer bereiten. » Ich bin die leibliche Tochter der Jungfrau der Schrift. Ich wurde vor langer Zeit geboren, doch ich erscheine nicht in den Annalen der Auserwählten und meine Herkunft wurde vor aller Augen verborgen. «
    Layla blinzelte schockiert. Im Heiligtum oben hatte Paynes außergewöhnliches Aussehen immer als Mysterium gegolten, doch sie hätte niemals danach gefragt, allein schon, weil es ihr nicht zustand. Doch in einem Punkt war sie sich sicher: An keiner Stelle wurde erwähnt, dass die heiligste Mutter der Spezies ein Kind zur Welt gebracht hatte.
    Genau genommen war es die Grundlage des gesamten Glaubenssystems, dass eben jenes nicht der Fall war.
    » Wie ist das möglich? « , hauchte Layla.
    Paynes leuchtende Augen wirkten ernst. » Ich habe mir dieses Schicksal nicht ausgesucht. Und ich rede nicht darüber. «
    Ein angespanntes Schweigen folgte, und Layla spürte instinktiv, dass Payne die Wahrheit sagte. Zudem spürte sie bitteren Zorn von ihr ausgehen, über dessen Ursache sie nur spekulieren konnte.
    » Du bist eine Heilige « , flüsterte sie voller Ehrfurcht.
    » Ganz und gar nicht, dessen sei dir sicher. Aber aufgrund meiner Abstammung besitze ich eine gewisse … wie soll ich sagen? Fähigkeit. «
    Layla versteifte sich. » Und die wäre? «
    Payne sah ihr mit ihren diamantfarbenen Augen fest ins Gesicht. » Ich möchte dir helfen. «
    Layla legte die Hand auf ihren Bauch. » Wenn du damit andeuten willst, du könntest es schneller zu Ende bringen … dann nein. «
    Sie hatte ihr Kind nur so kurz in ihrem Bauch. Ganz gleich, wie schmerzhaft es war, sie wollte keine Minute ihrer einzigen Schwangerschaft opfern.
    Denn dieser Tortur würde sie sich kein zweites Mal unterziehen. In Zukunft würde sie sich während der Triebigkeit betäuben lassen.
    Diesen schrecklichen Verlust einmal zu ertragen reichte für den Rest ihres Lebens.
    » Und wenn du glaubst, es aufhalten zu können « , fuhr Layla fort, » dann irrst du dich. Das ist unmöglich. «
    » Da wäre ich mir nicht so sicher. « Paynes Augen leuchteten. » Ich würde gern versuchen, dein Kind zu retten. Wenn du es zulässt. «
    Mr C hatte sich im ehemaligen Rektorat auf dem Campus der leer stehenden Brownswick-Schule für Mädchen niedergelassen.
    Das entnahm er dem angeknacksten Schild auf dem Gang.
    Da man hier nicht heizen konnte, war die Raumtemperatur identisch mit der Außentemperatur, doch dank des Bluts von Omega stellte Kälte kein Problem dar. Ein Glück, denn im großen Schlafsaal auf dem Hügel gegenüber, hinter einem verwilderten, schneebedeckten Rasen, schliefen fast fünfzig Lesser wie die Toten.
    Und hätten diese armen Schlucker Wärme oder Verpflegung gebraucht, wäre er echt aufgeschmissen gewesen.
    Glücklicherweise musste er sie nur mit einem Dach über dem Kopf versorgen. Den Rest erledigte ihre Initiation – und dass sie alle vierundzwanzig Stunden eine Phase der Bewusstlosigkeit einlegen mussten, kam ihm sehr gelegen.
    Er brauchte Zeit zum Denken.
    Gütiger Himmel, was für ein Chaos.
    Der Drang umherzuwandern wurde übermächtig, und er wollte seinen Stuhl zurückschieben. Da fiel ihm ein, dass er auf einem umgedrehten Eimer Wandfarbe saß.
    » Verdammt. «
    Er sah sich in seiner schäbigen Behausung um. Der Putz war von der Decke gebröckelt, die Fenster waren vernagelt, in einer Ecke klaffte ein Loch in den Bodendielen. Diese Schule glich den Konten, die er vorgefunden hatte.
    Nirgends Geld. Keine Munition. Stumpfe Gegenstände als Waffen, und das war auch schon alles.
    Nach seiner Beförderung zum Haupt- Lesser war er zunächst völlig im Rausch gewesen, voller Tatendrang. Jetzt sah er die Defizite. Es fehlte an Geld, es fehlte an Mitteln, es fehlte an allem.
    Dennoch erwartete Omega Erfolge. Was er bei seiner kleinen Stippvisite in der letzten Nacht überdeutlich zum
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