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Soforthilfe bei Stress und Burn-out

Titel: Soforthilfe bei Stress und Burn-out
Autoren: Horst Kraemer
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inneren Antreibern Einhalt zu gebieten. Warum? Tief innen kam eine Stimme, die mir sagte: »Es reicht nicht, streng dich mehr an!« Und dies unabhängig vom tatsächlichen Erfolg, egal wie groß dieser auch sein mochte. Und bei einer Geschäftsgründung gibt es immer Situationen, dass es nicht reicht, dass man immer noch etwas mehr machen sollte und auch tun muss. Das ist dann eine wunderbare Legitimation, der inneren destruktiven Stimme, die »mehr« fordert, mit noch mehr Einsatz und Leistung zu folgen. Und ich gestehe: Ich bin in diesem Kreislauf mir selbst gegenüber immer grenzenloser geworden und beutete mich so immer weiter aus! (Vielleicht sehen Sie hier ja auch für sich oder Ihre Klienten Parallelen...)
    Daraus resultiert ganz sicher eine wichtige Aufgabe für Coachs: Die unbewusste Motivation muss erkannt, also bewusst gemacht werden. Dann kann die gleiche Kraft, die unkontrolliert zum unerwünschten Zustand geführt hat, genutzt werden, um durch Verhaltensänderung aus der Burn-out-Falle herauszufinden. Dabei ist es aber dringend nötig, schmerzhafte Erfahrungen zu würdigen und ihre Bedeutung so umzudeuten, dass diese alten, längst abgeschlossenen Schmerzerinnerungen keine prägende Kraft mehr entwickeln. Dazu sollten die entsprechenden Coaching-Methoden eingesetzt werden, wie sie zum Beispiel Gunther Schmidt in seinem Buch Liebesaffären zwischen Problem und Lösung beschrieben hat.

Das Leben nach dem Burn-out

Heranführen an Belastungen
    Je länger sich jemand im Burn-out-Ausnahmezustand befindet, desto schwieriger ist es, zur alten Verfassung zurückzufinden. Wenn jemand seine Stressfragmentierung aufgelöst hat, ist die gewohnte Kraft jedoch relativ schnell wieder vorhanden, abgesehen von körperlichen Schädigungen, die möglicherweise eine längere Genesung benötigen. Ein betroffener Mensch kann unter normalen Bedingungen spätestens nach drei Monaten wieder auf seine volle Leistungsfähigkeit zurückgreifen.
    Nach fünf Wochen schlug ich persönlich nach meiner Entstressung erstmals wieder meine Agenda auf und versuchte, Terminwünschen meiner Mitarbeiter nachzukommen. Ich war sehr erstaunt, wie ich nach dem Eintragen von zwei Terminen, eigentlich inhaltliche Routine, wieder starkes Stechen in meiner Bauchgegend wahrnahm. Nach einem kurzen Test war klar: Ich kann und darf nicht so weitermachen wie vor meinem Burn-out.
Ich, Horst Kraemer, brauchte Zeit und musste mich schonen. Abgesehen davon, dass ich mein körperliches Abnehm- und Fitnessprogramm längerfristig angelegt hatte (ich ging von zwei Jahren aus), musste ich mit einer begrenzten Einsatzfähigkeit rechnen. Nach drei Monaten arbeitete ich wieder normal, sorgte aber dafür, dass ich ein bis zwei Tage pro Woche echte Pause hatte. Und erst ein halbes Jahr später war ich wieder da, wo ich mich leistungsmäßig gern sehe: voll im Saft und auch nach 14 Stunden Arbeit noch richtig fit.
    Wenn jemand ein oder mehr Jahre nicht mehr wirklich in einem leistungsorientierten Arbeitsprozess war (ich unterscheide gerne zwischen leistungs- und wirkungsorientierter Arbeit sowie arbeitsorientierter Arbeit), dann ist es zwingend nötig, dass die Person nicht versucht, von null auf hundert zu kommen. Das geht nicht. Es ist dringend notwendig, sich nach mehreren Monaten Entfernung aus dem Arbeitsprozess eine gewisse Zeit des Heranführens an Belastungen einzuräumen.

Zutrauen zurückgewinnen
    Wenn jemand über eine längere Zeit nicht über seinen gewohnten Zugriff zur persönlichen inneren Kraft verfügt hat, ist es außerdem wichtig, dass diese Person das Zutrauen in die eigene Kraft und Belastungsfähigkeit wiedererlangt. Dies erfordert neben dem verstandesmäßigen Erfassen der Ursachen eine sich ständig wiederholende Erfahrung, dass Belastungen nicht wieder zur Krise führen. Nur diese Erfahrungen können einen Gegenpol zur Zerrüttung des Selbstvertrauens bilden. Dabei ist es gerade
für erfolgsgewohnte Menschen gar nicht so einfach, die notwendige Geduld sich selbst gegenüber aufzubringen.
    Es kann notwendig sein, dass als Erstes das komplette Menschenbild verändert werden muss. Gerade wenn Burn-out innerlich mit Versagen gleichgesetzt wurde, ist es nötig, dass hierüber eine innere Auseinandersetzung und ein etwas weniger anspruchsvoller Umgang mit sich selbst geführt werden.

Grenzen erkennen und
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