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Soforthilfe bei Stress und Burn-out

Titel: Soforthilfe bei Stress und Burn-out
Autoren: Horst Kraemer
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befand ich mich vor nun mehr als drei Jahren in den Bergen, rutschte auf einem glatten Stein aus und fiel der Länge nach hin. Außer einer zerrissenen Hose, einem blutigen Knie und blutigen Händen war eigentlich nichts passiert. Und als Zweites fällt mir ein, dass ich eine Überdosis an Traumata durch meine tägliche Arbeit als Traumasupervisor und Ausbilder in mir trage. Da die vielen Geschichten, an denen ich in den unterschiedlichsten Rollen teilhabe, in der Regel die Folge von schweren Ereignissen sind, bin ich wohl selbst der Ansteckung durch Trauma (siehe Kraemer 2003) zu nahe gekommen. Neben der Tatsache, dass ich die Notwendigkeit zur Entspannung generell verdrängt hatte, habe ich völlig unterschätzt, auch im Inhalt meiner Arbeit eine Ursache für meine Probleme zu sehen. Dadurch wurde der Anspannungspegel immer höher und höher, entsprechend zur Arbeitsintensität.

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    Die Kraft des Veränderungswillens und die
inneren Antreiber
    Wenn die gleichen Kräfte, die zum hohen Arbeitseinsatz mit dem Ergebnis Burn-out geführt haben, genutzt werden können, um aus dem Burn-out herauszukommen und das Leben neu zu justieren, gibt das einen enormen Schub in die richtige Richtung - und blitzartig hat eine erfolgsgewohnte Person ihr Leben wieder im Griff. Es braucht dazu jedoch ein Instrument, ein Werkzeug, welches dazu anwendbar und nutzbar ist. Ein Instrument, mit dem eine echte Wirkung deutlich wahrgenommen werden kann.
    Ein solches Instrument ist die Neuroimagination, die im Coachingprozess an mehreren Stellen zum Einsatz kommt. Wenn eine erfolgsgewohnte Person merkt, dass damit ein starker Effekt zu erzielen ist, investiert diese erfahrungsgemäß auch Kraft und Energie in das Training und die Anwendung. Der Betroffene kann damit seine Selbststeuerung wiederherstellen und die Konzentrationsleistung auf das gewohnte Maß steigern.
    Grundsätzlich ist jedoch wichtig, wie stark sich die persönlichen Beweggründe eines Menschen als Motivatoren auswirken, um nach einem gelungenen Burn-out-Coaching einen Rückfall in alte, schädigende Verhaltensmuster zu verhindern. Inwieweit ist genügend Kraft vorhanden, nachhaltig und längerfristig eine erneute Dauerüberforderung zu vermeiden?
    Es ist nötig, auch unbewusste Motivatoren, also die unbewussten Antreiber eines dauerhaft selbstschädigenden Verhaltens, zu kennen. Dies ist Voraussetzung dafür, dass ein Verhalten nachhaltig, kontrolliert und bewusst geändert werden kann.

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    Mein unbewusster innerer Antreiber
    Ich will das wieder am eigenen Beispiel verdeutlichen. Ich bin in einer Familie mit vier Kindern aufgewachsen. Schulische Leistung war sehr wichtig und als Zweitgeborener hatte ich vor und nach mir Geschwister, die den Anforderungen meiner Eltern diesbezüglich sehr entsprachen. Ich wurde recht früh eingeschult und hatte Mühe, diesen Anforderungen gerecht zu werden. So galt ich als Schulversager, aus dem eh nichts werden würde. Während meine Geschwister alle scheinbar spielend auf direktem Wege Abitur machten, schaffte ich gerade die mittlere Reife und bin danach mühsam auf dem zweiten Bildungsweg meinen Weg gegangen. Der Satz »Das schaffst du sowieso nicht …« meines Vaters, etwa beim Berufswunsch Hubschrauberpilot mit 14 Jahren, und der Satz »Aus dir wird sowieso nichts …« meiner Mutter als ständige Reaktion auf meine schulischen Leistungen haben mich tief geprägt. Nebenbei bemerkt: Meine Familie kommentierte mein erstes Buch mit: »Das hätten wir dir nie zugetraut.«
    Welche unbewusste Motivation leitet sich hieraus ab? Ab meinem achten Lebensjahr hat sich in mir eine Haltung gebildet, die auch heute noch dominant ist. Sie lautet: »Euch zeig ich’s!«
    Damit diese in mir wirkende Motivation »Euch zeig ich’s!« zum Segen und nicht zum Fluch wird, ist es nötig, den inneren Antreibern Grenzen setzen zu können. Sonst erwächst daraus eine Selbstanforderung, die so hoch wird, dass dann doch ein Versagen, also die Bestätigung der negativen Prophezeiung, daraus erwächst. Bei mir trug diese unbewusste Motivation dazu bei, dass ich mich auf so manche unmöglich erscheinende Aufgabe und Herausforderung einließ. Das war im Prinzip auch gut so, sonst gäbe
es heute die Methode der Neuroimagination mit all ihren Chancen nicht. Aber im Detail der Aufgaben gelang es mir immer schlechter, den
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