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Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes
Autoren: Lara Wegner
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Leben gewährte. Da Agathe sich seines Gepäcks annahm, ging er in den Nebenraum und schrieb zwei Briefe.
    „Hm!“, seufzte die Köchin aus dem Nebenzimmer. „Ich weiß nicht, was Ihr benutzt, Herr. Unsere Seife ist es nicht. Es duftet himmlisch.“
    Scheinbar drückte sie gerade ihre Nase in etwas hinein, denn sie klang gedämpft. Mica verdrehte die Augen. Er benutzte nichts. Woran Agathe sich berauschte, war sein Eigengeruch. Der Verdacht, sie könnte ihre Nase schon des Öfteren in seine Hemden oder die Bettlaken gedrückt haben, bei Tageslicht, wenn er in seinen Gemächern unter dem Haus weilte, keimte auf. Mit den versiegelten Briefen kehrte er zu ihr zurück. Seine Reisetasche war verschlossen und beulte sich an den Seiten aus.
    „Dieser Brief ist für den Comte de Saint-Germain, der andere für meine Tochter, Madame de Garou. Er soll ihr das Schreiben aushändigen.“ Als Agathe die Briefe annehmen wollte, zog er sie zurück. „Begehe nicht die Dummheit, die Siegel zu brechen, Weib.“
    „Ich kann doch gar nicht lesen, Herr.“
    „Ah, ausgezeichnet. Nimm sie an dich.“
    „Welcher Brief war noch mal für …?“
    „Die Namen stehen auf den Umschlägen.“
    „Und Monsieur Le Comte kann natürlich lesen.“
    Saint-Germain konnte nicht nur lesen, sondern würde den an Florine gerichteten Brief über Wasserdampf öffnen. Einerlei. Darin stand nichts, was Saint-Germain nicht besser wusste. Florine und damit Cassian würden nicht erfahren, wohin seine Reise ging. Das Letzte, was er brauchte, war die Einmischung seines Schwiegersohnes.
    „Die kleine Kutsche soll angespannt werden. Wecke diesen lahmen Burschen, er soll sich darum kümmern. Kann er eine Kutsche lenken?“
    „Hervés? Wohl kann er das, aber er ist der Bursche für den Mist. Eigentlich sollte Gustave …“
    „Keine Debatten. Allez, allez!“
    Die Fülle der Köchin machte aus ihr einen Tanzknopf. Sie musste sich zweimal um sich selbst drehen, ehe sie die Tür fand und seinem Befehl nachkam. Offenbar brauchte sie diese Umdrehungen, um sich darüber klar zu werden, dass Widerworte nicht geduldet wurden. Mit einem Blick in die Nacht hinaus streifte Mica seinen Mantel und die Handschuhe über und setzte einen Dreispitz auf. Die Reisetasche in der Hand verließ er sein Haus. Im Osten gewahrte er den ersten Silberstreif. Vor dem Eingang wartete eine kleine Kutsche, deren Holzläden vor die Fenster gezogen waren. Der lahme Junge saß auf dem Bock und griente ihm entgegen. Mica hob einen Mundwinkel und stieg ein. Sobald er in den Polstern saß und der Schlag zufiel, fühlte er sich eingesperrt. In einem fahrbaren Sarg würde er über die Alpen reisen. Dazu noch im Herbst. Schwer sank er in den Sitz und verdrängte jeden Gedanken an die kommenden Tage.

     
    Von einem offenen Fenster aus beobachtete Florine die Waffenübung. Die drei Söldner kämpften mit dem Instinkt von Wölfen. Trotzdem blieb ihnen ihr Gegner an Wendigkeit überlegen. Die Männer waren durch einen Biss zu Rudelwölfen geworden, wohingegen ihr Leitwolf ein Alpha war – ein Werwolf von Geburt an. Das Aufeinandertreffen der Degenklingen untermalte den schnellen Übungskampf. Cassian lenkte seine Männer nach Belieben durch den Hof, von links nach rechts und nach einer flinken Drehung wieder zurück an ihren Ausgangsort.
    Während sie darauf wartete, von ihm bemerkt zu werden, sann sie über die Treue dieser neu hinzugekommenen Rudelmitglieder nach, die in der Vergangenheit nur dem Meistbietenden treu geblieben waren. Cassians Biss hatte sie verändert. Ihnen war es gegeben, auf vier Pfoten ihrem Leitwolf in die Wälder zu folgen. Diese nächtlichen Jagden schweißten das Rudel zusammen. Florine war davon ausgeschlossen, obwohl sie jederzeit bereit gewesen wäre, zu einer Wölfin zu werden, um ihrem Gefährten noch näher zu sein. Sowohl Cassian als auch Mica hielten ihren Wunsch für zu riskant. Niemand wusste, wie sich der Biss eines Werwolfes auf sie auswirken würde. Sie könnte sich wandeln oder ebenso gut aufgrund des Anteils an Vampirblut in ihren Adern daran sterben. Cassian würde sie niemals beißen. Damit blieb nur das Angebot ihres Vaters, das Geschenk seines Blutes. Angenommen hatte sie es bisher nicht. Noch war sie jung, noch blieb Zeit, diesen Schritt, der das Altern hinauszögerte, zu überdenken.
    In einem rasanten Angriff lenkte Cassian zwei gegnerische Klingen ab und kreuzte den Degen mit der dritten, als er sie am Fenster entdeckte. Sie wedelte mit den Briefen.
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