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Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes
Autoren: Lara Wegner
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Bastards unreiner Abstammung zu schwelgen. Alle anderen erfüllt es mit Abscheu.“
    „Bastard?“
    Die Silben explodierten auf Micas Lippen. Celeste war kein Bastard. Ehe einer der Vampire wusste, was geschah, schnellte seine Handkante vor und traf gegen Crispins Kehle. Rücklings polterte der junge Vampir die Treppe hinab. Knochen brachen. Am unteren Ende blieb er liegen, schlaff wie ein ausgestopftes Kleiderbündel. Sofort schlossen die beiden anderen die entstandene Lücke. Ein Fehler. Mica packte sie und schmetterte ihre Köpfe gegeneinander. Sie fielen exakt an den Platz, der ihnen gebührte. Auf die Knie.
    „Mit dieser Antwort könnt ihr zu meinen Zweiflern zurückkehren.“
    Ohne die Köpfe zu heben, schielten Aljoscha und Severin zu ihm auf. Ihre Benommenheit wich, und kurz fragte er sich, ob sie verrückt genug waren, ihn anzugreifen. Er zog die Lippen zurück, zeigte ihnen die Fänge, bereit, ein ungeschriebenes Gebot zu übertreten und ihnen ernsthaften Schaden zuzufügen.
    „Du machst einen Fehler, Mica.“
    „Erspart mir weiteres Gewäsch. Geht!“
    Es brauchte keinen weiteren Nachdruck. Ein Schritt auf sie zu reichte aus, um sie zum Zurückweichen zu bewegen. Die Rücken gebeugt, gingen sie die Stufen hinab, halfen Crispin auf und nahmen ihn in ihre Mitte. Ihr Rückzug war nicht mehr ganz so lautlos, da die Füße des bewusstlosen Vampirs über den Boden schleiften. Mica wartete, bis die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel. Er sah auf den Blutfleck am Ende der Stufen und atmete tief durch.
    Auseinandersetzungen dieser Art waren ihm verhasst. Sie waren unnütz und führten zu nichts. Schließlich war es keine Wahl gewesen, die ihn zu ihrem Großmeister bestimmt hatte, sondern eine natürliche Auslese. Er war der Älteste und Stärkste. Branwyn und Pavo mochten ihn verhöhnen und über ihn lachen, aber ihre Reviere verlassen, um ihn zur Rede zu stellen oder ihn herausfordern würden sie nicht. Die Zeit der Machtkämpfe um die Spitze lag lange zurück. Alle wussten sie, dass sie in einem Duell gegen ihn unterliegen mussten. Dennoch, der eine oder andere Vampir könnte jung und dumm genug sein – so wie diese drei – um sich hinreißen zu lassen und anstelle seines Großmeisters den Werwolf Cassian de Garou ins Visier nehmen.
    Natürlich war der Werwolf dagegen gewappnet. Sein Rudel war immens angewachsen. Über ein Dutzend Söldner waren durch seinen Biss zum Wolf geworden, sicherten seinen Rücken, schützten sein Haus und seine Familie. Allerdings würde allein der Versuch eines Angriffs Florine in helle Aufregung versetzen. Und wenn sie sich aufregte, neigte sie zu Überreaktionen. Zu seinem großen Leidwesen hielt seine Tochter ihren Gemahl noch nach drei Ehejahren für ihre große Liebe. Das zweite Kind, das sie von ihm erwartete, würde nicht das letzte bleiben. Und Cassian würde jeden Übergriff mit roher Gewalt vergelten. Alphawölfe, die ihre Sippe in Gefahr sahen, gingen ohne Umschweife zum Gegenangriff über. Die ganze Chose würde sich hochschaukeln, bis zu dem Punkt, da Mica die Enkel entzogen wurden und Florine sich von ihm abwendete.
    Abrupt kehrte er sich von dem Blutfleck im Vestibül ab und sah zum Bildnis seiner Mutter auf. Kein Wort hatte sie über die Zusammengabe von Florine mit einem Werwolf verloren. Weder ein Gutes noch ein Böses.
    „Ich weiß“, knurrte er zu dem perfekten Oval ihres Gesichts auf. „Es hätten auch fünfzig oder hundert von ihnen sein können, anstatt läppische drei.“
    Die auf ihn gerichteten Smaragdaugen belächelten sein Selbstgespräch. Fest rieb er seinen Nacken. Über eine jahrtausendalte Feindschaft hatte er Cassian die Hand gereicht. Das kleinste Missverständnis könnte ihren Frieden erschüttern. Ausrutscherkonnte er sich nicht leisten. Zumal diese Nacht bewiesen hatte, dass sie in einer Seifenblase gelebt hatten. Die Situation war untragbar. Es war paradox. Ausgerechnet sein Bestreben nach einem Friedensschluss schien ein Aufflammen des alten Krieges herauszufordern. Drei Jahre hatte er davor die Augen verschlossen. Er musste handeln, bevor ein Vampir auf dumme Gedanken verfiel. Er brauchte Verbündete. Bloß, wer kam dafür infrage? Juvenal de Garou, das Oberhaupt der Sippe und Cassians Vater, hielt sich bedeckt. Gilian und Ruben, Cassians Brüder, eiferten darin ihrem Vater nach und hielten sich von Paris fern. Außerdem waren sie alle Werwölfe, und wenn Mica von einem genug hatte, dann waren es diese unrasierten und ungehobelten Kerle
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