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Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes
Autoren: Lara Wegner
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gewachsen. Ruben konnte es aus seinen geweiteten Augen ablesen.
    „Ich verzichte!“
    Das Rudel glotzte. Niemand hatte damit gerechnet, dass sein Leitwolf klein beigab. Ruben senkte seine Klinge, trat zurück und legte den Kopf in den Nacken. Sein Heulen schickte seinen Sieg in den Nachthimmel hinauf, ein tiefer, langer Laut, in den ein anderer Wolf instinktiv einfiel. Der Melodie nach zu schließen, war es Giordo, der Omega des Rudels. Kurz darauf heulten sie gemeinsam die Mondsichel an. Das Rudel schloss sich Rubens Ruf an und lehnte seinen eigenen Leitwolf ab. Kleiderfetzen flogen auf. Tizzio hatte sich in einen Wolf verwandelt, dessen rotes Fell sich sträubte. Seine Ohren zuckten. Das verletzte Vorderbein hatte er gegen die Brust gedrückt und doch hielt ihn die Wunde nicht auf. Mit einem langen Satz, den Schweif eingeklemmt, jagte er davon, suchte den Schutz der Nacht, verfolgt vom Jaulen seines Rudels. Er würde seine Wunde lecken, seinen Stolz hätscheln und irgendwann zurückkehren.
    Ruben warf das Kurzschwert achtlos von sich und bückte sich nach dem Brief. Berenikes Absatz hatte ein Loch hineingebohrt, Schmutz verwischte die Schrift und machte sie nahezu unleserlich. Mein Geliebter, entzifferte er schließlich. Nicht unbedingt die Anrede einer Frau, die sich um jeden Preis von ihm lösen wollte. Nun, er brauchte keinen Hinweis von anderen, um Aurora zu finden. Ihr Duft haftete in seiner Nase und hatte eine unsichtbare Fährte durch Rom gelegt. Das Rudel umringte ihn, suchte seine Nähe, die Berührung mit ihm. Einen nach dem anderen sah er in die Augen. Rom barg zu viele ungute Erinnerungen, um hierbleiben zu wollen. Er hatte nie daran gedacht, es zu seinem Revier zu machen. Er schob sich aus dem Pulk der Männer und Frauen und ließ sie zurück. Keiner von ihnen folgte ihm.
    Die Arme hinter dem Kopf verschränkt lümmelte Mica auf dem Bett und überließ Ruben großmütig seinen Kleiderschrank. Nachdem jedes von Rubens Hemden mindestens einen Riss davongetragen hatte, war er einem Landstreicher ähnlicher als allem anderen geworden. Da er ein Mal in seinem Leben einen guten Eindruck machen wollte, blieb ihm die Demütigung nicht erspart, sich um einer anständigen Garderobe willen an Mica zu wenden. In einem frischen Hemd und weißen Kniestrümpfen wühlte er sich durch die Anzüge. Jedes Stück von bester Qualität, keines gediegen genug, um dem schlichten Geschmack eines Werwolfs zu entsprechen.
    „Hast du nichts Seriöses unter all diesem Flitter?“
    „Wozu der Aufwand? Du kannst jederzeit zu deiner Gefährtin vordringen, sogar in Hemd und Strümpfen.“ Mica zuckte die Schultern.
    „Sie hat anderes verdient. Ich bin ein Garou und nicht irgendein Dahergelaufener, der außer geflickten Hemden nichts besitzt.“
    „Dann solltest du dich nicht wie ein Buchhalter kleiden. Nimm den Samtanzug.“
    Ruben nahm besagten Anzug heraus. Samt schimmerte im Kerzenschein. Kräftiges Weinrot. Sei es drum. Mit einem Seufzer stieg er in die Kniehosen.
    „Deine Schwester Berenike hat Tizzio die rechte Hand abgeschlagen. Mit einem Katana.“
    Mica setzte sich ruckartig auf. „Ach ja? Das erklärt ihr Fernbleiben.“
    „Sie akzeptiert deinen Wunsch nach Frieden nicht.“
    „Sie wird ihn akzeptieren müssen. Was sollte sie schon dagegen unternehmen?“
    „Bevor sie sich aus dem Staub machte, drohte sie an, weitere Werwölfe zu töten.“
    Mica rieb über sein Kinn. Seine Lider sanken herab und seine Miene wurde undurchsichtig, verhehlte seine Gedanken. „Nun, so wie ich es sehe, ist es ihr nicht einmal gelungen, einen Werwolf zu töten. Sie wird sich bald besinnen und hierher zurückkehren“, sagte er leichthin. „Der Anzug steht dir. War ein Geschenk meiner Mutter.“
    Und der Geruch des Samtes war der von Mica, Sandelholz und ein Hauch von Limette. Nicht unangenehm, aber auch nichts, was Ruben begeistern konnte. Da alle Alternativen nicht anders riechen würden, fügte er sich in das geckenhafte Weinrot und machte sich auf, Aurora aus dem Kloster zu holen, ehe sie dort trübsinnig werden konnte.
    Trotz hatte sie dorthin geführt. Der Mangel an Einsicht, sich nicht immer durchsetzen zu können. Das Aufbegehren einer Strega. Er kannte sie gut genug, um das beurteilen zu können. In Zukunft würde es sich nicht anders verhalten. Immer wieder würde es wohl zu solchen Reaktionen kommen und vermutlich würde sie es so weit treiben, dass er ihr eines Tages den Hintern versohlte. All diese Ahnungen hielten ihn
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