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Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes
Autoren: Lara Wegner
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Marquise, mussten sie auf einer Tür aus dem Haus tragen, so erschrocken war sie über den Vorfall. Ich verlange eine Erklärung!«
    Wahrlich, es kostete Kraft, die nötige Ruhe aufzubringen. Auf einer Tür getragen zu werden war ein Zuckerschlecken im Vergleich zu der breiten Schulter, über der sie kopfüber gehangen hatte. Von ihrem Gewaltmarsch durch die Nacht ganz zu Schweigen.Florine zwang sich zu einem gemäßigten Tonfall, um nicht zusätzlich eine Rüge ob ihres aufbrausenden Temperaments einzuheimsen. Vernunft in Krisenmomenten, das war es, was zählte.
    »Ihr wisst nicht, was im Gewölbe vorgefallen ist, Madame. Ich bin meiner Pflicht nachgekommen, um eine echte Katastrophe zu vermeiden.«
    Worin diese bestanden hätte, behielt sie für sich. Augenblicklich schien Madame Chrysantheme nicht in der Lage, das Leben ihrer rechten Hand gegen das Chaos, das ausgebrochen war, aufzuwiegen.
    »Du hast alles verdorben, Florine.«
    »Dieser Saint-Germain hat einen Wahnsinnigen in unser Haus gebracht, Madame. Gegen meinen Willen hat er mich an ihn gekettet und in Aussicht gestellt, der Irre würde meine Kehle zerfleischen.«
    »Das ist Unfug!«
    »Er wollte zubeißen. Was blieb mir übrig? Es ging um mein Leben! Bei allem was mir heilig ist, ich sage die Wahrheit. Er wollte mich beißen. Seine Zähne … auf jeden Fall war er verrückt und Saint-Germain ist es nicht weniger, nach allem, was ich sehen und hören musste.«
    »Du bist zu unerfahren, um die Neigung mancher Freier beurteilen zu können. Du hast die Situation falsch eingeschätzt. Im Übrigen steht dir ein Urteil über zahlende Gäste nicht zu! Deinetwegen verweigert Saint-Germain nun die Begleichung unserer Ausgaben. Auf den Kosten seines Festes bleibe ich sitzen. Mehr noch, verlangt er eine Entschädigung für den Schaden, den du angerichtet hast. Deine ständigen Sperenzchen treiben mich in den Ruin!«
    Das konnte sie nun wirklich nicht auf sich sitzen lassen. »Bei allem Respekt, in den vergangenen Jahren war ich es, die Euren Ertrag verdoppelt hat. Meine Sperenzchen haben Euch einen Gewinn gebracht, der die Kosten des vergangenen Abends bei Weitem übertrifft.«
    »Das ändert nichts an den Tatsachen. Was bringt mir deine Unterstützung ein, wenn eine Nacht ausreicht, um mich in Schulden zu stürzen? Du wirst dafür gerade stehen, Florine.«
    »In wenigen Wochen haben wir das Geld wieder hereingeholt. Dafür werde ich schon sorgen.«
    »Uns bleiben keine Wochen, du dummes Ding. Saint-Germain verlangt zweitausend Louis D’Or, und diese werden in einer Woche fällig.«
    »Zweitausend! Wie kommt er auf diese unverschämt hohe Summe?«
    »Er hält sie für angemessen, nachdem du seinen Ruf geschädigt hast«, donnerte Madame Chrysantheme. »Da ich nicht gedenke, mich mit einem Mann seines Einflusses zu überwerfen, wirst du das Geld beschaffen. Den Anfang kannst du bei einer Auktion machen. Lange genug hast du dich davor gedrückt.«
    Ungläubig sah Florine in die Runde. Keines der Mädchen machte Anstalten für sie zu sprechen. Einige lächelten, an den anderen nahm sie stumme Zustimmung wahr. Zwar hatte sie ihre Jungfräulichkeit verloren, doch eine Hure war sie darum nicht, obwohl ihr dieses Schicksal bestimmt gewesen war. Madame Chrysantheme gehörte nicht zu denjenigen, die neunjährige Mädchen feilboten und sie hatte Florines Wert für ihr Haus bereits vor Jahren erkannt. Ohnehin eignete sie sich nicht zur Kurtisane. Keines der Mädchen hatte einen Makel, keines besaß ein Gesicht, das mit Sommersprossen gesprenkelt war. Florine kannte das Metier zu gut, um sich für ein Glanzstück zu halten. Ihre Talente erstreckten sich auf andere Gebiete und damit war sie stets zufrieden gewesen. Sie hatte sich noch nie nach dem Renommee einer kostspieligen Kurtisane gesehnt.
    »Dazu bringt Ihr mich nicht! Das mache ich nicht!«
    »Wenn du dich weigerst, kannst du deine Sachen packen und noch heute nach einer neuen Bleibe suchen.«
    Nach all der Mühe, dem Bestreben, sich unersetzlich zu machen und dem Fakt, dass sie sich bewährt hatte, sollte dies das Ergebnis sein? Wegen eines einzigen Ausrutschers drohte ihr der Rauswurf. Sie könnte leicht in einem anderen Etablissement unterkommen, ihre Fähigkeiten waren bekannt und wurden geschätzt. Aber hier war es, wo sie ein Heim gefunden hatte, und sie wollte es nicht verlieren. Nicht einmal denken wollte sie daran.
    »Madame.« Sie verlegte sie sich aufs Flehen. »Ihr könnt mich nicht einfach vor die Tür setzen.
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