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Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Titel: Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring
Autoren: Susanne U. Wiemer
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grünen Emblem, das sie dem Transportwesen zuordnete. Aus solchen Emblemen und der Farbe der Kleidung ließ sich auf dem Mars auf Anhieb die Tätigkeit des Trägers herauslesen, während die Farbe der Gürtel - Silber bei den Spitzenpositionen - den jeweiligen Rang verriet. Die arbeitenden Männer trugen überhaupt keine Gürtel. Was hieß, daß sie zum Heer der Hilfskräfte mit durchschnittlichem Intelligenz-Quotienten gehörten, die ihre Arbeit je nach Eignung vom Computer zugewiesen bekamen.
    Unermüdlich brachte ein Transportschacht übermannshohe, ausladende Stahlzylinder aus einem Bunker in die Halle herauf.
    Ein Hebeldruck - Greifarme verfrachteten die großen Behälter auf ein Transportband. Leise surrend trug es seine Last durch das breite Doppeltor nach draußen. Eine Rampe, deren äußerstes Ende sich ausklappen ließ, führte bis zum Startplatz einer mittelschweren Transportfähre. Behälter um Behälter verschwand im Bauch des Schiffs. Die Aufgabe der Raumhafen-Arbeiter beschränkte sich darauf, Hebel umzulegen und die Automatik zu überwachen.
    Da die Transportfähre im Wechsel mit einer anderen immer wieder startete und landete, war den Beteiligten klar, daß im Orbit eines der gigantischen Container-Schiffe wartete, die nicht dafür gebaut waren, selbst die Atmosphäre zu durchstoßen und sich der Oberfläche eines Planeten zu nähern.
    Für die Männer in der Halle war die Arbeit Routine. Sie kümmerten sich nicht um Art und Bestimmungsort der Frachtgüter, die von den Fähren in die Containerschiffe verladen wurden, und wenn, dann nur aus Langeweile. Die nicht enden wollende Kette von schwarzen, auffallend großen Stahlzylindern war allerdings ungewöhnlich genug.
    »Was ist das eigentlich für ein Zeug?« fragte ein schlanker, blaßgesichtiger Junge, der erst vor kurzem festgestellt hatte, daß sich das Berufsleben zumindest während der Erprobungszeit nicht viel von der strikten Kasernen-Disziplin des Schulbetriebs unterschied.
    »Kohlendioxyd«, sagte sein Nebenmann.
    »Wie bitte?«
    »Kohlendioxyd.«
    »Weißt du nicht, was das ist? Du kommst doch gerade von der Schule.«
    »Er ist C-Kategorie mit einem D-Minus im Zeugnis«, gab ein anderer bekannt. »Mangelnde Disziplin! Beinahe hätten sie ihn zur Charakter-Korrektur auf den Uranus geschickt.«
    Der Junge verzog die Lippen. Der Charakter-Korrektur-Kursus war gefürchtet, und er hatte ihn gerade noch vermeiden können. Ein halbes Schuljahr lang doppelte Arbeit, um guten Willen zu beweisen. Nachdem ihm ein wohlmeinender Lehrer auseinandergesetzt hatte, was ihn auf dem Uranus erwartete, war ihm das leicht gefallen.
    »Ich weiß, was Kohlendioxyd ist«, sagte er. »Ich kann mir nur nicht vorstellen, wo und warum solche riesigen Mengen davon gebraucht werden.«
    Er bekam keine Antwort.
    Niemand konnte sich das vorstellen, aber niemand interessierte sich für die Frage. Der Junge wußte, daß es vor allem solche Fragen waren, denen er seine ständigen Schwierigkeiten verdankte.
    »Ob sie irgendeinen Planeten mit kalter Temperatur in ein Treibhaus verwandeln wollen?« spann er den Faden weiter. »Vielleicht einen der Jupitermonde?«
    Auch diesmal bekam er keine Antwort.
    Die Männer hatten dafür zu sorgen, daß eine bestimmte, in der Tat sehr große Menge von Behältern mit flüssigem Kohlendioxyd in ein Containerschiff verladen wurde - mehr nicht. Diejenigen, die ihnen die entsprechenden Anweisungen gegeben hatten, wußten vermutlich selbst nicht, warum und wozu. Aber irgendjemand wußte es. Jemand an der Spitze, dessen Gedankengänge man ohnehin nicht nachvollziehen konnte - und nicht nachvollziehen sollte.
    Der Junge legte geduldig in halbminütigen Abständen den Hebel um.
    Seine Gedanken arbeiteten. Ein nur durchschnittlicher Intelligenz-Quotient hindert niemanden daran, Fragen zu stellen. Dem Jungen war noch nicht klar, daß der Weg zu einer interessanteren Arbeit und jeder Art von Aufstieg vor allem aus dem Verzicht auf Fragen bestand. Er hätte zu gern gewußt, wo und warum derart immense Mengen von flüssigem Kohlendioxyd benötigt wurden.
    Vielleicht, dachte er, wollte man tatsächlich einen der kalten Jupiter-Monde mit ihrer dünnen Atmosphäre in ein blühendes Treibhaus verwandeln.
    Er irrte sich. Und er konnte nicht ahnen, daß seine Spekulationen dennoch der Wahrheit sehr nahe kamen.
    *
    Charru warf das Lasergewehr auf den Sitz des Beibootes und schob die kleine Betäubungspistole in den Gürtel.
    Eine Vorsichtsmaßnahme, mehr nicht.
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