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Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Titel: Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring
Autoren: Susanne U. Wiemer
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hatte es gewußt, in den letzten Minuten seines Lebens. Und Che und Croi und Chaka waren tot, weil sie es nicht rechtzeitig erkannt hatten.
    Ciran biß die Zähne zusammen und konzentrierte sich, um sich noch einmal zu vergewissern, daß er alles richtig gemacht hatte. Eine einzige Maschine noch ... Und ein Knopfdruck, der die anderen Flugzeuge in die Luft jagen würde. Ciran atmete tief durch. Er hatte es richtig gemacht. Selbst wenn jetzt noch etwas schief gehen sollte, würde er die Priester mit einem letzten Fingerdruck für immer daran hindern können, die Menschen umzubringen, die er, Ciran, nicht mehr als Feinde betrachtete.
    Erst jetzt wurde ihm wieder bewußt, daß sein gebrochener Arm wie die Hölle schmerzte.
    Und wenn auch, dachte er. Morgen bin ich auf der anderen Seite des Erdballs. Morgen wird mir niemand mehr etwas anhaben können, wird niemand mehr Rache nehmen. Du hast dich geirrt, Herr ... Ich bin nicht bereit. Ich bin zurückgekommen, weil ich glaubte, mein Volk retten zu können, nicht weil ich dir noch weiter dienen wollte. Ich bin zurückgekommen, aber du hast nichts begriffen ...
    Mühsam zog sich Ciran in die Kanzel der letzten Maschine, der einzigen, die er nicht mit einem Sprengsatz präpariert hatte.
    Neben ihm auf dem Sitz des Co-Piloten lag das kastenförmige Gerät mit dem Schalter, der die Explosionen auslösen würde. Cirans Rechte glitt über das Schaltfeld des Steuerpultes. Noch einmal sah er zu dem Lagerhaus hinüber, das wie ein schwarzer Klotz in der Dunkelheit lag, dann preßte er entschlossen die Lippen zusammen.
    Mit ruhigen, geübten Bewegungen aktivierte er die Triebwerke und lauschte auf das dumpfe Grollen, das rasch zu hellen, durchdringenden Heulen anschwoll.
    *
    »Terra ruft den freien Merkur! Terra ruft den freien Merkur!«
    Beryls Stimme klang laut in der Stille der Kanzel. Charru lehnte mit verschränkten Armen an einem Andrucksitz und hörte zu. Sie hatten sich abgelöst. Da sie die Kennung der Luna-Fähre nicht kannten, die jetzt den Namen »Freier Merkur« trug, blieb ihnen nichts anderes übrig, als es systematisch immer wieder auf allen in Frage kommenden Frequenzen zu versuchen. Die »Freier Merkur« verfügte über Laserfunk. Damals auf Luna hatten die Rebellen zwar die alte »Terra« erreichen können, aber die »Terra« konnte mit ihren veralteten Geräten nicht antworten. Deshalb hatte kein Grund bestanden, sich darauf vorzubereiten, noch einmal mit den Merkur-Siedlern Kontakt aufzunehmen. Und niemand konnte mit der Möglichkeit rechnen, daß die Terraner gezwungen sein würden, ein marsianisches Schiff zu kapern.
    »Terra ruft den freien Merkur ... Terra ruft den freien Merkur ...«
    Beryl hatte die Frequenz gewechselt.
    Ein unklares Rauschen kam aus dem Lautsprecher. Im Co-Piloten-Sitz trommelte Camelo mit den Fingerkuppen auf die Lehne. Charru nagte an der Unterlippe. Nach so vielen vergeblichen Versuchen dauerte es eine volle Sekunde, bis ihm bewußt wurde, daß sich in das Knistern und Knacken Wortfetzen mischten.
    »... können euch hören! Ich wiederhole: Freier Merkur hört euch. Terra, bitte melden!«
    Beryl richtete sich kerzengerade auf.
    »Hier Terra! Aufklärer »Solaris« unter dem Kommando Charru von Mornags an »Freier Merkur!« Wir rufen Mark Nord. Ich wiederhole: Wir rufen Mark Nord.«
    »Warten Sie, Terra. Mark wird bereits geholt. Hier spricht Ken Jarel.«
    »Hier Beryl von Schun.«
    Der drahtige blonde Mann lächelte. Er konnte sich genau an Ken Jarel erinnern, der vor zwanzig Jahren in Kadnos bei dem Prozess gegen die Merkur-Siedler zu den Hauptangeklagten gehört hatte und später auf Luna zum harten Kern der rebellierenden Häftlinge.
    »Ihr habt ein marsianisches Schiff gekapert?« fragte Jarel interessiert.
    »Wir mußten.« Beryl warf Charru einen fragenden Blick zu und fuhr auf ein knappes Nicken fort. »Die Marsianer haben die Erdatmosphäre mit Kohlendioxyd angereichert. Es sieht so aus, als ob wir Terra verlassen müßten.«
    »Mit Kohlendioxyd? Aber das ist teuflisch, das ... Moment. Ich übergebe an Mark.«
    Charru griff nach dem Mikrophon. Ein paar Sekunden vergingen, dann konnte er die vertraute Stimme des Rebellenführers hören.
    »Hier Mark Nord. Charru?«
    »Ja, Mark.«
    »Habe ich das richtig verstanden? Die Erdatmosphäre ist mit Kohlendioxyd angereichert worden, um eine Klimaveränderung hervorzurufen?«
    »Richtig.«
    Eine Pause entstand. Selbst die Nebengeräusche im Funkgerät und die riesige Entfernung konnten
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