Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Titel: Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring
Autoren: Susanne U. Wiemer
Vom Netzwerk:
und die Siedler uns nicht auf dem Merkur haben wollen?« fragte sie leise.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, du hast recht. Ich glaube es nicht wirklich.«
    »Also gibt es auch noch einen Ausweg«, stellte sie fest. »Wir sind nicht wirklich in Gefahr, nicht mehr als die Merkur-Siedler. Und die Erde ist nur ein Platz, ein Planet wie viele andere. Selbst der Mars könnte schön sein ohne den marsianischen Staat. Die Umgebung zählt nicht, Charru. Die Menschen zählen. Das Leben zählt, das sie führen. Wir wissen das alle.«
    Sie lächelte dabei.
    Charru wußte, daß sie recht hatte. Er atmete tief auf, und von einer Sekunde zur anderen hatte er das Gefühl, als sei die Last auf seinen Schultern etwas leichter geworden.
    *
    Wie ein Schatten huschte Ciran durch die Dunkelheit.
    Er wußte, daß seine Mutter, seine Geschwister und die Priester glaubten, er schlafe den Schlaf der Erschöpfung. Aber Ciran fand keinen Schlaf in dieser Nacht. Er hatte es geschafft, die Terraner zu überrumpeln, eine Betäubungspistole an sich zu bringen und ein Beiboot zu entführen. Er hatte gespürt, daß die Reaktion darauf nicht nur Zorn gewesen war, sondern Achtung vor seinem Mut und seiner Entschlossenheit. Er würde es auch schaffen, Bar Nergal und die Priester zu überrumpeln.
    Oft genug war er gezwungen worden, sich in den Gewölben mit den alten irdischen Waffen zu bewegen.
    Er kannte die Räume. Er kannte auch Eingänge, von denen die Priester nichts ahnten. Sie hielten es nicht für nötig, Wachen aufzustellen. Sie verließen sich auf Charilan-Chis Ratten - aber die Ratten hatten Ciran sein Leben lang gehorcht.
    Rasch huschte er weiter.
    Sterne schimmerten, das Mondlicht warf seinen fahlen Schein über die Ruinen. Ciran brauchte nur Minuten, um die Gewölbe zu erreichen, in denen Granaten und Bomben lagerten. Harmlose Bomben im Vergleich zu der einen, die sein Bruder Chan abgeworfen hatte. Aber sie waren stark genug, um Flugzeuge zu zerstören. Stark genug, um einem Flüchtenden den Rücken zu decken und zu verhindern, daß jemals wieder etwas so Schreckliches geschehen konnte wie in dem Hochtal im Himalaya auf der anderen Seite des Erdballs.
    Ciran biß die Zähne zusammen, weil die lange metallene Wendeltreppe unter seinen Füßen ein vibrierendes Singen erzeugte.
    Nichts rührte sich sonst.
    Bar Nergal hegte keinen Verdacht. Er war fest davon überzeugt, daß Ciran gehorchen würde. Ja, Herr ... Ich bin bereit, Herr ... Der Junge ballte die Fäuste. Bisher hatte er nur Angst gefühlt. Jetzt kam ein wilder, rebellischer Zorn dazu, der alles leichter machte.
    Ja, Herr ...
    Ich bin bereit, Herr ...
    Aber ich bin kein Narr mehr, kein Kind mehr! Ich werde nicht mehr für dich töten. Ich will nicht, daß noch einmal so viel Unheil geschieht. Und wenn ich es nicht schaffe, wenn ich sterbe, dann werde ich es wenigstens versucht haben. Dann werde ich gegen dich gekämpft haben ... Vielleicht als Ausgleich für das Unheil, das durch mich geschehen ist. Für all das Blut an meinen Händen ...
    Licht flammte in dem unterirdischen Gewölbe auf.
    Schwarzer Stahl glänzte. Granaten, Sprengbomben ... Die gleichen Bomben, die Yatturs Dorf zerstört und sein Volk vernichtet hatten. Hilflose, wehrlose Menschen, aus dem Schlaf geschreckt, rettungslos verloren ...
    Minuten später sah Ciran wieder den Sternenhimmel über sich.
    Das große, aus Plastikresten geknüpfte Netz, das er mitgebracht hatte, zerrte schwer an seiner Schulter. Er keuchte unterdrückt. Das weite Beton-Areal lag vor ihm. Nur die Flugzeuge hoben sich ab gleich schlafenden Riesenvögeln. Jetzt brauchten sie nicht mehr versteckt zu werden. Und niemand hielt es für nötig, sie zu bewachen.
    Vor wem auch?
    Vor ihm, Ciran, bestimmt nicht. Er hatte sich ja als gehorsamer Diener seines Gottes erwiesen. Ja, Herr ... Ich bin bereit, Herr ...
    Die erste Maschine!
    Ciran sah sich sorgfältig um, bevor er die Luke öffnete und sich mühsam in die Kanzel zog.
    Es war schwierig, mit nur einem Arm die Sprengladung zu legen und den Zünder bereitzumachen, aber Ciran schaffte es. Er lächelte. Geschmeidig sprang er wieder aus der Luke, glitt zum nächsten Flugzeug und brachte auch dort eine Sprengladung an.
    Die dritte Maschine!
    Cirans Hände hatten aufgehört zu zittern. Kalt und präzise legte er den dritten Sprengsatz, programmierte den dritten Zünder. Er hatte wirklich keine Angst mehr, dachte er überrascht. Ja, Herr ... Ich bin bereit, Herr ... Aber Bar Nergal war kein Gott. Chan
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher