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Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Titel: Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring
Autoren: Susanne U. Wiemer
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den Zorn in der Stimme des anderen nicht verbergen.
    »Aber warum? Mein Bruder war hier auf dem Merkur. Er hat versprochen, seinen ganzen Einfluß einzusetzen, damit Merkur und Terra in Ruhe gelassen werden.«
    »Das hat er auch getan, Mark«, sagte Charru ruhig. »Aber zum Schluß ist ihm wohl keine Wahl mehr geblieben. Die Priester aus der Welt unter dem Mondstein haben sich von uns getrennt, als wir die Erde erreichten. Und ein teuflischer Zufall wollte es, daß sie auf dem Gelände des ehemaligen Raumhafens von New York Waffen aus der Vergangenheit der Erde entdeckten. Sie erinnern sich an Marius Carrisser?«
    »Natürlich«, preßte Mark durch die Zähne.
    Carrisser war der Kommandant der Strafkolonie Luna gewesen, der bestgehaßte Mann für die Merkur-Siedler.
    »Ich bin ziemlich sicher, daß Carrisser den Priestern bei der Zerstörung der »Terra« geholfen hat«, fuhr Charru fort. »Für Conal Nord mußte es so aussehen, als seien die Priester allein dafür verantwortlich. Später wurde Carrisser dann offenbar auf die Intervention Ihres Bruders hin noch einmal zur Erde geschickt, um dort für Ruhe zu sorgen und weitere kriegerische Verwicklungen zu verhindern. Aber er konnte die Priester nicht stoppen. Ich persönlich glaube, daß er tot ist. Bar Nergal hat ihn gezwungen, ihm dabei zu helfen, eine Atombombe abzuwerfen.«
    »Eine Atombombe?« echote Mark Nord tonlos.
    »Ja. Wir konnten entkommen, aber was die Explosion einer Atombombe auf der Erde für die Marsianer bedeutet, können Sie sich sicher vorstellen. Außerdem schossen die Priester mit einem Lenkgeschoß die »Deimos« ab, die nach Carrisser suchen sollte. Die Antwort darauf war die Operation »Tödlicher Ring«. Ich nehme an, daß Ihr Bruder einfach keine Möglichkeit hatte, sie zu verhindern ...«
    In knappen Worten schilderte Charru die weiteren Ereignisse.
    Für einen Moment blieb es still. Mark Nord sog scharf die Luft durch die Zähne.
    »Sie haben recht«, sagte er schließlich. »Unter diesen Umständen konnte Conal wohl kaum etwas verhindern. Nicht einmal der venusische Rat wäre ihm gefolgt, obwohl man sonst in allen Dingen davon ausgehen kann, daß die Bevölkerung der Venus geschlossen hinter dem Generalgouverneur steht.« Mark schwieg einen Moment und holte tief Atem. »Ihr werdet die Erde verlassen müssen«, stellte er fest. »Je schneller, desto besser. Aber die »Solaris« ist nur ein Aufklärer, viel zu klein für euch alle. Also fliegt ihr am besten sofort hierher, damit wir unsere Fähre benutzen können, um ...«
    »Darum geht es, Mark«, fiel ihm Charru ins Wort. »Ihr habt euch mit Jessardin arrangiert, oder?«
    »Nein«, sagte der andere gedehnt. »Er hat uns zwar den Status einer Kolonie angeboten, aber wir haben abgelehnt, weil wir unter den marsianischen Gesetzen nicht leben können und wollen. Es gibt kein Abkommen. Nur eine Art Stillhalte-Status, den mein Bruder erreicht hat. Den Verzicht der Marsianer, Merkur anzugreifen und uns wieder in irgendeine Strafkolonie zu schleppen.«
    »Ein ziemlich unsicherer Status, nicht wahr? Hat man euch nicht davor gewarnt, den Merkur zu verlassen?«
    »Ja, hat man. Wir wollen hier leben und eine neue Gesellschaft gründen. Das können wir nicht, solange wir nur Männer sind, und Jessardin weiß es.«
    »Also wird er möglicherweise sehr empfindlich reagieren, wenn wir auf den Merkur fliehen, oder?«
    »Möglicherweise. Aber er weiß ohnehin, daß wir irgendwann versucht hätten, mit der Erde Kontakt aufzunehmen. Wenn ihr hierherkommt, gibt es vielleicht Schwierigkeiten, aber es werden die gleichen Schwierigkeiten sein, die es später ohnehin geben würde.«
    »Sind Sie sicher, daß Ihre Freunde genauso denken?«
    »Ziemlich sicher«, sagte Mark gedehnt.
    »Trotzdem möchte ich, daß Sie sie erst fragen. Wir wollen euch nicht einfach überfallen. Wir könnten beispielsweise auch nach Luna gehen, für eine Weile.«
    »Blödsinn! Luna ist ...«
    »Ich weiß. Lassen Sie darüber abstimmen, Mark, und melden Sie sich dann wieder.«
    »Einverstanden«, sagte Mark Nord nach einem kurzen Schweigen. »Aber ich kann Ihnen das Ergebnis der Abstimmung jetzt schon vorhersagen.«
    Charru lächelte, als er das Mikrophon zurück in die Halterung hakte. Auch er glaubte, das Ergebnis der Abstimmung bereits zu kennen. Es war gut, Freunde zu haben ...
    *
    Das Heulen der Triebwerke ließ Bar Nergal abrupt aus dem Schlaf hochfahren.
    Auch die anderen Priester waren aufgewacht. Im Hintergrund des Lagerhauses
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