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Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land

Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land

Titel: Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Das ist doch unmöglich! Sie müssen doch eingesehen haben, daß Sie nicht hier in dieser Wildnis leben können, unter primitiven Barbaren, die ...«
    Lara hob das Kinn.
    »Ich lebe an der Seite meines Mannes«, sagte sie kalt. »Ich gehöre zu seinem Volk, ich werde sein Schicksal teilen, und ich wünsche mir nichts anderes. Falls Sie meinen Vater sprechen, grüßen Sie ihn bitte von mir. Sagen Sie ihm, daß es mir gut geht, daß ich ein Kind erwarte und daß ich sehr glücklich bin.«
    Carrisser starrte sie an.
    »Ein ... ein Kind?« echote er ungläubig.
    »Warum nicht? Selbst auf dem Mars bekommen die Menschen Kinder, wenn der Computer nichts dagegen hat, oder? Wir brauchen hier keinen Computer. Wir sind frei. Werden Sie meinem Vater meine Grüße ausrichten?«
    »Ja«, murmelte Carrisser mechanisch.
    »Und was haben Sie jetzt vor? Wollen Sie die Kriegsflotte der Vereinigten Planeten auf eine alte Ionen-Rakete hetzen? Oder wollen Sie eine tote Stadt ein zweites Mal zerstören?«
    Laras Stimme klang schneidend.
    Charru mußte lächeln, weil er sie nie so zornig, so kämpferisch und entschlossen erlebt hatte. Marius Carrisser brauchte Minuten, um sich zu fassen. Fahrig strich er sich mit der Hand über das kurzgeschorene dunkle Haar.
    »Es tut mir leid ... Ich kann diese Frage nicht beantworten ...«
    »Ah, so ist das. Dann richten Sie dem Präsidenten meinen Gruß aus. Sie können es getrost tun, ich habe oft genug persönlich mit ihm gesprochen. Und erzählen Sie ihm bei dieser Gelegenheit, daß ich hier nicht die einzige Frau bin, die ein Kind erwartet. Erinnern Sie ihn daran, daß wir fast zwanzig Kinder unter uns haben, die jünger als zwölf Jahre sind, und eine Reihe alter Leute. Und erinnern Sie ihn daran, daß wir nie etwas anderes verlangt haben, als das Recht zu leben. In Frieden zu leben und an einem Platz, wo wir frei atmen können.«
    Laras Augen blitzten in dem gebräunten Gesicht.
    Marius Carrisser war unwillkürlich einen Schritt zurückgewichen. Mit einem fast hilfesuchenden Blick sah er zu Charru hinüber, und seine Stimme krächzte.
    »Das ist Ihr letztes Wort?«
    »Sie haben es gehört«, sagte Charru ruhig. »Es ist unser letztes Wort. Und ich warne Sie, Carrisser. Wir werden uns wehren.«
    Der Uranier schluckte und gewann seine Fassung wieder.
    »Sie müssen wissen, was Sie tun«, sagte er steif.
    Dabei wandte er sich ab, ging rasch davon, und Sekunden später war er nur noch als Schatten in der Dämmerung zu erkennen.
X.
    Zum zweitenmal an diesem Tag ließ Marius Carrisser eine Funkverbindung nach Kadnos schalten.
    Der Präsident der Vereinigten Planeten grübelte immer noch über sein Gespräch mit Conal Nord. Die Reaktion des Venusiers hatte ihm deutlich gemacht, daß jede konsequente Aktion gegen die Mondstein-Barbaren zu ernsthaften politischen Verwicklungen innerhalb der Vereinigten Planeten führen würde. Selbst dann, wenn es gelang, die Tochter des Generalgouverneurs in Sicherheit zu bringen. Wenn es gelang, Jessardins Zweifel wuchsen mit jeder Minute. Er kannte Charru von Mornag, kannte vor allem die unbezwingliche Überzeugungskraft, die dieser schwarzhaarige, gerade zwanzigjährige Wilde zu entwickeln vermochte. Und er kannte Lara, die Tochter des Generalgouverneurs. Sie war eine Nord. Sie entstammte der gleichen Familie wie der erste und bisher einzige Rebell, den die Föderation der Vereinigten Planeten je gesehen hatte. Sie ähnelte ihrem Vater, und der Gouverneur der Venus konnte die Verwandtschaft mit Mark Nord, dem Anführer der Merkur-Siedler, nicht verleugnen.
    Der Präsident der Vereinigten Planeten fuhr leicht zusammen, als der Verwaltungsdiener im Vorzimmer den Funkspruch Marius Carrisser meldete.
    Die Laserfunk-Verbindung von dem Beiboot auf der Erde über die »Deimos I« ermöglichte nur ein akustisches Gespräch. Jessardin spürte die unterdrückte Erregung in der Stimme des anderen, hörte schweigend zu und sagte sich, daß er im Grunde kein anderes Ergebnis hatte erwarten können.
    Lara Nord weigerte sich, zur Venus zurückzukehren:
    Sie betrachtete sich als Charru von Mornags Frau, und sie erwartete ein Kind von ihm - ein Punkt, der das Problem zweifellos weiter komplizieren würde. Conal Nords Reaktion war begreiflich. Auch Jessardin konnte bei dem Gedanken an all die Frauen, Kinder und Alten, die einer militärischen Aktion zum Opfer fallen würden, ein Schuldgefühl nicht verleugnen. Aber Gefühle waren gefährliche Schwächen, denen man nicht nachgeben
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