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Söhne der Erde 12 - Inferno Erde

Söhne der Erde 12 - Inferno Erde

Titel: Söhne der Erde 12 - Inferno Erde
Autoren: Susanne U. Wiemer
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ist.«
    *
    Sie hatten abgemacht, sich in verschiedene Richtungen zu wenden, ohne sich allzu weit voneinander zu entfernen.
    Erein von Tareth lenkte das Beiboot nach Norden - verkrampft und mit schweißnassen Händen, da er an seinen Fähigkeiten zweifelte. Schon an Bord der »Terra«, auf dem langen Flug vom Mars, hatte er begonnen, sich mit den Aufgaben des Piloten vertraut zu machen, genau wie einige andere. Die Technik der Landefähre war anders, fremd, im Grunde problemloser, doch das änderte wenig an Ereins innerer Unsicherheit. Er flog, weil er es mußte, weil Camelo, der zweite von Helder Kerr ausgebildete Pilot, im Schiff gebraucht wurde. Und wahrscheinlich, überlegte Erein, war es immer noch besser, hier zu sitzen, als an Bord der »Terra« tatenlos warten zu müssen und seine Freunde in Gefahr zu wissen.
    Unter dem zweiten, von Charru gelenkten Beiboot glitt eine Wasserfläche dahin, deren dunkles, bleiernes Blau sich nur träge bewegte.
    Lara sah hinunter. Ihr Gesicht zeigte einen Ausdruck fast schmerzhafter Konzentration.
    »Das Mittelmeer«, sagte sie langsam. »Jedenfalls wurde es vor der Großen Katastrophe so genannt.«
    »Mittelmeer?« Brass hob den Kopf. »In der Sonnenstadt haben wir Bilder und Filme von den Meeren der alten Erde gefunden. Sie sahen anders aus.«
    Lara nickte. Sie wußte, was er meinte. Es gab auch auf der Venus Meere: schäumende Wogen, glitzernde Gischtkämme, die sich an Klippen brachen, Weite und Lebendigkeit.
    »Totes Wasser«, erklärte sie knapp. »Biologisch umgekippt. Die Erde ist nicht mehr der herrliche grüne Planet aus den Filmen - nirgends.«
    »Vielleicht doch! Eure Wissenschaftler haben nicht alles erforscht.«
    Lara schwieg.
    Sie wußte, daß Worte allein nichts gegen diesen Traum vermochten. Ein Traum, der die Erde zwar nicht als Paradies sah, aber als verheißenes Land, als wiedergefundene Heimat, wo die Menschen zu ihren Wurzeln zurückkehren würden. Und manchmal ertappte sich Lara dabei, daß auch sie diesen Traum teilte, daß sie sich jedenfalls verzweifelt wünschte, daran glauben zu können.
    Charrus Blick hing an der blendend weißen, unregelmäßigen Linie, die das Meer begrenzte.
    Die Küste des Kontinents, den die Menschen jener fernen Vergangenheit Afrika genannt hatten. Wüste. Eine fahle, fast weiße Wüste, nur manchmal von schroffen, langgestreckten Felsformationen unterbrochen. Das Licht war blendend grell und schmerzte in den Augen, die Luft gleißte wie im Inneren eines gigantischen Kristalls. Totes Land. Endlos, öde - feindlicher, als es die roten Wüsten des Mars gewesen waren.
    »Es muß Wälder geben«, sagte Lara. »Sehr große Wälder. Sie sind nie erforscht worden, aber sie sind auf den Erdkarten der Universität verzeichnet.«
    Der erste kümmerliche Dornbusch im weißen Staub erschien wie ein Signal des Lebens.
    Das Gelände stieg an. Sanddünen türmten sich, Inseln kargen schwarzen Gestrüpps, staubiges Gras zwischen zerbröckelnden Felsen. Lange Zeit überflogen sie eine gespenstische Landschaft aus schroffen Steintürmen, die Jahrhunderte der Erosion zu einem Panoptikum bizarrer Gebilde geformt hatten. Und dann, als sich Charru bereits fragte, ob sie die grünen Inseln der Erdoberfläche nur geträumt hatten, ging die Einöde in eine weite Steppe, in hügeliges Buschland und schließlich in ein Waldgebiet über, dessen Ausmaße nicht weniger gigantisch waren als die der Wüste.
    Charru atmete tief durch und setzte die Geschwindigkeit des Beibootes herab.
    Bäume! Fremdartig, erschreckend dicht, sich zu einem undurchdringlichen Dach verschränkend - und doch mußte in ihrem Schatten die gleiche dämmrige Kühle herrschen, die sie aus der Welt unter dem Mondstein kannten. Auf dem Mars hatten sie nur die Wüsten kennengelernt, nichts, das den von grünem Dickicht verborgenen Quellen des Tieflands glich oder dem Waldgürtel um die Königshalle von Mornag. Charru blickte auf das wogende grüne Dach hinunter, und in einem jähen, schmerzhaften Triumphgefühl warf er das lange Haar zurück.
    »Jedenfalls gibt es noch Orte, wo die Erde grün ist«, murmelte Brass hinter ihm.
    »Ja. Und es gibt auch noch die Berge und Flüsse, die wir in den Filmen gesehen haben. Schau!«
    Kormaks Stimme klang heiser vor Erregung, während er mit einer ausholenden Gebärde zur Seite wies. Lara folgte seiner Blickrichtung. Ja, es gab Berge und Flüsse. Eine dunkle, glänzende Schlange, in trägen Windungen dahinströmend. Felsen, deren Flanken glitzerten
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