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Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit

Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit

Titel: Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit
Autoren: Susanne U. Wiemer
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verräterischen Akolythen eingesetzt.
    »Er ist in dem Tunnel da drüben verschwunden. Ich hab' es zufällig gesehen.«
    »Und Bar Nergal?«
    »Hat ihn verfolgt, glaube ich.« Aynos Augen funkelten rebellisch, und er spuckte aus, um seine Verachtung für den Oberpriester zu beweisen.
    Charru lächelte flüchtig.
    »Ich muß mit ihm reden«, sagte er ruhig. »Camelo, Katalin, Gerinth, ihr kommt mit. Du auch, Ayno. «
    Ein paar Schritte neben ihm machte Jarlon von Mornag, sein junger; hitzköpfiger Bruder, eine Bewegung, als wolle er dagegen protestieren, daß er ausgeschlossen wurde. Aber auch Jargon begriff, worum es ging. Dayel hatte als erster etwas von »Unsichtbaren« gestammelt. Katalin und Camelo waren bei jenem seltsamen Vorgang dabeigewesen, den Helder Kerr als » Zeitreise« bezeichnet und als lächerliche Phantasterei erklärt hatte. Gerinth hatte schon Erlend von Mornag, Charrus Vater, als Berater zur Seite gestanden. Und Ayno war Dayels Freund -auch wenn er das im Augenblick nicht wahrhaben wollte. Allen zusammen würde es vielleicht gelingen, der Lösung des Rätsels etwas näherzukommen.
    Gemeinsam machten sie sich auf die Suche.
    Weit brauchten sie nicht zu gehen. Eine laute, krächzende, monotone Stimme wies ihnen den Weg. Bar Nergals Stimme. Der Oberpriester intonierte eine der endlosen Litaneien, mit denen er früher in der Welt unter dem Mondstein die schwarzen Götter herbeigerufen hatte.
    Offenbar wagte er es nicht, tiefer in das Labyrinth einzudringen.
    Er war Dayel gefolgt. Weil der Junge von den »Unsichtbaren« gesprochen hatte? Weil der Oberpriester in diesen Wesen endlich wieder Götter witterte, die seine Macht erneuern konnten? Als der Mondstein zusammenbrach und die schwarzen Horror-Gestalten sich als Trug erwiesen, hatte er die Marsianer für Götter gehalten. Jetzt wußte er, daß sie es nicht waren. Er war zu ihren Füßen gekrochen, und sie hatten für den fanatischen, närrischen Greis nur Verachtung gehabt. Bar Nergal war blindlings und fast irr vor Enttäuschung zurück zu den Söhnen der Erde geflohen. Aber er begriff die Wahrheit nicht wirklich. Er hatte sein Leben lang Furcht und Schrecken verbreitet, war Herr über Leben und Tod gewesen. Ein einziger Schlag konnte seine tief verwurzelte Gier nach Macht nicht zerbrechen.
    Jetzt stand er, hoch aufgerichtet in seiner staubigen, zerfetzten Robe, an einer der goldfarbenen Wände und intonierte mit ausgebreiteten Armen Gebete.
    Dayel kauerte vor ihm, die Arme um die Knie geschlungen. Der junge Akolyth hörte zu, doch in seinen Augen standen quälende Zweifel.
    Sein Kopf flog herum, als er die Schritte hörte.
    Furcht verzerrte sein Gesicht, doch sein Blick war klar, nicht so verwirrt und abwesend wie manchmal in den letzten Tagen. Auch Bar Nergal ließ die ausgebreiteten Arme sinken. In seinen Augen lag Haß, und der schmale, vollkommen kahle Kopf mit der pergamentdünnen Haut und den blutleeren Lippen erinnerte mehr denn je an einen Totenschädel.
    Seine Litanei verstummte. Noch war die Erinnerung an den Zusammenbruch des Mondsteins in ihm lebendig, an jenen Augenblick, als er den Fürsten von Mornag ins Riesenhafte gewachsen vor sich sah und Bitten und Schwüre stammelte. Bitten, an die er nicht mehr denken wollte, Schwüre, die er längst gebrochen hatte. Mit einer heftigen Bewegung schwang er herum, raffte die zerfetzte blutrote Robe und eilte durch den langen Tunnel davon.
    Er würde sich wieder zu Zai-Caroc, Shamala und den anderen Fanatikern gesellen und weiter sein Netz aus Haß und Verblendung spinnen. Charru sah ihm nach, dann wandte er sich dem Akolythen zu, der sich mit einem angstvollen Blick an der Wand aufrichtete.
    »Was hat er von dir gewollt, Dayel?«
    Der Junge schluckte.
    »Die Unsichtbaren«, stammelte er. »Der Oberpriester glaubt, daß es Götter sind. Er hat sie gerufen. Und er will...er will, daß ich mit ihm in die Halle gehe...daß ich sie auch rufe...«
    »Und das willst du nicht?«
    Das Zittern, das den schmalen Körper überlief, war Antwort genug. Charru preßte die Lippen zusammen.
    »Er kann dich nicht zwingen«, sagte er ruhig. »Er nicht und auch keiner der anderen Priester. «
    »Aber ich muß ihm gehorchen, ich...«
    »Warum? Den Eid; den du ablegen mußtest, hast du nicht den Priestern geschworen, sondern den schwarzen Göttern, und die existieren nicht. Die Unsichtbaren, denen du begegnet bist, sind Menschen, Dayel. Menschen, die mehr wissen und können als wir, sogar mehr als die Marsianer -
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