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Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit

Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit

Titel: Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit
Autoren: Susanne U. Wiemer
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aber Menschen. Und sie sind uns nicht feindlich gesinnt. Sie haben uns geholfen, und sie werden vielleicht auch den Leuten aus den Hügeln helfen, wenn es uns gelingt, mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Darüber wollte ich mit dir sprechen...« Er machte eine beschwichtigende Geste, als der Junge zusammenzuckte. »Niemand wird dich zwingen, mit in die Halle hinunterzugehen, Dayel. Und ich werde auch dafür sorgen, daß die Priester dich in Ruhe lassen, wenn du nicht mehr zu ihnen gehören willst. Es ist deine Entscheidung. «
    Dayels Bück flackerte von einem zum anderen.
    Charru wußte, was in dem anderen vorging. Er fürchtete Bar Nergal, er hätte sich nur zu gern von ihm losgesagt. Nur noch das Gefühl der Schuld band ihn an die Priester.
    »Du brauchst keine Angst mehr zu haben, Dayel«, sagte Charru ruhig. »Du kannst dich frei entscheiden. Und du kannst dich darauf verlassen, daß wir vergessen werden, was gewesen ist.«
    »Ich bin schuld an Mirceas Tod«, sagte der Junge tonlos.
    » Es war ein Unglück. Und das weißt du. «
    »Aber...«
    Er brach ab und biß sich auf die Lippen. Charru wartete. Er wußte, daß Dayel jetzt reden würde. Und daß er reden mußte, wenn er je wieder Frieden finden wollte.
    »Ich habe Shea Orland getötet«, flüsterte er. »Ich habe den Dolch geworfen.«
    » Du Hund!«
    Es war Ayno, der das hervorstieß, zitternd vor Zorn. Mit einer wilden Bewegung wollte er sich auf sein Gegenüber stürzen, doch Charrus Faust schloß sich um seinen Arm wie eine Klammer.
    »Nein, Ayno!«
    »Aber er hat Shea ermordet! Er hat es zugegeben, er...«
    »Denk nach, Junge«, sagte Gerinth leise. »Hast du Bar Nergal nie das Opfermesser gereicht? Und als du unter dem Mondstein auf seiner Seite kämpftest - hast du da nicht getötet?«
    Ayno senkte den Kopf. Sein Gesicht brannte. Charru ließ seinen Arm los und atmete tief durch.
    »Wir wußten es, Dayel«, sagte er ruhig. »Aber wir wußten auch, daß Bar Nergal dich gezwungen hatte. Er wird dich zu nichts mehr zwingen, darauf hast du mein Wort. Und du hast auch mein Wort, daß niemand von uns die Hand gegen dich heben wird. «
    Dayel schluckte. »Sie werden mich hassen«, flüsterte er.
    »Nein, Dayel. Sie wissen, daß wir aufhören müssen zu hassen, wenn wir eine Zukunft haben wollen. Was zwischen den Tempeltal-Leuten und den Tiefland-Stämmen geschehen ist, war die Schuld der Marsianer. Wir müssen vergessen. Auch du, Dayel. Und nun komm! Ich möchte, daß du mir noch einmal genau erzählst, was du mit diesen Unsichtbaren erlebt hast«
    Dayel nickte nur.
    Er war immer noch bleich, seine Lippen zitterten, aber seine Augen verrieten, welche Last ihm von der Seele genommen war.
    *
    Reglos kauerte die bärtige, zerlumpte Gestalt im Schatten.
    Wind zerrte an dem dünnen, zottigen Haar, das auf die mageren Schultern fiel. Die tiefliegenden Augen glommen, starrten über die Wüste hinweg - dorthin, wo sich die Linien der marsianischen Armee wie ein glänzendes metallenes Band hinzogen.
    »Sie kommen«, murmelte der Bärtige. Seine Stimme klang dumpf und fiebrig. »Sie kommen...sie kommen...«
    Niemand hörte ihn.
    Rasch löste er sich von dem Felsen, in dessen Schutz er sich geduckt hatte, und zog sich tiefer in das dürre Dornengestrüpp zurück. Eine Schlucht schnitt in das Hügelland ein, das dünne Rinnsal einer Quelle glitzerte. Der Bärtige vergaß die Wasserhaut, die er hatte füllen wollen. Haß flackerte in seinen Augen auf. Ein dumpfer, unklarer Haß, aus Wahnsinn und Krankheit geboren. Haß, in den sich Schrecken mischte, denn die Furcht vor den Waffen der Marsianer, vor dem Schreckgespenst mit dem Namen Vollzug hatte sich tief in den verwirrten Geist gegraben.
    Der Mann begann zu rennen.
    Erinnerungsfetzen zuckten durch sein Hirn: die Toten, so viel Blut...All die Jahre hatte sich niemand um sie gekümmert, jetzt würde die Rache über sie kommen. Die Fremden waren schuld. Die Fremden, die sich in die Sonnenstadt geflüchtet hatten, als fürchteten sie die Krankheit nicht, als könnten die Waffen des Vollzugs ihnen nichts anhaben. Warum waren sie nicht entdeckt worden? Es gab keine Verstecke in der Sonnenstadt. Die Menschen aus den Hügeln wußten es, auch wenn sie die roten Mauern seit Jahren gemieden hatten, weil dort die Krankheit lauerte, die Ursache allen Übels...
    Ja, die Fremden waren schuld.
    Einer lebte nicht mehr: der Mann in der langwallenden Robe, der dem Jungen in die Wüste gefolgt war, um ihn zurückzuholen. Und die Fremden hatten
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