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Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Titel: Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Pumpstation wiederfand und nach alldem noch Kaltblütigkeit genug besaß, um den Ausgang in eine andere Welt zu finden. Er war bis in die Sternwarte der Universität gelangt, bevor er überwältigt, betäubt und zurückgebracht wurde. Zurückgebracht, um unter dem Opfermesser des Oberpriesters zu sterben. Aber dieser Wilde hatte während seiner kurzen Irrfahrt schon zuviel gesehen und zuviel begriffen. Die barbarische, unbezähmbare Kraft der Terraner steckte in ihm. Er war nicht damit zufrieden gewesen, am Leben zu sein. Er war auch nicht damit zufrieden, die Freiheit für sich selbst zu erlangen. Er wollte sein ganzes Volk befreien, er wollte alles oder nichts - und er hatte einen Weg gefunden.
    Er, Jessardin, hätte es wissen müssen.
    Sein Blick haftete am Monitor und suchte die winzigen Gestalten im Schutz eines vorspringenden Steinblocks. Als sich das Tor im Felsen öffnete und der schwarze Gott heraustrat, sprangen sie blitzartig auf das Plateau. Ein weißhaariger alter Mann, ein junger Barbarenfürst, drei halbnackte Krieger, die das Gefühl haben mußten, sich in die Hölle zu stürzen. Sie hatten den Wachmann in der Maske des schwarzen Gotts getötet. Sie hatten die Schleuse passiert und schließlich im Saal des Museums jene Katastrophe entfesselt, die mit der Zerstörung des Mondsteins, mit der Befreiung der Gefangenen und einem Blutbad endete.
    Simon Jessardin schaltete den Monitor aus und lehnte sich zurück.
    Nebenan waren Professor Raik und sein Stab fieberhaft mit Analysen und Prognosen beschäftigt. Sie gingen davon aus, daß die Terraner Conal Nord tatsächlich freilassen würden. Ein beruhigender Aspekt. Die Freundschaft, die Jessardin für den Venusier empfand, hätte es ihm schwer gemacht, in einer Situation auf Messers Schneide über Conal Nords Schicksal zu entscheiden. Aber die Wissenschaftler der Psychologischen Fakultät hielten es für ausgeschlossen, daß der Barbarenfürst sein Wort brach. Er würde Conal Nord freigeben und sein Volk in die Wüste führen - in den Tod.
    Jessardin runzelte die Stirn, als er an sein eigenes Wort, an die Zusicherung freien Geleits dachte.
    Er brach ungern sein Wort. Er ordnete auch ungern Exekutionen an. Aber diesmal wußte er, daß ihm keine Wahl blieb. Die Erneuerung des Mondstein-Projekts würde Jahre in Anspruch nehmen, und es war unmöglich, über so lange Zeit irgendwo innerhalb der Vereinigten Planeten einen wilden Terraner Stamm existieren zu lassen.
    Schon jetzt hatten sie ein Inferno von Blut und Gewalt entfesselt, ein Inferno, an dem sie keine Schuld trugen, doch das änderte nichts. Der Geist, der die Erde zerstört hatte, war eine böse Saat, die rasch aufgehen konnte. Und Männer wie dieser Fürst von Mornag würden sich auch in den Mond-Bergwerken nicht beugen, würden den Aufruhr überallhin tragen...
    Simon Jessardin drückte die rote Sensortaste und wandte sich dem Monitor des Kommunikators zu.
    Ein bleiches, etwas erschöpftes Gesicht: Jom Kirrand, der Chef des Vollzugs. Er lächelte. »Mein Präsident?«
    »Sie haben die Lage unter Kontrolle, Jom?«
    »Ja, mein Präsident. Wie es scheint, wollen diese Wilden die Stadt in nördlicher Richtung verlassen. Sie dürften die Urania Brücke benutzen. Leider können wir keine Wachroboter einsetzen, die Umprogrammierung würde zu lange dauern.«
    Jessardin lächelte dünn.
    Der Vollzug war an eine friedliche, wohl funktionierende Ordnung gewöhnt und benutzte seine Waffen gemeinhin nur zu Übungszwecken. Verständlich, daß Kirrand lieber Computer programmiert hätte. Aber die Wachroboter waren dazu da, diejenigen in den Nachtstunden am Betreten der Stadt zu hindern, denen mangelnder Einsatz für das Gemeinwohl die zeitweilige Ausweisung eingetragen hatte. Eine einfache, wirksame Disziplinierungsmaßnahme, von den Wissenschaftlern der Psychologischen Fakultät genau durchdacht. Die Verbannten lernten rasch, daß sie nicht außerhalb der Gemeinschaft existieren konnten. Nur wenige verschwanden, um irgendwo in der unbesiedelten Region zwischen Kadnos und den schimmernden Kuppeln von Romani ein Einsiedlerleben zu führen. Da ihnen nur der Weg am Nordkanal entlang blieb, wurden die meisten gefaßt und verbrachten den Rest ihres Lebens in den Mond-Bergwerken.
    »Sie werden wohl oder übel die Gleiter-Flotte einsetzen müssen, Jom«, sagte Jessardin ruhig. »Nehmen Sie genügend Männer.«
    »Gegen ein paar Wilde mit nichts als Schwertern?«
    »Haben Sie den Museumssaal gesehen, Jom?«
    »Ja«, sagte
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