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So weit der Wind uns traegt

So weit der Wind uns traegt

Titel: So weit der Wind uns traegt
Autoren: Linda Howard
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Er wollte sie heiraten und Kindermit ihr zeugen. Der Wunsch war so groß, dass es ihn umbringen würde, wenn er sein Ziel nicht erreichte. Doch alles in ihm wehrte sich gegen den Gedanken, er könnte Evie lieben. Das würde ihn schrecklich abhängig machen. Er wäre außerstande, einen gewissen Abstand zu ihr zu wahren und den Anschein der Unverwundbarkeit aufrechtzuerhalten, der ihm zur zweiten Natur geworden war. Er war sich seines wahren Charakters durchaus bewusst und wollte seiner wilden Leidenschaft keinen freien Lauf lassen. Niemand sollte davon erfahren.
    Evie kennt mein Ungestüm bereits, dachte Robert erschrocken. Sie hatte ihn von Anfang an durchschaut. Mit ihrem unfehlbaren Instinkt blickte sie ihm manchmal direkt ins Herz. Sie wusste, wie er war, und liebte ihn trotzdem.
    Mit bebenden Fingern strich er sich über die Stirn, denn endlich wurde ihm alles klar. Evie würde ihn nicht lieben, wenn er dieser intensiven Gefühle nicht fähig wäre. Sie hatte die echte Liebe mit Matt kennengelernt. Nur eine überwältigende Macht konnte es damit aufnehmen. Es reichte ihr nicht, wenn er sie höflich und kultiviert behandelte. Sie wollte ihn rückhaltlos, mit Haut und Haaren.
    Das Haus war nicht der springende Punkt gewesen. Auch nicht sein Verdacht, sie könnte in kriminelle Machenschaften verwickelt sein. Mit seinem Vermögen konnte er ihr ein Dutzend Häuser als Ersatz anbieten, keines würde sie reizen. Sie wollte das Einzige, was er ihr nicht angeboten hatte: seine Liebe.
    „Es war wirklich ganz einfach“, sagte Ray leise. „Ich habe Madelyn gesagt, dass ich sie liebe. Wichtiger noch, ich habe es mir selber eingestanden.“
    Robert war immer noch in sich gekehrt. „Und wie merkt man das?“, fragte er verwundert.
    Ray schnaubte verächtlich. „Hast du das Gefühl, nie genugvon ihr zu bekommen? Möchtest du sie derart lieben, dass es wehtut? Willst du sie beschützen, sie auf Händen tragen und ihr die Sterne vom Himmel holen? Reicht es dir manchmal, einfach mit ihr zusammen zu sein, ihre Stimme zu hören, den Duft ihrer Haut zu riechen und ihre Hand zu halten? Zerreißt es dir beinahe das Herz, weil sie dir schrecklich fehlt? Als Madelyn mich verließ, konnte ich keinen klaren Gedanken mehr fassen. In mir war alles leer und schmerzte so, dass ich weder schlafen noch essen konnte. Dagegen gab es nur ein Mittel: Ich musste sie zurückholen. Geht es dir ebenso?“
    Robert sah starr vor sich hin. „Mir ist, als würde ich innerlich verbluten.“
    „Ja, so ist die Liebe“, sagte Ray mitleidig.
    Entschlossen stand Robert auf. „Gib Madelyn einen Kuss von mir. Ich werde sie anrufen.“
    „Willst du nicht bis morgen warten?“
    „Nein“, erklärte Robert und nahm zwei Stufen auf einmal.
    Er konnte keine weitere Minute warten, sondern musste sich sofort auf den Weg nach Guntersville machen.
    Evie gefiel ihr neues Heim nicht. Sie fühlte sich eingeengt, obwohl es eine Eckwohnung war und sie nur auf einer Seite Nachbarn hatte. Wenn sie aus dem Fenster blickte, sah sie einen weiteren Wohnblock und nicht den endlos vorbeifließenden Fluss. Durch die dünnen Wände hörte sie die Erwachsenen streiten und die beiden Kinder jammern und schreien. Das Ehepaar war den ganzen Abend mit den Kleinen unterwegs und kehrte erst gegen ein oder zwei Uhr morgens zurück. Der Lärm weckte sie jedes Mal auf, und anschließend konnte sie nicht wieder einschlafen.
    Natürlich hätte sie sich nach einer anderen Wohnung umsehen können, aber ihr fehlte die Kraft. Tag für Tag zwang sie sich, zur Marina zu fahren. Zu mehr reichte es nicht. Wenn esso weiterging, würde sie bald unter der Belastung zusammenbrechen.
    Evie fror, und sie konnte sich nicht wärmen. Die Kälte stammte von der großen Leere in ihrem Innern und ließ sich nicht vertreiben. Sie brauchte nur an Robert zu denken, schon durchzuckte sie ein heftiger Stich, und der Schmerz breitete sich nach allen Seiten aus. Sie konnte den Mann nicht aus ihren Gedanken verbannen. Der Anblick eines schwarzen Haarschopfs genügte, und sie fuhr herum. Kaum hörte sie eine tiefe Stimme, setzte ihr Herz einen Schlag aus, und sie jubelte innerlich. Robert war zurück! Gleich darauf brach das Hochgefühl zusammen und ließ sie noch verzweifelter zurück.
    Die Sonne brannte vom Himmel, und die Hitzewelle hielt an. Sie merkte nichts davon. Ihre Welt war öde und leer.
    Ich habe das schon einmal durchgemacht und werde es auch diesmal überleben, sagte Evie sich, wenn sie morgens nicht
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