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So heissbluetig kuesst nur einer

So heissbluetig kuesst nur einer

Titel: So heissbluetig kuesst nur einer
Autoren: Natalie Anderson
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tut mir leid.“
    Seth zuckte wortlos die Schultern.
    „Aber ihr seid euch ja nicht sehr nahe gewesen.“ Deshalb war es wohl besonders bitter für Seth, keine Gelegenheit mehr gehabt zu haben, sich mit seinem Vater auszusprechen.
    „Er war ein Mistkerl.“
    Lena zuckte zusammen. Seths Haltung und dieses eine Wort sagten mehr als eine fünfminütige Erklärung. Noch immer litt Seth darunter, was in seiner Jugend passiert war. Lena konnte das nachvollziehen. Selbst wenn man dachte, die Wunde wäre endlich verheilt, bedurfte es nur eines winzigen Anstoßes, schon brach sie wieder auf.
    „Er ist abgehauen, als ich vierzehn war“, erzählte Seth leise. „Die Zeit davor war auch nicht gerade einfach.“
    „Was ist passiert?“
    „Er hatte eine andere Frau kennengelernt.“
    „Hatte er eine Affäre?“ Ihr fröstelte.
    „Ja, mit einem hinterhältigen Biest, das kaum älter war als ich. Sie wurde schwanger von ihm.“
    „Hat sie das Baby bekommen?“ Behutsam entzog sie Seth ihre Hand. Er sollte nicht merken, wie feucht sie geworden war.
    „Klar, das war ja ihr Druckmittel, ihn zu sich zurückzulocken. Meiner Mum hatte er versichert, es wäre vorbei und wir wären wieder eine Familie. Eine Zeit lang hat er sich wirklich um uns bemüht. Ein halbes Jahr später hat er dann verkündet, er wollte jetzt endgültig ausziehen, weil seine Geliebte schwanger wäre. Das hat meine Mum und mich mehr getroffen als sein Eingeständnis, eine Affäre gehabt zu haben.“
    „Ach, Seth!“ Mitfühlend sah Lena ihn an.
    „Sie war im dritten Monat. Angeblich hatte er sich nur ein einziges Mal wieder mit ihr getroffen, weil sie so verzweifelt gewesen war, dass er Schluss gemacht hatte. Und nun könnte er sie nicht mehr allein lassen, weil sie das nicht überleben würde. Sie hat ihn nach allen Regeln der Kunst manipuliert, um ihn zu kriegen“, fügte er verächtlich hinzu.
    „Meinst du, sie hat es darauf angelegt, schwanger zu werden?“ Bin ich denn in einem Albtraum gelandet? fragte Lena sich.
    „Aber sicher! Meine Mum war am Boden zerstört. Sie hatte sich immer weitere Kinder gewünscht, musste sich aber mit mir begnügen.“
    „Dann hat sie das Baby also zur Welt gebracht?“
    „Ja. Einen Jungen. Gleich nach der Scheidung hat mein Vater sie geheiratet. Sie sind in das Haus gezogen, wo er vorher mit Mum und mir gewohnt hatte. Wir standen mittellos auf der Straße. Seitdem habe ich für Auckland nichts mehr übrig.“
    Was für eine entsetzliche Geschichte! „Wie alt ist dein Halbbruder?“
    „Keine Ahnung. Vierzehn oder so.“
    Natürlich kennt er das Geburtsdatum ganz genau, will aber nicht daran erinnert werden, dachte Lena verständnisvoll. „Hast du ihn mal kennengelernt?“
    „Ja. Gegen meinen Willen. Und dann bei der Beerdigung meines Vaters. Wir haben aber kein Wort miteinander gewechselt.“
    „Du willst also nichts von ihm wissen?“, hakte Lena nach.
    „Nein. Wozu?“
    „Weil er dein Halbbruder ist.“
    „Nur auf dem Papier. Und mit Rebecca Walker will ich erst recht nichts zu tun haben.“
    Der Name kam ihr bekannt vor. „Der Brief, den du neulich achtlos in den Papierkorb befördert hast, war von ihr! Das kam mir gleich so merkwürdig vor, weil ihr denselben Nachnamen habt“, rief Lena vorwurfsvoll.
    „Sie heißt nur Walker, weil sie meinen Vater geheiratet hat.“
    „Und was will sie von dir?“, fragte Lena angespannt.
    „Geld“, stieß Seth wütend hervor.
    „Woher willst du das wissen, ohne den Brief zu öffnen?“
    „Es ist mir sowieso völlig gleichgültig.“
    Damit schien das Thema für ihn beendet zu sein. Doch da hatte er die Rechnung ohne Lena gemacht. Natürlich konnte sie seine Haltung nachvollziehen, aber es konnte doch sein, dass diese Rebecca ihm tatsächlich etwas Wichtiges zu sagen hatte. Warum sollte sie sich sonst die Mühe machen, ihrem abweisenden Stiefsohn zu schreiben?
    „Eins solltest du dir klarmachen, Seth: Es ist nicht immer die Frau, die eine Affäre anfängt“, gab sie nervös zu bedenken. „Manchmal ist es auch der verheiratete Mann, der auf Abwechslung aus ist.“
    „Willst du sie etwa verteidigen?“ Seth musterte sie verblüfft.
    „Ich gebe lediglich zu bedenken, dass nie einer allein Schuld ist.“ Unsicher blickte sie zu Boden. „Vielleicht hat er sie verführt. Dein Vater hat euch belogen, Seth. Wahrscheinlich hat er sich die ganze Zeit über mit ihr getroffen.“
    „Aber sie ist schwanger geworden, um ihn zu erpressen“, beharrte Seth.
    „Von allein
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