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So habe ich es mir nicht vorgestellt

So habe ich es mir nicht vorgestellt

Titel: So habe ich es mir nicht vorgestellt
Autoren: Batya Gur
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gestanden hatte, als sei sie von einer plötzlichen Schwäche gepackt worden. »Komm, setz dich neben mich«, sagte sie zu Jo’ela und zog sie am Arm.
    Jetzt wird sie fragen, was passiert ist und warum eine Operation nötig war, dachte Jo’ela erschrocken, jetzt wird sie mich beschuldigen. »Ich muß meinen Bericht schreiben«, sagte sie laut und zog an ihren grünen Hosen.
    Aber Pnina beugte sich vor und sagte: »Setz dich, nur einen Moment.«
    Jo’ela setzte sich schwerfällig hin.
    »Ich bin sehr stolz auf dich, Jolinka, du hast etwas Großes geleistet.«
    Unter den Geschenken, die wir denen geben, die wir lieben, sind kleine Feldblumensträuße, von willigen Händen hingehalten, ein Kieselstein, eine Schnecke, die mit dem üblichen nachsichtigen Lächeln angenommen werden. Man bedankt sich höchstens höflich. Manchmal beachtet man sie überhaupt nicht. Hingegen werden ausgerechnet Handlungen, die wir sowieso tun, das Übliche, das Normale, was keiner besonderen Anstrengung bedarf, absichtslose Handlungen, die nichts sind als sie selbst, manchmal pure Geschicklichkeit, ausgerechnet von denen, die wir lieben, als Wunder betrachtet.
    »Jeder Chirurg, ja sogar jeder Metzger …«, fing Jo’ela an, aber ihre Mutter legte ihr die Hand auf den Arm und schaute sie mit blauen Augen an, in denen Tränen standen. Der schwarze Strich auf ihrem unteren Lid löste sich auf. Aus der Nähe, als sie Jo’elas Gesicht zu sich zog und küßte, konnte man sehen, wie der Lidstrich zerfloß und einen schwarzen Schatten auf ihre Wange malte.
     

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