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So funktioniert die Wirtschaft

So funktioniert die Wirtschaft

Titel: So funktioniert die Wirtschaft
Autoren: Norbert Haering
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gewisses Mindestniveau überschritten ist. Dazu passend stellte er fest, dass Bürger reicherer Länder nicht nennenswert glücklicher waren als Bürger weniger reicher Länder, sobald auch bei Letzteren ein gewisses Mindestniveau überschritten war.
    Für den Einzelnen stellt sich die Situation jedoch differenzierter dar: Seine Lebenszufriedenheit steigt nämlich durchaus, wenn sein Einkommen im Verhältnis zu seinen Mitbürgern zunimmt. Die Lebenszufriedenheit der Menschen wird v. a. dadurch positiv beeinflusst, dass sie relativ zu den Mitmenschen, mit denen sie sich vergleichen, ein gutes Einkommen haben. Die schöne Wohnung, das große Auto und alles andere Sichtbare, was man sich damit leisten kann, erhöhen den sozialen Status, also das Ansehen, das man in den Augen der Mitmenschen genießt.
    Beispiel
    Die Harvard-Wissenschaftler Solnik und Hemenway (1998) fragten Teilnehmer an einem Experiment, was sie bevorzugen würden: ein Einkommen von 50.000 Dollar, wenn alle anderen 20.000 Dollar verdienten, oder ein Einkommen von 100.000 Dollar, wenndie anderen 200.000 Dollar verdienten. Die meisten wählten die Variante mit 50.000 Dollar, bei der sie mehr als die anderen verdienten, obwohl sie sich in dieser Variante nur halb so viel leisten könnten wie in der anderen.
    Weil aber der Statusgewinn des einen aufgrund eines höheren relativen Einkommens immer mit dem Statusverlust eines anderen einhergeht, und weil in dem Fall, dass alle mehr verdienen, niemand an Status gewinnt, macht ein allgemeiner Einkommensanstieg innerhalb einer Nation oder Region die dort lebenden Menschen nicht glücklicher.
    Was Menschen glücklich macht
    Nach den Erkenntnissen der Glücksökonomen und Psychologen wirken sich v. a. folgende Faktoren auf die Lebenszufriedenheit der Menschen aus:
gute soziale Kontakte
eine gute Ehe und eine intakte Familie
eine befriedigende Arbeit
Gesundheit
ein hoher sozialer Status
    Die Höhe des Bruttoinlandsprodukts in einer Region oder einem Land hat nur einen sehr geringen Einfluss auf die durchschnittliche Lebenszufriedenheit der Bewohner. Das kann man unter anderem im „Glücksatlas“ nachlesen, der jährlich im Auftrag der Deutschen Post erstellt wird. Wer reichlich Geld hat, kann sich davon einiges direkt oder indirekt kaufen, etwa Gesundheit durch eine gute medizinische Behandlung. Die Chance auf eine intakte Ehe erhöht sich vielleicht, wenn die Ehepartner sich nicht um finanzielle Dinge streiten müssen. Andererseits kann es durchaus Gesundheit, Eheglück und soziale Kontakte kosten, wenn man das Geldverdienen zu sehr in den Vordergrund stellt.
    Schwächen der Glücksökonomie
    Die Erkenntnisse darüber, was die Menschen glücklich macht, sind gut abgesichert und wenig umstritten. Dennoch kann man argumentieren, dass es unsinnig sei, Wirtschaftsleistung, deren Höhe unbegrenzt ist, mit einer Kategorie wie Lebenszufriedenheit, die auf einer festen Skala von 1 bis 10 gemessen wird, in Beziehung zu setzen. Wer die Frage nach seiner Lebenszufriedenheit beantwortet, vergleicht sein Leben mit dem Leben anderer, deren Lebensumstände er kennt. Mit allgemein steigendem Einkommen steigen auch die Ansprüche. Das heißt, dass jemand, der heute seine Lebenszufriedenheit auf oben genannter Skala mit 6 angibt, vermutlich nicht mit jemand tauschen möchte, der vor 50 Jahren auch eine 6 genannt hätte.
    Beispiel
    Hätte man vor 2000 Jahren die Menschen gefragt, wie groß ihre Lebenszufriedenheit auf einer Skala von 1 bis 10 ist, dann wäre vermutlich im Durchschnitt nicht eine 1 herausgekommen, sondern ein mittlerer Wert, so wie heute auch. Wenn der Einfluss des Einkommens auf die mittlere Lebenszufriedenheit sehr groß wäre, müssten reiche Länder schon lange sehr nahe an der 10 liegen. Dann könnte die Lebenszufriedenheit aber dort mit zunehmendem Einkommen nicht mehr steigen. Die Lebenszufriedenheit kann also auf Dauer schon definitionsgemäß nicht mit dem Einkommen steigen.
    Sinnvolle Maßstäbe für gute Politik
    Was aber sollte der Maßstab für gute Politik sein, wenn nicht die Lebenszufriedenheit der Menschen? Hier wagen wir uns schon recht weit auf philosophisches Gebiet vor. Es gibt verschiedene Gegenentwürfe, von denen ich zwei vorstellen will:
die möglichst weitgehende Ausschöpfung der menschlichen Potenziale
die Stärkung der Gesellschaft
    Ã–konomen, die die Entfaltung
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