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So coache ich

So coache ich

Titel: So coache ich
Autoren: Sabine Asgodom
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so leicht auf. Der bleibt dran, vor allem bei wichtigen Kunden. Der geht die Extrameile, wie man so sagt. Er lässt sich nicht so leicht abwimmeln. Und er ist überaus tüchtig. Er macht die besten Abschlüsse von allen. Eigentlich ist es doch egal, ob ihn die anderen mögen, sie sollten von ihm lernen.«
    Wir brauchen eine knappe halbe Stunde, um alle sechs Mitarbeiter auf diese Art zu beschreiben. Angelika wird dabei immer lockerer, fröhlicher, ja direkt enthusiastisch. Sie lächelt, überlegt, freut sich über Formulierungen, strahlt. Offensichtlich hat sie in dieser lustigen Übung ihren Beurteilungsfokus von Negativ auf Positiv verlagern können.
    Ich frage sie: »Ja, was machen wir jetzt mit all diesen unterschiedlichen Beschreibungen?«
    Sie zögert. Und grinst dann. »Ich hätte richtig Lust, den Kollegen das zu erzählen, was Sie da gerade aufgeschrieben haben.«
    »Um was damit zu erreichen?«
    »Ich glaube, so ein ehrliches, aber wertschätzendes Urteil habe ich noch nie über sie abgegeben.«
    »Wissen die Kollegen und Kolleginnen von Ihrer Hundeleidenschaft?«
    »Ja, sicher. Ich habe ja alle Pokale und Urkunden im Büro.«
    »Echt?«
    »Ja, das weiß jeder, dass ich hundeverrückt bin.«
    »Also, in welchem Rahmen könnten Sie Ihre ungewöhnlichen Beurteilungen den Kollegen mitteilen?«
    Angelika überlegt etwas. »Wir machen in sechs Wochen unseren jährlichen Betriebsausflug mit der Abteilung. Das
ist schon ein Ritual. In dem lockeren Rahmen könnte ich vielleicht … Und ich könnte meine Hunde mitnehmen …« Wieder grinst sie und nickt mit dem Kopf. »Schöne Idee.«
    Wir nutzen die restliche Zeit, um berufliche Alternativen für Angelika zu entwickeln. Aber ich merke, in Gedanken ist sie immer wieder bei ihrem Team. Sie scheint plötzlich wieder Gefallen an ihrer »Meute« gefunden zu haben.
    (Den Coaching-Impuls, den ich mit Angelika genutzt habe, den Perspektivwechsel, finden Sie im Kapitel
    »Der Perspektivwechsel« näher beschrieben.)

Mein Weg zum Coachen
    Eine geschätzte Kollegin, die selbst eine der besten Coaching-Akademien in Deutschland gegründet hat und leitet, Dr. Petra Bock aus Berlin, hat mir bei unserem letzten Treffen ein sehr schönes Beispiel dafür gegeben, dass Coaching keine alleinige Ausbildungsfrage ist. Sie hat gesagt: »Denk mal dran, Menschen sind schon Ski gefahren, als es noch keine Skischulen gab.« Ja, so ist es: Menschen haben schon gecoacht, als es noch gar kein Wort dafür gab. Ja, manche Menschen können so etwas. Auch ohne Studium und Ausbildung. Weil sie ein Gespür dafür haben, wie sie anderen am besten helfen können. Weil sie sich zurücknehmen können und gelernt haben, nicht sofort zu werten, wenn sie etwas hören.
    Ich selbst habe schon gecoacht, als ich noch gar nicht wusste, dass es das als Berufsbezeichnung gibt: »Coach«. Ich habe Anfang der 1990er-Jahre neben meiner Tätigkeit als Journalistin angefangen, Bücher zu schreiben und Seminare zu geben. Manchmal wurde ich von TeilnehmerInnen gefragt, ob ich auch »Einzelgespräche« anbiete.
    Einzelgespräche, so nannte man das damals vor der Coaching-Ära. Ja, und dann habe ich Einzelgespräche angeboten. Und in diesen Gesprächen habe ich Menschen geholfen, zu Lösungen zu kommen. Und sie waren sehr dankbar dafür. Und haben sie umgesetzt. Das nennt man heute Coaching. Leider bin ich damals nicht auf die Idee gekommen, eine Coaching-Ausbildung daraus zu entwickeln. Aber was nicht ist …
    Weil ich damals noch gar nicht gewusst habe, dass das ein eigener Beruf ist, habe ich mir meine Methoden für diese Einzelgespräche selbst entwickelt. Als dann wenig später die
ersten Coaching-Bücher auf den Markt gekommen sind, habe ich mit großen Augen festgestellt, dass die im Prinzip dieselben Methoden beschrieben haben, die ich auch angewandt habe. Nur was bei mir spielerisch »Madonna-Methode«, »3-Millionen-Euro-Spiel« oder »Glückskurve« heißt, wurde dort mit vielen Fachausdrücken beschrieben. Es wurden beispielsweise Kommunikationsregeln aufgestellt, die ich (und Sie vielleicht auch) als selbstverständlich angesehen habe. Man solle achtsam zuhören – ach, wirklich? Und gespickt wurde das Ganze sehr wissenschaftlich mit Begriffen wie »Intervention«, »Transfer«, »Ressourcen«, mit »regredieren« und »spiegeln«.
    Auf einem Psychologenkongress vor rund 20 Jahren in Berlin, an dem ich als Journalistin teilgenommen habe, habe ich den ersten leibhaftigen Coach meines Lebens kennengelernt.
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