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Snow Crash

Titel: Snow Crash
Autoren: Stephenson Neal
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Rücken; er spürt einen stechenden Schmerz über einer Niere, aber nur einen Augenblick. Er dreht sich um und sieht ein blutiges Stück Glas auf dem Asphalt zerschellen. Raven muß es in seinen Rücken geworfen haben. Aber ohne die Kraft von Ravens Arm hatte es nicht genügend Wucht, durch den kugelsicheren Stoff zu dringen, und ist hinuntergefallen.

    Glasdolche. Kein Wunder, daß Ky ihn nicht mit dem Radar entdecken konnte.
    Als er hinter einem anderen Flugzeug Deckung sucht, beeinträchtigt ein anfliegender Hubschrauber sein Gehör.
    Es ist Rifes Helikopter, der wenige Meter von dem Jet entfernt auf dem Asphalt landet. Das Dröhnen der Rotoren scheint direkt in Onkel Enzos Gehirn einzudringen. Er schließt die Augen wegen des Winds und verliert völlig das Gleichgewicht; er hat keine Ahnung, wo er ist, bis er der Länge nach auf dem Boden aufschlägt. Der Asphalt unter ihm ist glitschig und warm, und Onkel Enzo wird klar, daß er eine Menge Blut verliert.
    Er sieht über das Feld und kann Raven erkennen, der sich gräßlich hinkend dem Flugzeug nähert, da ein Bein praktisch nutzlos ist. Schließlich gibt er auf und hüpft einfach auf seinem guten Bein.
    Rife ist aus dem Hubschrauber ausgestiegen. Raven und Rife unterhalten sich, Raven deutet in Enzos Richtung. Dann nickt Rife anerkennend, und Raven dreht sich mit weißen, strahlenden Zähnen um. Er verzieht nicht das Gesicht, sondern grinst vor Erwartung. Er hüpft auf Onkel Enzo zu, während er einen neuen Glasdolch aus der Jacke holt. Der Dreckskerl scheint eine Million von diesen Dingern zu haben.
    Er hat es auf Enzo abgesehen, und Enzo kann nicht einmal aufstehen, ohne das Bewußtsein zu verlieren.
    Er schaut sich um, sieht aber nur ein Skateboard und ein Paar teure Schuhe und Socken sechs Meter entfernt. Er kann nicht aufstehen, aber er kann robben wie ein GI, und daher zieht er sich auf den Ellbogen vorwärts, während Raven auf einem Bein auf ihn zugehüpft kommt.
    Sie treffen sich auf einer freien Fläche zwischen zwei benachbarten Jets. Enzo liegt auf dem Bauch über dem Skateboard. Raven steht und stützt sich mit einer Hand an der Tragfläche des Jets ab; der Glasdolch funkelt in seiner anderen Hand. Enzo sieht die Welt jetzt schwarzweiß, wie von einem billigen Terminal des Metaversums; so haben seine Kumpel in Vietnam es beschrieben, bevor sie verblutet sind.

    Â»Ich hoffe, Sie haben Ihre letzte Ölung bekommen«, sagt Raven, »es ist nämlich keine Zeit mehr, einen Priester zu rufen.«
    Â»Es ist auch keiner erforderlich«, sagt Onkel Enzo und drückt den Knopf auf dem Skateboard mit der Aufschrift »RadikS Schockwellenprojektor.«
    Die Erschütterung fegt ihm beinahe den Kopf weg. Onkel Enzo wird nie wieder richtig hören, sollte er überleben. Aber er wird ein wenig aufgerüttelt. Er hebt den Kopf von dem Skateboard und sieht Raven fassungslos und mit leeren Händen dastehen, während tausend winzige Splitter zerbrochenen Glases an seiner Jacke hinabrieseln.
    Onkel Enzo wälzt sich auf den Rücken und fuchtelt mit dem Rasiermesser in der Luft. »Ich persönlich bevorzuge Stahl«, sagt er. »Rasur gefällig?«

71
    Rife sieht alles und versteht es deutlich genug. Er würde gerne sehen, welchen Ausgang das alles nimmt, aber er ist ein vielbeschäftigter Mann; er möchte gerne von hier verschwinden, bevor der Rest der Mafia und Ng und Mr. Lee und alle anderen Arschlöcher mit ihren Infrarotmissiles hinter ihm her sind. Und er hat keine Zeit zu warten, bis der Tölpel Raven auf einem Bein hierhergehüpft ist. Er zeigt dem Piloten den nach oben gerichteten Daumen und steigt in seinen Privatjet.
    Es wird Tag. Eine orangefarbene Flammenmauer schießt stumm von dem eine Meile entfernt gelegenen Tanklager herüber, wie eine in Zeitraffer erblühende Chrysantheme. Ihr Erblühen ist so gewaltig, kompliziert und unkontrolliert, daß Rife auf halbem Weg stehenbleibt und zusieht.
    Eine gigantische Störung läuft durch die Flammen und hinterläßt eine lineare Spur in dem Licht wie ein kosmischer Strahl, der durch eine Nebelkammer jagt. Durch die Wucht ihres Vordringens zieht sie eine Druckwelle hinter sich her, die in den Flammen deutlich zu sehen ist, ein greller, sich ausdehnender
Kegel, der hundertmal größer als der dunkle Umriß an seiner Spitze ist: ein schwarzes, kugelähnliches Ding auf vier
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