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Snow Crash

Titel: Snow Crash
Autoren: Stephenson Neal
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bezeichnen würde – wissen Sie was? nach alledem gibt es nur vier Dinge, die wir besser als alle anderen können:
    Musik
Filme
Mikrocode (Software)
schnellstmögliche Pizzalieferung frei Haus.
    Der Auslieferator programmierte früher Software. Auch heute manchmal noch. Aber wenn das Leben eine lockere, von wohlmeinenden Lehrern geleitete Grundschule wäre, würde im Betragenszeugnis des Auslieferators stehen: »Hiro ist so begabt und kreativ, muß aber härter an seiner Kooperationsbereitschaft arbeiten.«
    Darum hat er jetzt diesen anderen Job. Hier sind weder Begabung noch Kreativität erforderlich – aber auch keine Kooperation. Nur ein einziges Prinzip: Der Auslieferator steht zu seinem Wort – die Pizza binnen dreißig Minuten, sonst können Sie sie umsonst haben, den Fahrer erschießen, sein Auto nehmen und eine Schadenersatzklage einreichen. Der Lieferant arbeitet jetzt schon sechs Monate in diesem Job, nach seinen Maßstäben eine lange und erfüllte Zeit, und hat noch nie länger als einundzwanzig Minuten gebraucht, um eine Pizza zuzustellen.
    Oh, sie stritten wegen der Zeit, und viele Fahrer der Firma blieben dabei auf der Strecke: Hausbesitzer, rote Gesichter und verschwitzt wegen ihrer eigenen Lügen, die nach Old Spice und Job-bedingtem Streß stanken, standen unter ihren gelb erleuchteten Türen, schwenkten ihre Seikos und winkten zur Uhr über der Spüle, ich schwöre es, habt ihr Jungs denn kein Zeitgefühl?
    So was kam nicht mehr vor. Pizzalieferung frei Haus war ein
bedeutender Industriezweig. Ein organisierter Industriezweig. Die Leute besuchten vier Jahre die Cosa Nostra Pizzauniversität, nur um das Fach zu studieren. Kamen zum Portal rein und konnten keinen englischen Satz sprechen, aus Abkhazien, Rwanda, Guanajuato, South Jersey, und wußten nach ihrem Abschluß mehr über Pizza als ein Beduine über Sand weiß. Und sie hatten dieses Problem studiert. Diagramme über die Häufigkeit von Beschwerden über die Zustellzeit an Haustüren erstellt. Die ersten Auslieferatoren mit Wanzen versehen, um die Taktik der Debatten aufzuzeichnen und zu analysieren, die Stimme-Streß-Histogramme, die spezifischen grammatikalischen Strukturen weißer Burbklavenbewohner Klasse A der Mittelschicht, die jeder Logik zum Trotz beschlossen hatten, daß dies der passende Ort war, ein Custersches letztes Gefecht gegen alles auszutragen, was in ihrem Leben schal und geisttötend war: sie hatten vor zu lügen oder sich selbst etwas vorzumachen, um eine Pizza gratis zu bekommen; nein, sie verdienten eine Pizza gratis, zusammen mit ihrem Leben, ihrer Freiheit und was auch immer sie suchten, das war verdammt noch mal ihr gutes Recht. Sie schickten Psychologen in die Häuser dieser Leute; gaben ihnen ein kostenloses Fernsehgerät, damit sie sich an einer anonymen Umfrage beteiligten; schlossen sie an Lügendetektoren an; studierten ihre Gehirnwellen, während sie ihnen bruchstückhafte, unerklärbare Filme mit Pornoköniginnen, mitternächtlichen Autounfällen und Sammy Davis Jr. zeigten; setzten sie in wohlriechende malvefarbene Zimmer und stellten ihnen so verwirrende Fragen über Ethik, daß nicht einmal ein Jesuit sie hätte beantworten können, ohne eine Todsünde zu begehen.
    Die Fachleute der Cosa Nostra Pizzauniversität kamen zum Ergebnis, daß es einfach an der menschlichen Natur lag und nicht behoben werden konnte, und daher dachten sie sich ein rasches, billiges technisches Hilfsmittel aus: die Smartbox. Der moderne Pizzakarton besteht jetzt aus einem Plastikbehälter, dem eine Wellung zusätzliche Stabilität verleiht, mit einer leuchtenden digitalen LED-Anzeige auf der Seite, die dem Auslieferator verrät, wie viele Herstellungs- und Auslieferungsminuten seit
dem schicksalshaften Telefonanruf verstrichen sind. Es sind Chips und Elektronik in der Box. Die Pizzas liegen als kleiner Stapel in Fächern hinter dem Kopf des Lieferanten. Jede Pizza gleitet in einen Schlitz wie eine Stechkarte in einen Computer und rastet ein, wenn die Smartbox sich ins Bordsystem im Auto des Lieferanten einklinkt. Die Adresse des Bestellers wurde bereits anhand der Telefonnummer ermittelt und in den eingebauten RAM der Smartbox übermittelt. Von da wird er dem Auto zugeleitet, das den optimalen Fahrtweg berechnet und auf einem Display darstellt, eine leuchtende bunte Karte, die auf der
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