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SMS - Sarah mag Sam

Titel: SMS - Sarah mag Sam
Autoren: Lotte Kinskofer
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    Carla steht dabei, sie sagt nichts, sie weicht meinem Blick aus. Meine angeblich beste Freundin, im Moment ganz feige. Auch Lili ist da, sie sieht Cibel vorwurfsvoll an und versucht, sich an Jenny heranzuspielen, aber die nimmt Carlas Arm.
    »Ich bin mal gespannt, was Sam macht, wenn er mitkriegt, was du hier für eine Show in den Ferien abgezogen hast.«
    »Da sind wir alle gespannt«, grinst Susa, die offenbar schon informiert ist, dass die ganze Liebesgeschichte erfunden war.
    Die Mädchen starren mich an, die Jungs tun so, als ob sie die ganze Sache nichts anginge. Zum ersten Mal mache ich mir Gedanken darüber, neben wem ich im neuen Schuljahr sitzen werde. Bislang bin ich ganz selbstverständlich davon ausgegangen, dass ich neben Carla sitze wie auch letztes und vorletztes Jahr. Aber das wirkt nun anders, wenn ich sehe, wie sie mit Jenny abhängt.
    »Setzen wir uns zusammen in der Klasse?«, frage ich Cibel und es soll sehr beiläufig klingen.
    Cibel sieht mich ernst an. »Weil Carla sich zu Jenny setzt?«
    Schlagartig wird mir klar, dass auch Lili keine Banknachbarin mehr hat, wenn Jenny sich zu Carla setzt. Cibel saß letztes Jahr neben einem Mädchen, das die Klasse wiederholen musste.
    »Wenn du lieber neben Lili sitzt …«, sage ich nur leise. Ich denke mit Schaudern daran, dass ich vielleicht neben Susa oder Christine, zwischen ihnen, vor ihnen, hinter ihnen sitzen werde.
    »Jetzt mach dir deshalb nicht auch noch einen Kopf«, sagt Cibel.
    Welchen Kopf, denke ich und fasse mir an die Nase, um zu spüren, ob ich noch da bin.

    Paul kommt. Ich möchte zu ihm hinlaufen, aber er geht zu den Jungs seiner Klasse und klatscht sie ab. Hinter Paul fährt ein Roller ans Schulgelände – es ist Sam.
    Alles okay, Sarah. Tief durchatmen. So tun, als ob nichts wäre. Was wäre jetzt das Normalste? Plaudern mit Freundinnen. Ich wende mich mit einem bemühten Lächeln an Cibel. »Erzähl mir doch noch was von deinem Urlaub.«
    »Ich könnte jetzt auch das Alphabet aufsagen, du hörst ja sowieso nicht zu«, antwortet die.
    Gute Idee! Vielleicht beruhigt mich das.
    »A, B, C«, murmle ich leise vor mich hin.
    »Du kannst auch die Primzahlen hersagen«, schlägt Cibel vor. »1, 2, 3, 5 …«
    Sam hat gerade seinen Roller aufgebockt, das kann ich aus dem Augenwinkel erkennen. Er breitet die Arme aus und ein Schrei hallt über den Pausenhof.
    »SARAH!«
    Ich zucke zusammen. Meint er mich? Warum schreit er so?
    »SARAH!«, höre ich ihn noch einmal rufen und mit großen Schritten auf mich zukommen.
    Jetzt sind alle still. Sie beobachten dieses Schauspiel und sie wissen nicht, was sie davon halten sollen. Ich übrigens auch nicht. Ich habe mir so sehr gewünscht, dass er zu mir kommt, dass er mich anlächelt. Nicht nur, weil ich mich nicht vor allen blamieren wollte. Sondern auch, weil ich Sehnsucht nach ihm hatte, weil ich ihn mag, weil er so toll ist.
    Aber so, wie Sam jetzt auf mich zukommt, ist er entweder betrunken oder er spielt grottenschlechtes Schmierentheater.
    »Ich habe dich soooooooo vermisst«, ruft er so laut, dass es alle mitbekommen, dann drückt er mich an sich, als müsste er mich auspressen. Er küsst mich laut und heftig auf die Nase. Ich fühle mich, als hätte mich ein Hund abgeleckt. Soll das mein erster Kuss gewesen sein? Ich beschließe, ihn nicht zu zählen.
    Sam hebt mich hoch, wirbelt mich im Kreis, jubelt, als sei er drei Jahre alt und hätte endlich die ersehnte Eisenbahn zu Weihnachten bekommen. Ich weiß gar nicht, wie mir geschieht. Was soll das?
    Die ersten fangen schon an zu kichern. Ich sehe Hilfe suchend zu Paul, aber der zuckt nur die Schultern. Sam setzt mich ab.
    »Danke für die vielen SMS, die du mir nach Neuseeland geschickt hast, aber aus uns kann nichts werden«, brüllt er jetzt so laut, dass es alle hören. »Ich brauche meine Freiheit!«
    Sam sieht sich um, als würde er für seine Show Beifall erwarten. Tatsächlich lachen die ersten Mädchen schon, erleichtertvielleicht, denn jetzt ist wirklich allen klar: Er macht sich lustig über mich.
    Noch einmal wirbelt er mich herum, setzt mich ab. »Mach das nie wieder«, zischt er mir zu und geht, ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen. Denn gerade wird das Schulhaus aufgeschlossen und auch Sam will im neuen Schuljahr einen guten Platz haben, das ist klar.
    Ich bleibe noch einen Moment stehen, völlig überrumpelt, fertig, kaputt. Am liebsten würde ich gleich wieder nach Hause gehen, Jalousien runter und ab ins
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