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SMS - Sarah mag Sam

Titel: SMS - Sarah mag Sam
Autoren: Lotte Kinskofer
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Beim Zähneputzen schicke ich endlich eine SMS an Paul: Hast du Sam erreicht?
    Er spielt mit, schreibt Paul zurück.
    Was immer das heißt, ich bin beruhigt.
    Am liebsten würde ich Paul natürlich noch anrufen, aber dann bezwinge ich doch meine Neugier. Er hat mit Sam gesprochen, der spielt irgendetwas mit, vermutlich, dass er mein Freund ist – alles andere muss ich abwarten. Ich will Paul nicht nerven. Im Moment ist er sowieso einer der wenigen, die zu mir halten.

    Ich sehe Cibel draußen mit dem Rad vorfahren. Sie ist sehr pünktlich. »Vielleicht können wir schon in den Klassenraum, bevor Sam kommt«, meint sie.
    Ich halte das für keine so gute Idee. »Irgendwann muss ich ihm ja über den Weg laufen …«
    »Aber es muss doch nicht unbedingt um halb acht Uhr morgens sein«, meint Cibel und lacht. »Es reicht doch, wenn ihr euch nach der Schule trefft. Das kriegen dann vielleicht nicht alle mit.«
    Wieder kommen diese grässlichen Bilder vor meine Augen. Ein Albtraum im wachen Zustand ist noch schlimmer als im Schlafen.
    »Ich habe gestern Lili getroffen«, erzählt Cibel unterwegs.
    »Gib’s zu, sie wollte unbedingt über den Portugal-Urlaub reden.«
    »Das auch. Denn da war’s anscheinend wirklich schön und sie hat sich prima mit Jenny verstanden.«
    Muss mich das jetzt interessieren? Oder sogar freuen? Doch Cibel redet einfach weiter.
    »Aber seit sie zurück sind, hat Jenny überhaupt keine Zeit mehr für Lili, weil sie andauernd mit Carla abhängt.«
    Ich verstehe. »Weil Carla nicht mehr mit mir abhängt.«
    »Lili ist ziemlich enttäuscht.«
    »Und will jetzt deine beste Freundin sein.«
    Cibel zögert einen Moment, dann nickt sie. Ich fahre über einen Stein, merke, dass mein Reifen fast wieder platt ist. Es nervt mich. Wir steigen ab und schieben. Ärgerlich kicke ich den Stein weg, der fällt einer vorübergehenden Frau vor die Füße, die guckt mich böse an. Das kann kein guter Tag werden, schon Kleinigkeiten geraten zu Problemen. Mein schiefes Lächeln kann sie nicht beruhigen. Sie schüttelt den Kopf, als wollte sie gleich über die Jugend von heute schimpfen, dann geht sie weiter.
    »Was sagt denn Lili dazu, dass du mich heute abholst?«
    »Es wäre ihr lieber, ich würde sie abholen.«
    »Lili will deine beste Freundin sein und du enttäuschst sie gleich?«
    Cibel sieht mich offen an. »Manchmal verstehe ich euch wirklich nicht«, sagt sie genervt. »Angeblich sind wir eine Clique und halten zusammen. Aber kaum hat eine ein Problem so wie du, steht sie allein da.«
    »Fast allein«, sage ich kleinlaut.
    »Dann gibt es angeblich auch noch eine beste Freundin, aber die kann man wechseln wie ein T-Shirt . Heute Sarah, morgen Jenny. Heute Lili, morgen Carla.«
    Cibel hat recht. Wir sind nicht besonders verlässlich.
    »Manchmal bin ich froh, dass ich nicht so eng mit jemandem bin, dann muss ich mir auch nicht von einer angeblich besten Freundin vorschreiben lassen, was ich zu tun und zu lassen habe«, sagt sie.
    Cibel ist fast zu klug für uns, finde ich. In dem Moment finde ich sie auch noch besonders nett. Und cool. Weil sie nicht so ist wie alle anderen.
    »Auf jeden Fall lasse ich mir von niemandem sagen, wen ich anrufe, mit wem ich mich treffe, wen ich vor der Schule zu Hause abhole und was ich unternehme.«
    Punkt. Cibel hat gesprochen. Wir biegen in den Schulhof ein.

    Genau wie in meinem Albtraum stehen Grüppchen zusammen und alle reden durcheinander. Okay, das ist nun keine so große Überraschung. Das ist immer so nach den Ferien. Das Schulhaus ist noch verschlossen, aber alle sind früh gekommen, denn wenn es losgeht, will jeder als Erster im Klassenzimmer sein, damit er bloß nicht in der ersten Reihe sitzen muss, sondern sich weiter hinten einen Platz sichern kann.
    Mit den Augen suche ich nach Sam. Er ist noch nicht da. Paul ist auch noch nicht da. Die meisten anderen Schülerinnen und Schüler unterhalten sich ganz normal weiter. Nein, es gibt kein großes Schweigen und sie starren auch nicht alle auf mich. So wichtig bin ich nun auch wieder nicht. Darüber bin ich im Moment ganz froh.
    Cibel geht mit mir zu den Mädchen und Jungs meiner Klasse. Da wird die Situation schon anders. Die meisten hören auf zu reden. Sie mustern mich schweigend.
    »Hat Sam dich nicht mit dem Roller abgeholt?«, fragt Susa und in meinen Ohren klingt es hämisch.
    »Warum sollte er?«, fragt Jenny und fügt triumphierend hinzu: »Sie sind doch gar kein Paar – und gleich werden es alle endlich
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