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Slow Travel: Die Kunst Des Reisens

Slow Travel: Die Kunst Des Reisens

Titel: Slow Travel: Die Kunst Des Reisens
Autoren: Dan Kieran
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sehr schick in ihren hellen Baumwollanzügen, und begrüßten mich mit Umarmungen und breitem Grinsen. Ich glaube, philosophisch gesehen verstehen sie die Sache mit dem langsamen Reisen, aber ich bin mir sicher, dass sie die praktische Umsetzung etwas skurril finden. Wir verbrachten einige großartige Tage mit unserem potenziellen Investor in einer Burg mit Blick über Marbella, auch wenn die Geldfrage noch ungeklärt war, als wir alle wieder nach Hause fuhren.
    Nachdem ich mich am Flughafen von den anderen verabschiedet hatte, machte ich mich auf nach Marbella, um allein über die berühmte Goldene Meile zu schlendern, bevor ich meine lange Rückreise nach England antrat. Marbella ist ein klassisches Urlaubsziel für britische Touristen. Es ist garantiert immer heiß, und die Hoffnung, dass der Glamour der im Überfluss vorhandenen Filmschauspieler, Fußballer und Prominenten auf den Rest von uns abfärben könnte, macht einen Teil der Anziehungskraft aus, die nicht wenige dazu verleitet, hier Urlaub zu machen. Der Flughafen von Málaga ist 30 Minuten entfernt, und der Flug von London nach Málaga dauert nur zweieinhalb Stunden.
    Málaga ist allerdings ein sehr eigenartiger Ort. Die Hügel hinter der Stadt zieren großzügige Anwesen, die in bewachten Wohnanlagen mit Blick auf die Golfplätze liegen. Viele Fußballer aus der ersten Liga und die englische Nationalmannschaft kommen zum Training hierher, doch hinter den Golfplätzen ist es schnell vorbei mit dem Glamour. Dort befindet sich eine breite Autobahn, der Überrest eines aufgegebenen Bauprojekts, die sich zwischen den exklusiven Grundstücken auf dem Hügel und den palastartigen Häusern am Meer entlangzieht. Sicherlich werden die Bauunternehmer sich irgendwann darum kümmern, aber bei meinem Besuch wirkte sie schäbig und verfallen.
    Der Strand ist ganz nett, aber wenig bemerkenswert. Nirgends ist es auch nur halb so schön wie am Strand von West Wittering, der in der Nähe meines Wohnorts liegt, auch wenn das Wetter hier deutlich besser ist. Es gibt Palmen, und an klaren Tagen verleiht die Sicht auf die Nordküste von Afrika dem Ganzen einen Hauch von Exotik, der die Goldene Meile beinahe in den Schatten stellt. Hier wird nichts der Fantasie überlassen. Alles, was auch nur im Entferntesten reizvoll sein könnte, ist so exklusiv verpackt worden, dass man konsumieren kann, was man will, ohne selbst danach suchen zu müssen oder eigene Entdeckungen zu machen.
    Schließlich trugen meine Füße mich an die Grenzen von Puerto Banus, einem Yachthafen, in dem riesige Motorboote vor Anker lagen, die vermutlich selten benutzt werden. Davor sieht man Ferraris und Rolls-Royces, in Parklücken gequetscht, dahinter die üblichen Luxusboutiquen, die man überall findet, wo die Superreichen sich niedergelassen haben. Hinter den Tinnefläden, wie mein Vater sie nennt, kommt man schließlich zu den Strandbars und -clubs, die jede Saison auf den Seiten von Magazinen wie Hello! und Heat abgebildet werden. Der Ocean Club Marbella stehtauf einer weißen Tribüne, einige hundert Meter vom Strand entfernt, und lädt dazu ein – nein, verlangt geradezu –, dass man die wunderschönen Körper anstarrt, die auf der Terrasse vorbeistolzieren. Einen Liegestuhl zu mieten, um darin zu faulenzen, kostet mehrere hundert Pfund am Tag. Als ich dort war, erschien auf Tripadvisor ein Bericht, in dem stand, das Personal sei gelegentlich unfreundlich, wenn man nicht genug Geld ausgebe, und man hätte einem Besucher gegenüber geäußert: »Die Leute kommen nicht hierher, um Sorbet zu essen, sondern um Champagner zu trinken.« Weiter hieß es, der Club sei »prätentiös, nimmt sich selbst viel zu wichtig und ist voller Menschen, die beweisen müssen, dass sie Geld haben«.
    In meinen Jahren als Reiseautor, der häufig umsonst in den Urlaub fahren konnte und seine täglichen Auslagen üblicherweise vom Reiseveranstalter bezahlt bekam (um die 50 Pfund pro Tag), bin ich öfter in Fünf-Sterne-Hotels abgestiegen, die ich mir sonst nicht hätte leisten können. Ich habe nur einmal selbst dafür bezahlt, und zwar im Claridge’s in London, und wenn ich mich an einem solchen Ort befinde, nehme ich immer den Barmann zur Seite und frage ihn über das Publikum aus. Jeder hat mir so ziemlich das Gleiche erzählt: »Die Leute, die es sich leisten können, sind in Ordnung. Diejenigen, die es nicht können, sind ein Albtraum.«
    Das kann man sich gut vorstellen. Man kratzt genug Geld zusammen, um an
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