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Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Titel: Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)
Autoren: Manfred Krämer
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besaß er sämtliche erforderlichen Papiere und Genehmigungen zum Transport und Führen von Handfeuerwaffen. Danach widmete er sich wieder seinem Buch. Das Kapitel über Babyschwimmen fesselte ihn ganz besonders. Als ehemaliger Kampfschwimmer hatte er schon immer ein sehr inniges Verhältnis zu Wasser gehabt. Nächste Woche würde seine Frau in die Geburtsklinik gehen. Er würde sie begleiten. Er bat den lieben Gott um Kraft, damit er nicht wieder in Tränen ausbrach, wie beim Frauenarzt, wenn er seinen Sohn auf dem Schirm des Ultraschallgerätes sah, oder gar aus den Latschen kippte.
    Susan deckte den toten Skorpion wieder mit der silbernen Haube ab und räumte den Tisch ab. Sie ging zum Cockpit um den Piloten Vollzug zu melden. Shaw und Samarow wussten, was sie nun zu tun hatten.
    Robert W. Shaw ging auf die Frequenz von Shanwick Oceanic Control im westenglischen Prestwick: „Shanwick Control from Charlie-Echo-Tango-Foxtrott, Shanwick Control …“
    „Shanwick Control. Tango-Foxtrott, good evening, what happens?“
    Shaw schilderte dem Mann in der Flugsicherung für den Bereich östlicher Nordatlantik einen Druckabfall in der Kabine und bat um die Genehmigung für eine Umkehr und Flughöhenänderung. Nach wenigen Augenblicken erteilte ihm der Lotse die Freigabe. Ein 747 Frachter der Japan Airlines bewegte sich etwa viertausend Fuß unter ihnen in einem Abstand von über vierzig Meilen. Shaw und Samarow hatten freie Hand für ihr Notmanöver. Der Lotse fragte an, ob Rettungsmaßnahmen eingeleitet werden sollten, was Shaw verneinte. Es handele sich wahrscheinlich nur um eine verzogene Dichtung im Einstiegsbereich, es bestehe keine unmittelbare Gefahr. Er werde Shanwick umgehend über den Verlauf der Aktion unterrichten.
    Samarow schaltete die Anschnallen-Zeichen in der Kabine an und der Kapitän leitete in einer weiten Kurve den Sinkflug ein.

    „Wir wären dann soweit“, klang es zehn Minuten später aus dem Kabinenlautsprecher der Gulfstream.
    „Na dann“, Alex legte sein Buch zur Seite löste den Gurt und erhob sich. Susan stand schon an der Tür.
    „Seid ihr bereit?“, fragte der Pilot und Susan nahm den Hörer des Interkoms. „Wir sind klar. Ich öffne jetzt die Tür.“
    Brüllend brauste eisiger Fahrtwind herein. Shaw hielt die Maschine dicht über der Meeresoberfläche. Die Sonne, die den ganzen Flug über schon versucht hatte, hinter dem Horizont zu verschwinden, war seit dem Wendemanöver nicht mehr zu sehen. Nasskalte Finsternis umgab das schlanke Flugzeug, die Stroboskoplichter an den Tragflächenenden warfen flackernde Blitze durch die offene Luke. Die roten Blinklichter am Rumpf spiegelten sich in den schaumgekrönten, weiß geäderten Wellenbergen wenige Meter unter ihnen.
    Der Pilot hielt die Maschine knapp vor dem Überziehen und versuchte, sie in der böigen dichten Luft so ruhig wie möglich zu halten. Susan hatte sich mit einem Leinengeschirr gesichert und sah aus wie ein Bergsteiger vor dem Einstieg in die Wand. Alex hatte Konens Leiche im Affengriff und schleifte den schweren Körper durch die Kabine, als wäre er eine Stoffpuppe. Er verzichtete auf Leinen und Karabinerhaken. Unbeeindruckt von dem infernalischen Lärm des Windes und der brüllenden Hecktriebwerke begann er, eine mit Verbundsteinen gefüllte Reisetasche an der Leiche zu befestigen. Die Tasche stand schon während des ganzen Fluges unter dem Tisch gegenüber von Konens Sitzgruppe. Man war ja schließlich vorbereitet.
    Zufrieden betrachtete er sein Werk, während Susan sich mit flatternder Kleidung und wild zerzaustem Haar an den Haltegriff neben der Türe klammerte. Alex zerrte die Leiche mitsamt der daran befestigten Tasche unmittelbar vor die Kante, hinter der ein schwarzes Inferno tobte. Gischtspritzer fanden den Weg ins Innere des Jets und benetzten Susans angespanntes Gesicht. Alex packte den toten Körper ohne viel Federlesens am Hosenbund und beförderte ihn nach draußen. Dumpf schlugen die Schuhe an den Rand der Luke. Das Platschen, mit dem Konens sterbliche Überreste in die aufgewühlte See eintauchten, war in der heulenden und tosenden Kakophonie nicht zu hören. Es war, als hätte Raimund Konen niemals existiert.
    „Augenblick noch, Susan!“ brüllte Alex gegen den Lärm an, „Er bekommt noch eine Grabbeigabe!“ Er tastete sich mit zusammengekniffenen Augen in die Galley und kam mit dem Skorpion-Gedeck zurück. Susan hob fragend die Augenbrauen und Alex fletschte die Zähne, was wohl ein Grinsen sein
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