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Skorpione im eigenen Saft

Skorpione im eigenen Saft

Titel: Skorpione im eigenen Saft
Autoren: Juan Bas
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Zeit.«
    »Ich bin sofort zurück.«
    »Ich versuche auf dich zu warten … Noch etwas.«
    »Sag.«
    »Bring noch ein Glas für dich mit. Trink mit mir ein letztes Mal … Seltsam. Ich weiß nicht warum, aber mir fällt gerade ein, wie mein Vater im Kaminfeuer Kastanien geröstet hat, als ich ein Kind war …, das war auch an Weihnachten … Und es war kalt …«
    Ich stand auf, um ihm seinen Wunsch persönlich zu erfüllen und meine Tränen vor ihm zu verbergen.
    Unsere Angestellten drängten sich in der Vorhalle, in respektvoller Distanz. Angelines und Gotzone, seine Küchenhilfen, heulten wie die Schlosshunde.
    Während ich die Flasche entkorkte und den Wein probierte, übermittelte ich dem Arzt und dem Sicherheitschef des lehendakari Astis Wunsch, dort in Ruhe zu sterben.
    Wir stießen an, ich stützte seinen Kopf mit der Hand und half ihm, das Glas zum Mund zu führen.
    »Exzellent. Findest du nicht?«
    »Ein wunderbarer Tropfen.«
    »So gut wie der, den ich mit Dominique getrunken habe.«
    »Kannst du mir verzeihen, was ich getan habe?«
    »Natürlich … Es ist nicht wichtig. Es ist vorbei.«
    »Aber der lehendakari ist noch am Leben.«
    »Nicht mehr lange.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Hast du das Dokument nicht zu Ende gelesen?«
    »Nicht ganz … Drei Seiten fehlen mir noch.«
    »Ich habe herausgefunden, dass auch Txoriburu Austern liebt … Ich habe Anweisung gegeben, sie gleich zu Beginn zu servieren … Heute morgen habe ich in jede gebackene Auster ausreichend Gift injiziert … Das mit der Bombe war gar keine schlechte Idee … Doch ich fand, dass die vergifteten Austern mein Leben als Mörder auf poetischere Weise beschließen würden.«
    Ich erstarrte.
    Asti öffnete den Mund zum letzten Mal, um Luft zu schöpfen.
    »Adiós, mein kleiner Tim. Jetzt ist Schluss mit der Vorstellung.«
    »Du hast mich umgebracht, du Mistkerl.«
    Ich küsste die mit kaltem Schweiß bedeckte Stirn von Kapitän Haddock und ließ ihn allein zurück.
    Während ich mich entfernte, hörte ich, wie das Riedelglas zerbrach, als es zu Boden fiel.

2
     
    Ich wollte eigentlich Alarm schlagen und verkünden, dass alle, die von den Austern gegessen hatten, vergiftet worden waren. Doch wer würde mir nach der Blamage mit der Bombe noch glauben?
    Ich musste allein aus dem Museum verschwinden und vor allen anderen im Krankenhaus sein, das war meine einzige Chance. Wenn alle Bescheid wussten, würde die Sache kompliziert werden, vor allem am Vorabend von Heiligabend und bei dem Chaos, das in der Stadt herrschte.
    Die Gemeinheit lauert überall.
    Ich versuchte, unbemerkt durch eine Seitentür neben dem Museumsshop zu verschwinden, doch ein ertzaina in Uniform befahl mir, bei ihm zu bleiben; sie wollten mich aufs Revier bringen, damit ich eine Aussage machte.
    Ich bat ihn, mich auf die Toilette gehen zu lassen, weil ich eine Magenverstimmung hätte. Er begleitete mich ins Erdgeschoss. Ich schloss mich in einer der Toiletten ein, und der Polizist wartete vor der Kabine; wenigstens erlaubte er mir, den Riegel vorzuschieben. Ich schraubte den Metallzylinder des Klopapierhalters ab. Geräuschlos schob ich den Riegel zurück, riss plötzlich die Tür auf und schlug ihm den Zylinder so oft auf die rote Baskenmütze, bis er bewusstlos zu Boden ging.
    Nie hätte ich gedacht, dass ich zu so etwas fähig sein würde.
    Ich verließ die Toiletten und schlich an der Wand entlang auf eine der Terrassen, von wo aus ich entkam. Ich kletterte über die Brüstung und lief seitlich über den Rasen bis zur Straße. Trotz des dichten Verkehrs erwischte ich sofort ein Taxi.

3
     
    »Ich glaube, ich begreife langsam«, sagte ich zu dem Taxifahrer.
    »Das hat auch gedauert. Aber grämen Sie sich nicht, auf dieser Ebene gibt es viel schlimmere Varianten als diese, das versichere ich Ihnen aus Erfahrung. Sie haben es nicht schlecht erwischt.«
    »Was mich am meisten wundert, ist, dass ich trotzdem gar keine Angst habe vor dem, was kommt.«
    »Das kommt von einer Art telepathischer Anästhesie. Das ist so üblich. Eine kleine Aufmerksamkeit des Hauses.«
    »Dann waren die Austern also tatsächlich vergiftet, das war kein Bluff von Astigarraga.«
    »Sieht so aus … Obwohl es auch andere Gründe geben könnte für die, sollen wir es Lösung des Rätsels nennen?«
    »Bin ich tot oder im Koma?«
    »Ist das nicht egal?«
    »Mir nicht. Wenn ich in einer Art Koma liegen sollte, das von dem Gift oder einem Gehirnschlag oder sonst irgend etwas verursacht worden ist, kann
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