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Skorpione im eigenen Saft

Skorpione im eigenen Saft

Titel: Skorpione im eigenen Saft
Autoren: Juan Bas
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Funktaxizentralen an; beide Nummern waren besetzt.
    In einem Tempo zwischen Geschwindschritt und kurzem Trab rannte ich los. Ich wusste nicht genau, wie groß die Entfernung zum Guggenheim war, zwischen zwei und drei Kilometer, schätzte ich, ein wahrhafter Marathon für den schlaffen Blasebalg von jemandem, der, wie George Bernard Shaw einmal sagte, als einzige Gymnastik bei Beerdigungen zu Fuß hinter den Särgen der Sportlerfreunde hergeht.
    Ich hatte noch keine fünfhundert Meter zurückgelegt, als das Seitenstechen einsetzte, und ich stehen bleiben musste, um Atem zu schöpfen. Die Dreiviertelliterflasche Glenmorangie und die Schachtel Benson & Hedges verteilten wahre Prankenhiebe.
    Unter den gegebenen Umständen musste ich alles aus mir rausholen und mich für kurze Zeit in einen Zatopek verwandeln.
    Ich rannte weiter.
    Es war eine Sache, nicht gleich davongestürzt zu sein, um Astigarraga noch vor Beendigung der Lektüre seines Geständnisses anzuzeigen, und eine völlig andere, nicht alles Menschenmögliche zu unternehmen, um einen Mord, besser gesagt, ein Massaker, zu verhindern; vergessen wir nicht, dass Francos ehemaliger Vorkoster verkündet hatte, neben dem lehendakari noch ein paar andere aus dem Weg zu räumen.
    Es lag auf der Hand, wie er diesen Anschlag ausführen würde: mit einer Bombe. In dem Wägelchen mit dem Fass verbarg sich zweifellos ein Sprengkörper. Ich hatte keinen Schimmer, wie er an den Sprengstoff gekommen war und diesen in das Fass bugsiert hatte, aber in Anbetracht der Geschicklichkeit, die er bei seinen anderen Morden entfaltet hatte, seine militärische Ausbildung nicht zu vergessen, die er in Algerien erhalten hatte, war es keine Überraschung.
    Der leidende und sterbenskranke Alkoholiker war eine wandelnde Olentzero-Bombe auf einem Kamikazetrip.
    Ich schaute auf die Uhr: fünf vor neun.
    Mal sehen.
    Er war gegen halb sieben in der Weltkarte aufgebrochen. Er hatte vorgehabt, die Strecke ganz langsam zurückzulegen und den einen oder anderen Umweg zu machen, wobei er Bonbons und glasierte Esskastanien verteilen wollte, um gegen neun, eine halbe Stunde nach Eröffnung der Veranstaltung, im Guggenheim zu sein.
    Ich verfluchte die zwei wertvollen Stunden, die ich mit der Lektüre all seiner Verirrungen verloren hatte, doch noch konnte ich es rechtzeitig schaffen. Obwohl ich wie ein in der Sahara zurückgelassener Hund hechelte – die zahlreichen Fußgänger schauten mich an und machten ein Gesicht, als begegneten sie einem Irren –, rannte ich noch ein bisschen schneller. Das Seitenstechen quälte mich noch mehr als der unvermeidliche Niedergang der Weltkarte.
    Um drei nach neun polterte ich die Freitreppe mit den breiten Stufen zum Museum hinunter, die man im Humpelschritt nehmen muss.
    Ich war da.
    Noch immer trafen geladene Gäste ein, und vom Eingang aus konnte man nichts Ungewöhnliches feststellen.
    Vielleicht war ich sogar vor ihm angekommen.
    An der Tür schubste ich ein Paar zur Seite, damit es mich vorbeiließ, – ich glaube, es war Rogelio Iturrigorri, der Präsident des Rechnungshofes, in Begleitung seiner Frau –, und gab der Hostess, die um meine Einladung gebeten hatte, einen heftigen Stoß.
    Da war er! Asti hatte die Vorhalle bereits durchquert und fuhr in diesem Moment mit seinem Eselskarren in den Säulensaal ein, wo sich die Gäste unter Beifall um den Mittelpunkt der Feier scharten. Ich sah, wie der lehendakari Txoriburu vortrat, um ihn zu begrüßen!
    Ich sprang über die Sicherheitssperre am Eingang, ohne auf die Schnauze zu fallen, und schrie wie nie zuvor in meinem Leben, eine Sekunde bevor mich ein Gorilla vom Wachdienst wie einen Rugbyspieler rammte.
    »Achtung! Der Olentzero hat eine Bombe bei sich!«
    Durch den Sturz fiel mein Handy in Form des Arumbaya-Fetischs aus meiner Jackentasche und schlitterte mehrere Meter über den Fußboden, bis es unter dem Treter eines Gorillas mit dem Gesicht von Steven Seagal landete, der sich ebenfalls auf mich stürzte.
    Die Leute schrien und öffneten mit der Geschwindigkeit eines aufgescheuchten Vogelschwarms, der von einem Adler angegriffen wird, einen Halbkreis um den Olentzero.
    Die Leibwächer des lehendakari umringten ihren Boss und schafften ihn schleunigst weg.
    Mindestens ein Dutzend Pistolen waren auf Asti und mich gerichtet.
    Vom Boden aus, wo ich von den Gorillas festgehalten wurde, schrie ich wieder.
    »Das Weinfass ist eine Bombe!«
    Eilig wurden die Gäste in den innen liegenden Saal gedrängt; um durch
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