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Sklaven der Flamme

Sklaven der Flamme

Titel: Sklaven der Flamme
Autoren: Samuel R. Delany
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sterbenden Sonne stammten. Sonst nur Schweigen, bis auf das Summen einer einsamen Galaxis, Ewigkeiten entfernt. Sie schwebten, reglos, starrten ins Nichts über sich, unter sich, um sich, und dachten über das Geschaute nach.
    Dann, grün wie Libellenflügel, kehrte das Gefühl zurück und riß sie aus der Schwärze, schleuderte sie in rote Flammen aus geschliffenem Granat, bis ihre Nerven und ihre Gehirne wieder zuckten; dann wurden sie durch den blauen Rauch, der ihren Organismus festigte, in die Hitze und Elektrizität eines Netzes aus silbernem Feuer geworfen.
     

 
12.
     
    Im Laborturm von Toron leuchtete die Kristallkugel über der Empfangsstation auf. Drei durchscheinende Gestalten verfestigten sich im schimmernden Nebel der Plattform. Dann turnten Alter und Tel unter dem Geländer durch und sprangen zu Boden. (Alter trug immer noch das Krankenhausnachthemd und den Gipsverband.) Arkor, Jon und Petra benutzten die Metalltreppe. Irgendwo klackten eine Reihe von Relais, und die roten Knöpfe von neunundvierzig Schaltern sprangen in die AUS-Position. Die Kugel wurde dunkel.
    »Mir fehlen noch ein paar Erklärungen«, sagte Petra. »He, Kinder, haltet euch still!«
    »Nun, zumindest auf der Erde ist der Herr der Flammen ausgeschaltet«, sagte Arkor. »Es liegt jetzt an Toromon, den Krieg zu beenden.«
    »Und weiter?« fragte Jon.
    »Die beiden Männer, die mit dem Herrn der Flammen aus dem Blockhaus flohen, ließen ihren Gedanken freien Lauf. Ich entnahm ihnen, daß jenseits der Barriere ein Stamm haust, der sich etwa mit den Menschen der frühen Steinzeit vergleichen läßt. Die Leute sind klein, untersetzt und haben einen kräftigen Knochenbau. Ansätze eines Sozialsystems lassen sich bereits erkennen. Der Herr der Flammen machte einen Vierjährigen zu seiner Wirtsperson. Er vermittelte dem Heranwachsenden technische Informationen von mehr als sechzigtausend Jahren. Der junge Mann begann alle möglichen Geräte zu bauen und zwang sein Volk, ihm dabei zu helfen. Sie benutzten dazu Material aus der Ruinenstadt, die aus der Zeit vor dem Großen Feuer stammte. So entstanden die Generatoren und die Flugabwehrraketen.«
    »Und unser Krieg?« fragte Jon. »Nun, der Herr der Flammen ist nicht mehr bei uns«, entgegnete Petra. »Wir haben ihn ans andere Ende des Universums gejagt. Der äußere Grund für den Krieg wurde damit beseitigt. Nun müssen wir uns um die inneren Ursachen kümmern.«
    »Was sollen wir mit den Kindern anfangen?« fragte Jon.
    »Ich glaube, das beste wäre es, wenn sie eine Zeitlang auf meinem Besitz blieben«, meinte Petra.
    »Du wohnst auf einer Insel, nicht wahr?« fragte Tel.
    »Ja.«
    »Fein. Alter, jetzt kann ich dir das Angeln beibringen, und wir sind den ganzen Tag am Meer.«
    »Was machen wir mit Uske?« wollte Arkor wissen. »Entweder du gehst in sein Schlafzimmer und unterbrichst einen seiner dummen Träume, um dein Anliegen vorzubringen. Dann wirst du wegen Hochverrats verhaftet. Oder du ziehst dich für den Augenblick zurück und wartest, bis sich die Gelegenheit für etwas Konstruktives bietet.«
    Plötzlich lächelte Jon. »He, er schläft?« Er drehte sich um und lief zur Tür. »Was hast du vor?« rief Petra.
    Jon sah Arkor an. »Lies meine Gedanken«, sagte er.
     
    Uske rollte sich auf der knisternden Seidendecke herum. Er glaubte, ein Geräusch zu hören.
    »He, Schwachkopf!« flüsterte jemand.
    Uske streckte den Arm aus und schaltete die Nachttischlampe ein. Der schwache gelbe Schimmer erhellte nur einen Teil des Raumes.
    »Nun gerate nicht gleich in Panik«, fuhr die Stimme fort. »Du träumst.«
    »Häh?« Uske stützte sich auf einen Ellbogen, blinzelte und kratzte sich mit der anderen Hand am Kopf.
    Ein Schatten kam näher und blieb stehen, halb im Licht. Er war nackt, ohne Gesicht und durchscheinend. »Siehst du«, sagte die Stimme. »Ein Trugbild deiner Phantasie.«
    »Oh, ich erinnere mich an dich«, sagte Uske.
    »Schön«, entgegnete der Schatten. »Weißt du, was ich seit unserer letzten Begegnung getan habe?«
    »Ich wüßte nicht, was mich weniger interessierte.« Uske drehte sich um und sah in die andere Richtung.
    »Ich habe versucht, den Krieg aufzuhalten.«
    »Sieh mal, Trugbild, es ist jetzt drei Uhr morgens. Ich glaube dir gern, aber weshalb belästigst du mich damit?«
    »Weil ich der Meinung bin, daß ich Erfolg gehabt habe.«
    »Ich gebe dir zwei Minuten Zeit. Dann zwicke ich mich und wache auf.« Wieder drehte sich Uske um.
    »Was befindet sich wohl
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