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Sklaven der Flamme

Sklaven der Flamme

Titel: Sklaven der Flamme
Autoren: Samuel R. Delany
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den Gipsverband.
    »Oh, Sie haben auch die Kinder mitgebracht.«
    »In Toron wollte ich sie nicht zurücklassen. Jon, Geryn ist tot. Ich fragte nach, was ich tun sollte, aber ich erhielt keine Antwort. So schleppten wir für alle Fälle seinen Leichnam mit. Aber was sollen wir jetzt machen?«
    Arkor stand am Geländer. Jetzt lachte er.
    »So komisch ist das nicht«, sagte Jon.
    Die Herzogin sah zum Himmel, wo das nächste Geschoß detonierte, »ich hatte gehofft, es würde nicht so weit kommen. Das hier bedeutet Krieg, Jon. Wir können ihn nicht mehr aufhalten.«
    Ein Flugzeug stürzte ab, diesmal ganz nahe. Sie suchten hinter den Autos Schutz. »Puh!« flüsterte Alter. Die anderen schwiegen.
    Dann rief Arkor: »Kommt!«
    »Wohin?« fragte Jon.
    »Folgt mir alle«, wiederholte Arkor.
    »Und was ist mit Geryn?«
    »Laßt den Toten hier. Er kann uns nicht helfen.«
    »Wissen Sie denn, was hier vorgeht?« fragte Jon.
    »Ich weiß mehr, als Geryn je wußte«, entgegnete der Hüne. »Und jetzt rasch!« Sie liefen noch ein Stück die Straße entlang, dann schwangen sie sich unter dem Geländer durch und betraten die öde, von Felsbrocken durchsetzte Ebene.
    »Wohin gehen wir?« flüsterte Tel.
    Jon drehte sich zu ihm um. »Das ist eine sehr berechtigte Frage.«
     
    Die Maschine stand schräg, und sieben Sekunden lang, während die Zeiger ausschlugen, wußte er nicht, in welche Richtung sie flogen – nach Osten oder Westen, nach oben oder unten. Als die Zeiger dann stillstanden, war ihm klar, daß es sich um keine der ersten drei Richtungen handelte. Das grüne Detektorlicht blinkte im Halbdunkel der Kabine. Der Generator! Der Strahlungsgenerator war direkt unter ihm. Dann blendete ihn ein greller Schein vor der Kanzel. Oh, verdammt! Er spürte den Ruck, und plötzlich hatte er im Nacken kalte Luft. Der Lärm wurde immer lauter, und die Nadel schwang bedächtig aus … die Maschine stürzte nach unten.
    Land tauchte vor ihm auf – eine kleine Blockhütte inmitten der öden Landschaft. Auf dem Dach kreisten drei Antennen. Das mußte es sein! Das mußte es sein!
    Seine Arme und Finger reagierten, bevor er denken konnte. Denn plötzlich schob er den Steuerknüppel nach vorn. Die Maschine – oder das, was noch von ihr übrig war – kippte nach unten. Er starrte in die Tiefe, genau auf einen Punkt, und der Punkt kam immer näher.
    Es mußten seine Finger und Arme gewesen sein, denn seine Gedanken beschäftigten sich mit einem Mädchen. Sie hatte eine Schnur aus Diamanten und Perlen ins Haar geflochten und fragte ihn, was er sich wünschte. Und er sagte: ›Nichts – nichts …‹, doch das stimmte nicht, denn er wollte … (Das Blockhaus kam auf ihn zu, und die Maschine schlug auf.) … Nichts.
    Tel und die Herzogin schrien auf. Die übrigen holten nur tief Luft und liefen ein paar Schritte zurück. »Er ist da drinnen«, sagte Arkor. »Der Herr der Flammen ist da drinnen.«
    Die Landschaft wurde von dem brennenden Flugzeug erhellt, und sie sahen nun das Blockhaus mit den kreisenden Antennen auf dem Dach. Bevor die Maschine abstürzte, öffnete sich eine Tür. Drei Gestalten tauchten auf und rannten zwischen den Felsblöcken dahin.
    »Der mittlere«, sagte Arkor. »Das ist er. Seht ihn an, konzentriert euch auf ihn …«
    »Was …?« begann Tel.
    »Ihr Kinder kommt mit mir«, sagte Arkor, aber er rührte sich nicht von der Stelle. Zwei der Gestalten waren jetzt gefallen. Die mittlere hingegen lief auf sie zu. Die brennende Maschine schlug auf, und die Gestalt wurde von dem Druck näher herangeschleudert …
     

 
11.
     
    Grün wie Libellenflügel … rot wie geschliffener Granat … ein Netz aus silbernem Feuer, und mit dem wirbelnden blauen Rauch jagte Jon über den Himmel.
    Dann Schwärze, kalt und absolut. Der Horizont war winzig, schroff gezackt, etwa drei Meter entfernt. Er schob eine Metallspreize vor und kroch geschickt über einen Abgrund, aber langsam, ganz langsam. Die Sterne standen gestochen scharf am Himmel, doch die Sonne drang nur schwach durch seine lichtempfindliche Haut. Wie eine rollende Kapsel schob er sich über den Felsbrocken, der irgendwo zwischen Mars und Jupiter seine Bahn zog. Nun ertasteten seine Gedanken ein zweites Geschöpf auf einem anderen Felsbrocken. Petra, fragte er, wo ist er?
    Seine Bahn müßte in anderthalb Minuten unsere drei Bahnen kreuzen.
    Schön.
    Jon, wer ist der dritte? Das verstehe ich immer noch nicht.
    Andere Gedanken mischten sich ein. Das verstehst du nicht? Ich war
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