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Skin Deep - Nichts geht tiefer als die erste Liebe (German Edition)

Skin Deep - Nichts geht tiefer als die erste Liebe (German Edition)

Titel: Skin Deep - Nichts geht tiefer als die erste Liebe (German Edition)
Autoren: Laura Jarratt
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Und auch den Ausdruck in ihren Augen, als sie sich abgewandt hatte, konnte ich nicht vergessen. Sie muss vorher hübsch gewesen sein. Nichts Besonderes, einfach durchschnittlich hübsch, wie es eine Menge Mädchen sind. Aber doch irgendwie niedlich, auf eine stille Art und Weise. Wenn ich sie noch mal träfe, würde ich nicht mehr starren. Schließlich habe ich es immer gehasst, wenn irgendwelche Kinder mich und Mum angegafft haben.

5_Jenna
    Ich zog Raggs den Weg entlang, weg vom Kanal, und wir nahmen den Umweg durchs Dorf, sodass ich nicht mehr an dem Boot vorbeimusste. Der blöde Köter blieb immer wieder stehen, um mich anzuschauen, als würde er sich Sorgen machen, und ich versuchte, die Tränen zurückzudrängen, die mir über die Wangen liefen.
    Auch vor dem Unfall wäre der Junge eine Nummer zu groß für mich gewesen. Ich schätzte, dass er ein paar Jahre älter war als ich und mindestens 1,80 Meter groß. Aber er sah nicht so schlaksig aus wie die Jungs, die zu schnell wuchsen. Seine Schultern waren breit, und seine Muskeln waren deutlich zu sehen – wahrscheinlich trainierte er regelmäßig. Sein honigfarbenes Haar war oben noch eine Spur heller, und auf seiner Nase hatte er ein bisschen Sonnenbrand – so als ob er viel Zeit draußen verbrachte. Er sah nicht so perfekt aus wie diese Jungs, die in irgendeiner Boygroup mitmachten, aber er war ohne Zweifel ziemlich attraktiv. Besonders mit nacktem Oberkörper.
    Wenn mich der Unfall nicht nur hässlich gemacht, sondern mir auch meine Gefühle genommen hätte, wäre das Leben einfacher. Doch das Flattern in meinem Bauch war immer noch da, wenn ich einen Jungen wie diesen sah. Selbst wenn er mich anschaute, als wäre ich ein Monster.
    Die Tränen liefen immer schneller und die Straße vor mir verschwamm. »Das ist alles deine Schuld, du nutzloser Köter. Ich habe dir gesagt, du sollst zurückkommen. Ich hasse dich!«
    Raggs kam aus dem Brombeergebüsch hervor, in dem er herumgeschnüffelt hatte, und rannte auf mich zu. Er wedelte mit dem Schwanz.
    »Komm schon. Wir gehen nach Hause.« Das Wochenende war gelaufen. Ich wollte nur noch nach Hause, unter meine Decke kriechen und mich dort verstecken. Für immer.
    Im Garten kickte Charlie einen Fußball über den Rasen. »Willst du ins Tor?«, rief er mir zu, während er mit seinen spindeldürren Beinen den Ball vor sich her dribbelte.
    »Nein!«
    Er blieb stehen und starrte mir überrascht nach, als ich ins Haus eilte und Raggs einfach bei ihm ließ. »Jen, was ist denn los?«
    Ich knallte die Hintertür zu und rannte nach oben. Ganz unten in meinem Schrank, hinten an der Rückwand, hatte ich einen in ein Handtuch gewickelten Schminkspiegel versteckt. Den einzigen Spiegel, den ich noch besaß. Ich kniete mich hin und holte ihn mit zitternden Händen hervor. Übelkeit stieg in mir hoch, als ich hineinschaute. Es war so furchtbar wie immer. Wie in einem Horrorfilm. Das Hässlichste, was ich im wahren Leben je gesehen habe. Kein Wunder, dass der Junge angewidert geguckt hat. Ich wette, er hätte kotzen können, als er mich sah. Ich könnte jedenfalls kotzen.
    Am liebsten würde ich mit Lindsay tauschen. Besser tot als so auszusehen.
    Das Ding, das seit dem Unfall in mir schlummerte, erwachte zum Leben. Es fraß mich mit knirschenden Zähnen von innen auf. Ich wollte den Spiegel durch den Raum schleudern. Wollte losschreien. Alles zerstören, was in meiner Nähe war. Die Vorhänge runterreißen. Das Fenster einschlagen. Die Bestie einfach rauslassen.
    Aber brave Mädchen tun so was nicht, sie machen kein Theater und bereiten ihren Eltern keinen Kummer. Und ich war ein braves Mädchen, deshalb rollte ich mich auf dem Boden zusammen und heulte leise vor mich hin.
    Als sie im Krankenhaus zum ersten Mal die Verbände abnahmen, sah mein Dad mich an und weinte. Ich hatte meinen Vater noch nie weinen sehen, doch jetzt saß er da und weinte, als ob etwas in ihm zerbrochen wäre. Mum versuchte, ihn dazu zu bringen aufzuhören, aber er konnte nicht, und eine Schwester kam und führte ihn sanft aus dem Zimmer. Danach wussten sie nicht, ob sie mir einen Spiegel geben sollten. Von Mum und Dad wurde erwartet, dass sie mich unterstützen, doch es war nicht gerade nach Plan verlaufen. Ich musste mich trotzdem ansehen. Schließlich konnte man es nicht ewig aufschieben.
    »Denk daran, dass du noch einen großen Teil des Heilungsprozesses vor dir hast. Die Transplantate müssen erst richtig anwachsen, und es dauert eine Weile, bis die
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