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Skalpell Nr. 5

Skalpell Nr. 5

Titel: Skalpell Nr. 5
Autoren: Michael Baden , Linda Kenney
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Schon wieder ein romantisches Rendezvous zwischen den Leichen, wie ich höre. Sie hat sich so über den freien Nachmittag gefreut – bei Bergdorfs ist eine kleine Modenschau –, dass sie ihr Handy hier vergessen hat.«
    »Mit mir? Wieso denn das?«
    »Sie hat gesagt, irgendwer aus Ihrem Büro hat angerufen und gesagt, sie sollte sich später am Nachmittag mit Ihnen im Bellevue treffen, in der Leichenhalle. Angeblich haben Sie was gefunden und wollten es ihr zeigen.«
    In Jakes Magengrube machte sich kalte Angst breit.

29

    I n der Eingangshalle des Bellevue Hospital kam ein Mann in einem Krankenhauskittel auf sie zu. Er trug einen Sender im Ohr wie ein Geheimagent. »Ms. Manfreda?«
    »Ja.«
    »Ich bin Lawrence Travis. Dr. Rosen hat mich gebeten, Sie zur Leichenhalle zu begleiten. Er ist noch in einer dringenden Besprechung, aber er kommt, sobald er kann.«
    Wahrscheinlich ist er bei Pederson, und es geht um seine Zukunft. »Ich finde schon zur Leichenhalle. Sie müssen mich nicht extra begleiten.«
    »Das macht mir keine Mühe. Es ist die alte Leichenhalle, und die ist ziemlich gruselig. Ich versichere Ihnen, Sie werden froh sein über meine Begleitung.«
    Sie lächelte. »Vielen Dank. Das ist sehr nett von Ihnen.«
    Sie fuhren mit dem Aufzug hinunter in den Keller, wo er sie einen tristen, hell erleuchteten Gang entlangführte, bis sie zu einer Tür gelangten. Sie fröstelte. »Ganz schön kalt hier unten.«
    »Drinnen ist es wärmer«, sagte Travis. Er öffnete die Tür. Manny sah eine Wand mit nummerierten Kühlfächern aus silbrigem Metall, vier Fünfzehnerreihen übereinander.
    Davor stand eine Rollbahre mit einer Leiche darauf.
    »Hier werden die Leichen aufbewahrt, bis die Bestatter sie ab­holen oder sie auf den Armenfriedhof gebracht werden«, er­klärte Travis, als sie eintraten. »Wir kühlen die Leichen, die eine Weile hierbleiben müssen. Die sind in den hinteren Fächern. Jeweils eine Leiche pro Fach, und meistens ist gut die Hälfte belegt, es sei denn, es hat eine Katastrophe gegeben und die To­ten­ häufen sich.«
    Dem macht das richtig Spaß. Gruselig war das richtige Wort.
    »Alle nicht identifizierten Leichen in Manhattan, für die sich keiner interessiert, landen erst mal hier, ehe sie auf Hart Island bestattet werden. Die meisten sind unkenntlich – weil sie schon zu sehr verwest sind. Viele davon sind alte Menschen, die ihre Freunde und Verwandten überlebt haben. Die Polizei hat da hinten ein Büro der Vermisstenabteilung, gleich neben dem alten Obduktionsraum, aber das ist nur ganz selten besetzt.«
    »Der alte Obduktionsraum? Will Dr. Rosen sich dort mit mir treffen?« Er antwortete ihr nicht. Sie fragte noch einmal.
    »Ich denke ja. Er hat nur von der alten Leichenhalle gesprochen.«
    »Wenn es ein alte gibt, muss es doch auch eine neue geben. Wieso treffen wir uns nicht da?«
    Travis zuckte die Achseln. »Das müssen Sie ihn schon selbst fragen. Hier war früher die Leichenhalle der Gerichtsmedizin, aber die ist jetzt gegenüber in dem Gebäude, wo Dr. Rosen sein Büro hat.«
    Misstrauen keimte in ihr auf. »Arbeiten Sie schon lange für Dr. Rosen?«
    »Nein, Ma’am. Drei, vier Wochen, länger nicht. Ich hab mal einen Vortrag von ihm über Blutspritzer gehört, und danach war mir klar, dass ich in seine Abteilung versetzt werden wollte.«
    Manny klingelten die Ohren. »Einen Vortrag worüber?«
    »Blutspritzer.«
    Blutspritzer. Sie hatte schon oft gehört, wie Jake sich über diesen laienhaften Ausdruck amüsierte. »›Spritzer‹, das ist ein Wort für Barkeeper, aber kein sauberer Terminus für Blutspuren an einem Tatort. Wir reden von ›Spritzspuren‹.« Dieser Mann hatte nie einen Vortrag von Jake gehört. Angst zerrte an ihr wie ein kalter Windstoß, als sie sich umwandte und ihn ansah, dann den Blick nach unten zu seinen Eidechsenleder-Stiefeln wandern ließ. Er war es, der mich vor meinem Büro niedergestochen hat!
    »Ms. Manfreda, ich hatte Ihnen geraten, mit dem Herumschnüffeln aufzuhören.«
    Sie hatte seinen Atem schon mal gespürt – in Turner. »Wer sind Sie?«, flüsterte sie.
    »Daniel Markis.« Seine Stimme war unnatürlich laut.
    »Der Mann von Elizabeth!« Jake hatte ihr erzählt, dass Markis Elizabeth regelrecht hörig war und so sehr in ihrem Schatten stand, dass er praktisch unsichtbar geworden war. Sie musste ihn nach Turner geschickt haben. Und er war die »Putzfrau« vor ihrem Büro gewesen. »Jake sagt, Sie sind Footballcoach an einer High
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