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Skalpell Nr. 5

Skalpell Nr. 5

Titel: Skalpell Nr. 5
Autoren: Michael Baden , Linda Kenney
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drohten ihn zu übermannen, und er entschuldigte sich bei seinen Gastgebern, um kurz ins Bad zu verschwinden, wo er sich Wasser ins Gesicht spritzte und die Hände auf das Waschbecken stützte, bis er seine Emotionen wieder unter Kontrolle hatte. Ewing hat sein Versprechen gehalten; selbst Ungeheuer wie er haben noch einen Funken Menschlichkeit in sich. Und Pete – Pete war ein guter Mann. Zumindest hatte er versucht, seine Sünden auf die einzige Weise wiedergutzumachen, die ihm zur Verfügung stand – durch Wally. Er hat Buße getan.
    Er kehrte an den Esstisch zurück. Dora hatte inzwischen das Geschirr abgeräumt, und Joseph war vor die Tür gegangen, um eine Zigarette zu rauchen, aber als er Jake sah, kam er wieder herein.
    »Ich habe leider eine traurige Nachricht für Sie«, sagte Jake leise. »Pete ist gestorben.«
    »Oh nein!« Dora hob ihre Schürze vor den Mund. »Wann denn? Warum hat Wally uns nichts davon gesagt?«
    »Vor zwei Wochen. Pete hatte Krebs, und vielleicht wollte Wally Sie schonen.«
    »Hat Dr. Harrigan gelitten?«, wollte Joseph wissen.
    »Nur ganz zum Schluss. Kurz vor seinem Tod war ich noch bei ihm. Wir haben über Wally gesprochen.«
    »Möge seine Seele in Frieden ruhen«, raunte Dora. »Danke, dass Sie es uns gesagt haben.«
    Jake schüttelte Joseph die Hand und umarmte Dora. »Und ich danke Ihnen«, sagte er zum Abschied, »dass Sie so gute Eltern sind.«

    Es war nach zwei. Jake rief Manny an. Kenneth meldete sich und sagte ihm, dass der Gerichtstermin im Fall Martin doch länger dauerte als erwartet, und er nicht genau wisse, wann sie zurück sein werde. »Aber sie kommt ganz sicher noch ins Büro. Sie können sich nicht vorstellen, wie viel Arbeit hier liegen geblieben ist.«
    »Und ob ich mir das vorstellen kann«, sagte Jake und dachte mit Sorge an seinen eigenen Schreibtisch und daran, was alles auf ihn wartete, wenn Pederson ihm erlaubte, wieder zur Arbeit zu kommen.
    Soll ich Elizabeth von dem Kind erzählen? Pete hat ihr nie was davon gesagt. Warum also soll ich jetzt den Boten spielen? Er saß in seinem Auto und dachte nach. Weil ihre Karriere darunter leiden könnte, wenn die Sache an die Öffentlichkeit kommt, ohne dass sie zuvor davon erfährt. Pete hätte gewollt, dass ich sie schütze. Sie ist Wallys Halbschwester, aber vor allem ist sie Petes Tochter. Er rief in ihrem Büro an. Sie war heute noch nicht dort gewesen, wie ihm eine Frau mit der Stimme eines Kasernenhofschleifers mitteilte. Genauer gesagt, die ganze Woche noch nicht. Seit ihr Mann bei einem Autounfall verletzt worden war.
    Gut. Es wird leichter sein, bei ihr zu Hause mit ihr zu reden.

    Das Haus der Familie Markis hätte mit seiner kreisrunden Auffahrt, die einen makellosen Rasen durchschnitt, eher ins alte England gepasst als ins New Jersey des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Jake war noch nie hier gewesen; als er mit Elizabeth zusammen gewesen war, hatte sie noch sehr viel bescheidener gewohnt. Auf den ersten Blick kam ihm das Haus viel zu prächtig vor, um von irgendjemandem bewohnt zu werden, den er kannte, außer vielleicht vom Bürgermeister, ein Eindruck, der noch verstärkt wurde, als er das in Marmor gehaltene Foyer betrat, wo sich eine geschwungene Treppe in himmlischen Höhen verlor, und von einem livrierten Butler gefragt wurde, ob er erwartet werde.
    »Nein«, sagte Jake, der sein Kommen absichtlich nicht angekündigt hatte, weil er fürchtete, sie würde ihn abwimmeln, »aber es handelt sich um einen Notfall. Ich bin Jacob Rosen, ein Freund ihres verstorbenen Vaters und Gerichtsmediziner der Stadt New York.«
    Letzteres schien seine Wirkung zu tun, denn der Butler machte eine leichte Verbeugung und ging nach oben. Kurz darauf erschien Elizabeth in einem schlichten schwarzen Kleid. Manny würde wissen, von welchem Designer, dachte er. »Jake«, sagte sie unterkühlt. »Das ist aber eine Überraschung.«
    »Es tut mir leid, dass ich so hereinplatze. Ehrlich. Aber ich hab etwas über deinen Vater herausgefunden, was du wissen solltest.«
    »Über seinen Tod? Ich habe dir doch gesagt, dass ich nicht –«
    »Über sein Leben. Sein früheres Leben.«
    Sie seufzte. »Ich hab nicht viel Zeit. Daniel ist verletzt.«
    »Das hab ich von deiner Sekretärin erfahren. Ein Autounfall?«
    »Ja. Auf dem Jersey Turnpike ist ein Lkw explodiert. Er hat die Wucht der Detonation abbekommen. Eine gebrochene Rip­pe, Schnittwunden und Prellungen – er kann kaum gehen –, und von dem Knall war er vorübergehend
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