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Sirenenlied

Sirenenlied

Titel: Sirenenlied
Autoren: Tanja Heitmann
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bestimmte einen Großteil der Unterhaltungen unter den jüngeren Männern.
    »Hi, Eileen. Willst du auch los?«
    Zu Joshs Vergnügen blieb Eileen dicht an ihn gelehnt stehen. Das Peebles war zwar gut mit Gästen gefüllt, so gut
gefüllt nun aber auch wieder nicht. Josh konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    »Ja, ab jetzt kann es schließlich nur noch bergab mit der Stimmung gehen.«
    Ohne ihm direkt in die Augen zu sehen, hakte Eileen sich bei ihm unter, was Logan, der auch nach Feierabend seinen Blaumann trug, zu einer Daumen-Hoch-Geste veranlasste. Mehr amüsiert als peinlich berührt, schüttelte Josh den Kopf. Dann sah er zu, dass sie schnell den Ausgang erreichten, bevor noch einem anderen Gast ein schlauer Kommentar einfiel.
    Draußen begrüßte sie der Nachtwind. Mit ihrer freien Hand zog Eileen sich die Kapuze über ihren braunen Lockenkopf, während sie ihre Wachsjacke weiterhin offen ließ. Schließlich wollte sie ihre beiden schlagenden Argumente ja nicht verstecken, nachdem es ihr auf diese Art gelungen war, seine Aufmerksamkeit zu ergattern. Eileen Rutherford verfügte nicht nur über ein berüchtigtes Mundwerk, sondern wusste auch ziemlich genau, was sie wollte. Bei dieser Erkenntnis wurde Josh etwas flau im Magen. Irgendwie ahnte er, dass das hier für Eileen nicht bloß eine Anmache war, mit der sie die Langeweile des Insellebens durchkreuzen wollte. So ein Typ war sie nicht, wenn er es recht bedachte. Schließlich bissen sich die anderen Jungs aus dem Pub regelmäßig die Zähne an ihr aus. Als er ihr seinen Arm entzog, um in seinen Parka zu schlüpfen, zog sie eine Schnute, war dann aber zu stolz, um erneut nach seinem Arm zu greifen.
    »Ist dein Motorrad wirklich hinüber?«, fragte sie, als sie die Straße in Richtung Dorfrand einschlugen, wo Eileen mit ihrer alleinerziehenden Mutter, einer hochbetagten Großmutter und zwei jüngeren Geschwistern in einem
der neueren Fertigbauhäuser wohnte. Josh musste noch ein ganzes Stück weiter, um zu dem alten Steinhaus zu gelangen, in dem er seine Zelte aufgeschlagen hatte.
    »Nein, mir ist der Sprit ausgegangen, und ich hatte keine Lust, die Mühle bis zum Hafen zu schieben, nur um festzustellen, dass Logan bereits Feierabend gemacht hat.« Logan war nicht nur Schiffsbauer, sondern auch der hiesige Sprithändler - zumindest, wenn ihm der Sinn danach stand. Spätestens wenn das Peebles seine Pforten öffnete, war damit Schluss. »Sag bloß, du hast auch noch einen Spruch darüber auf Lager, dass mein Motorrad allein durch die mentale Kraft meines Sturkopfs zusammengehalten wird.«
    Eileen lachte. »Womit ich ganz klar richtigliegen würde. Aber ich wollte eigentlich eher wissen, ob ich jetzt wohl häufiger in die Gunst deiner Begleitung komme. Ansonsten braust du ja immer davon, wenn ich mich auf den Heimweg mache. Also meinetwegen brauchst du die Kiste nicht so schnell wieder aufzutanken - es sei denn, du willst mich als Beifahrerin mitnehmen.«
    Es sah ganz so aus, als hätte Logan Recht mit Eileens ernsthaftem Interesse an ihm. Ganz egal, wie locker ihr Mundwerk nämlich sein mochte, das war sehr geradeheraus gewesen. Sorgen um eine Abfuhr machte sie sich allem Anschein nach nicht. Womit sie eine typische Cragganmore-Frau war: Die wussten stets erschreckend genau, was sie wollten.
    »Tja«, versuchte Josh die Situation zu entschärfen. »Das mit dem Mitnehmen hätte ich bestimmt schon längst angeboten, aber ich befürchte, mit dir hinten drauf würde die Maschine zusammenbrechen.«
    Eileen blieb abrupt stehen und blickte ihn empört an.
    Es dauerte einen Augenblick, bis Josh verstand, wo ihr Problem lag. Sofort hob er beschwichtigend die Hände. »Ich wollte damit keineswegs sagen, dass du zu schwer bist. Die Triumph ist wirklich alt und klapprig und hält nicht mehr viel aus. Ich meine, sie hält gerade mal mich aus.«
    »Damit, dich auszuhalten, hat sie vermutlich wirklich genug zu tun, Galbraith.«
    Josh nickte zustimmend, während er sich insgeheim fragte, welches Problem die bestenfalls üppige Eileen wohl mit ihrer Figur haben mochte. Gut, sie war etwas klein und dafür recht rund geraten. Aber aus männlicher Perspektive passte jedenfalls alles ausgesprochen gut zusammen.
    Als sie vor Eileens Haus ankamen, wollte Josh sich rasch verabschieden, doch sie kam ihm zuvor. »Sag mal, hast du eigentlich schon einmal darüber nachgedacht, aufs Festland zu ziehen?«
    »Nein, noch nie. So spannend ist es da drüben nicht«, gab Josh leicht
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