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Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

Titel: Sir Rogers himmlischer Kreuzzug
Autoren: Poul Anderson
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Exorzismusformel murmelte. Ich war sicher, sie würde nichts verhelfen; das Ende der Welt war über uns.
    Wenn der Dämon nur stehengeblieben wäre, dann hätten sich bald unsere Ränge gelöst, und wir wären geflohen. Aber er hob ein Rohr, das er in der Hand hielt. Eine Flamme schoß aus ihm, blendend weiß. Ich hörte es in der Luft knistern und sah, wie ein Mann ganz in meiner Nähe getroffen wurde. Er fiel tot zu Boden, die Brust aufgebrannt.
    Drei weitere Dämonen traten hervor.
    Soldaten sind dazu ausgebildet zu reagieren und nicht nachzudenken, wenn solche Dinge geschehen. Der Bogen von Red John sang. Der vorderste Dämon taumelte von der Rampe, durchbohrt von einem Pfeil. Ich sah ihn Blut husten und sterben. Und als hätte der eine Schuß hundert andere ausgelöst, war der Himmel plötzlich grau von pfeifenden Pfeilen. Die drei anderen Dämonen brachen zusammen, so dick mit Pfeilen gespickt, als wären sie Zielscheiben.
    „Man kann sie töten!“ brüllte Sir Roger. „Lob dem Herrn! Sankt Georg, für England!“ Und er gab seinem Pferd die Sporen und preschte die Rampe hinauf.
    Es heißt, die Furcht könne unnatürlichen Mut erzeugen. Mit einem wilden Schrei rannte die ganze Armee hinter ihm her. Ich muß gestehen, auch ich heulte und rannte ins Schiff.
    Ich habe nur eine schwache Erinnerung an jenen Kampf, der durch alle Räume und Korridore wütete und tobte. Irgendwo, von irgend jemandem, bekam ich eine Streitaxt. Ich bewahre in mir den verwirrten Eindruck, auf böse, blaue Gesichter einzuschlagen, die sich mir entgegenhoben, die Zähne fletschten, erinnere mich daran, wie ich im Blut ausglitt und mich erhob, um erneut zuzuschlagen. Sir Roger konnte die Schlacht nicht lenken. Seine Männer rannten ungezügelt. Im Wissen, daß man die Dämonen töten konnte, war ihr einziger Gedanke der, zu töten und es hinter sich zu bringen.
    Die Mannschaft des Schiffes zählte etwa hundert, aber nur wenige trugen Waffen. Später fanden wir alle möglichen Gerätschaften in den Laderäumen, aber die Invasoren hatten sich darauf verlassen, Panik zu erzeugen. Da sie die Engländer nicht kannten, hatten sie nicht mit Schwierigkeiten gerechnet. Die Artillerie des Schiffs war zum Einsatz bereit, aber sobald wir im Schiffsinneren waren, wertlos.
    In weniger als einer Stunde hatten wir sie alle erjagt.
    Als ich durch die Überreste des Gemetzels ins Freie watete, weinte ich vor Freude, weil ich wieder das gesegnete Licht der Sonne auf der Haut verspürte.
    Sir Roger beriet sich mit seinen Hauptleuten, um unsere Verluste festzustellen, die insgesamt nicht mehr als fünfzehn Mann betrugen. Während ich vor Erschöpfung zitternd dastand, kam Red John Hameward heraus. Er hatte sich einen Dämon über die Schulter geworfen.
    Jetzt warf er das Geschöpf Sir Roger vor die Füße. „Den da habe ich mit der bloßen Faust gefällt, Sire“, keuchte er. „Ich dachte, Ihr würdet einen eine Weile am Leben lassen wollen, um ihn zu befragen. Oder sollte ich kein Risiko eingehen und ihm schon jetzt den häßlichen Kopf abschneiden?“
    Sir Roger überlegte. Er war jetzt wieder ganz ruhig; keiner von uns hatte die Ungeheuerlichkeit dessen, was wir erlebt hatten, schon ganz erfaßt. Ein grimmiges Lächeln spielte um seine Lippen. Er antwortete in Englisch, das er ebenso fließend beherrschte wie das Französisch der Adeligen, dem er gewöhnlich den Vorzug gab.
    „Wenn dies Dämonen sind“, meinte er, „dann sind es armselige Dämonen, denn sie ließen sich ebenso leicht erschlagen wie Menschen. Leichter sogar, fürwahr. Sie verstanden weniger vom Nahkampf als meine kleine Tochter. Viel weniger, denn sie hat mich schon häufig in die Nase gezwickt. Ich glaube, man wird diesen kleinen Burschen mit Ketten fesseln können, wie, Bruder Parvus?“
    „Ja, Mylord“, meinte ich. „Wenn es auch besser wäre, ein paar Heiligenreliquien und die Hostie in der Nähe zu halten.“
    „Nun, dann bring ihn in die Abtei, und sieh zu, was ihr aus ihm herausquetschen könnt. Ich werde eine Wache mitschicken. Komm heute abend zum Essen.“
    „Sire“, meinte ich mit schwachem Tadel, „wir sollten eine große Dankmesse abhalten, ehe wir etwas anderes tun.“
    „Ja, ja“, sagte er ungeduldig. „Sprich mit deinem Abt darüber. Tut, was euch am besten erscheint. Aber kommt zum Essen und sagt mir, was ihr erfahren habt.“
    Er sah das Schiff an, und seine Augen wurden nachdenklich.

 
2
     
    Ich kam wie befohlen, mit Billigung meines Abtes, der
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