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Sinuhe, Sohn der Sykomore 1

Sinuhe, Sohn der Sykomore 1

Titel: Sinuhe, Sohn der Sykomore 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Brueckmann
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vorgefallen, von dem ich glaube, du sollest Kenntnis davon haben. Ich ließ Sinuhe dies Schreiben anfertigen. Bitte lies es jetzt gleich, damit ich dir Fragen beantworten kann.«
    Erstaunt hob Pharao die Brauen und entrollte den Papyrus. Seine Augen überflogen die Zeilen und verengten sich dabei immer mehr, während sich eine Zornesfalte auf seiner Stirn bildete. Schließlich legte er das Blatt beiseite und hieb mit der Faust auf die Tischplatte. »Wieso hat Meketre mir darüber keine Mitteilung gemacht, wie es seine Aufgabe gewesen wäre? Wieso muss ich so wichtige Informationen von einem kleinen Beamten erfahren?«, schrie er und sprang auf.
    Cheti erschrak vor der gewalttätigen und gottgleichen Präsenz, die sein Herr ausstrahlte. Er betete insgeheim, dass ihn nie der Zorn dieses Mannes treffen möge. Doch er fasste sich und beantwortete die Fragen seines Königs mit fester Stimme. Er erzählte ihm alles, was er von Sinuhe wusste, und sparte auch dessen und seine eigenen Schlussfolgerungen nicht aus.
    Nachdem Cheti geendet hatte, sackte Amenemhet in seinem Stuhl zusammen und wurde wieder ganz Mensch. »Ich danke dir, Cheti, dass du mich unterrichtet hast. Noch mehr danke ich deinem Sohn für seinen Mut, gegen die Anweisung seines Vorgesetzten zu handeln. Ich werde euch das nicht vergessen. Und nun geh. Geh, mein Freund, heim zu deiner Frau. Ich muss nachdenken.«
    Cheti verbeugte sich und verließ seinen Herrn. Er war verunsichert, ob er nicht über das Ziel hinausgeschossen war, indem er Meketre beschuldigte. Hatte er ihm Unrecht getan?
     
    Amenemhet blieb allein zurück. So viel hatte er dafür tun müssen, um an der Spitze der Beiden Länder zu stehen. Er hatte es auf sich genommen, um den Kindern des Schwarzen Landes zu dienen, nicht, um sich zu bereichern – wie so viele andere es getan hätten. Doch was würde von seinen guten Absichten bleiben, wenn er Tag für Tag die Truppen gegen die Menschen aussenden musste, für deren Schutz er doch zuständig war? Wenn genau die gierigen Menschen, vor denen er die Beiden Länder schützen wollte, ihm ständig nach dem Leben trachteten? Und nun auch noch Meketre, dem er vertraut hatte.
    Er war ein einsamer Mann, Vater von Tausenden, die ihm seine Sorge nicht dankten. Wem konnte er überhaupt noch trauen? Er ahnte, dass sich hinter dem Mord an Anuket viel mehr verbarg, als Cheti annahm. Er würde in Zukunft noch mehr auf der Hut sein müssen.
     
    * * *
    Sinuhe wartete zappelig vor Aufregung im Haus der Eltern auf Chetis Rückkehr. Er hatte Meret beim Essen in groben Zügen berichtet, was vorgefallen war, wusste er doch, dass Cheti vor ihr keine Geheimnisse hatte. Nun war auch Meret tief in Sorge. Sie hatte große Angst um Mann und Sohn, denn wenn es eine Verschwörung innerhalb des Palastes gab, konnten sie zu den Ersten gehören, die ihr zum Opfer fielen. Endlich klappte die Tür hinter Cheti zu.
    »Und?«, fragten beide wie aus einem Mund.
    »Ich habe Pharao, er möge leben, heil und gesund sein, den Bericht gegeben. Er teilt unsere Sorgen und lässt dir, Sinuhe, seinen Dank ausrichten«, verkündete er steif. Dann jedoch schüttelte er den Beamten in sich ab und umarmte seine Familie. »Ich hoffe, wir haben das Richtige getan«, murmelte er in Merets Haar.
    Sinuhe war enttäuscht, dass Cheti nicht mehr zu berichten wusste. Er hatte von Pharao sofortige und drastische Maßnahmen erwartet. Sein Herz war voll Unruhe, und er wünschte sich, in blindem Tatendrang zuschlagen zu können, doch dann sah er ein, dass Ungestüm vielleicht mehr schaden als nützen würde. Wenn es eine Verschwörung gab, war es wichtig, den Kopf des Untiers abzuschlagen, nicht nur dessen Schwanz.
    Als er endlich durch die Dunkelheit nach Hause eilte, dachte er darüber nach, wie er Sati seine späte Heimkehr erklären solle. Cheti hatte ihm verboten mit irgendjemandem, auch nicht mit seiner Frau, über die Vorkommnisse zu reden. Es sei zu gefährlich, und man wisse nie, wer lausche oder wer die Information an wen weitergeben könne. Es widerstrebte Sinuhe, vor Sati etwas zu verheimlichen, doch er ahnte, dass sie vielleicht ihre Angst vor ihrem Vater nicht würde verbergen können und Ipi auf diese Weise womöglich von den Ereignissen erfahren könnte.
    Sinuhe hatte nach wie vor großen Respekt vor seinem mächtigen Schwiegervater. Er wusste auch, dass Ipi ein Freund Pharaos war. Doch es war besser, es Pharao zu überlassen, wen er einweihte – und wann. Er war noch zu keinem Schluss

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